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Über das Priestertum (BKV)
KAPITEL II.
Es gehört demnach eine außerordentliche Beherztheit dazu, wie sie über meine Unbedeutendheit weit hinausgeht, um die unordentliche und schädliche Lust der Menge zu zügeln und sie dazu zu bringen, mehr zu ihrem eigenen Nutzen [die Predigt] anzuhören, so daß infolgedessen das Volk dem Prediger nachgebe und sich nach ihm richte, nicht aber er sich durch die Wünsche der großen Menge beeinflussen lasse. Das kann er jedoch nur durch folgende zwei Eigenschaften erreichen: durch Verachtung aller Lobsprüche und durch die Macht seiner eigenen Beredsamkeit.
Wenn das eine dieser beiden Erfordernisse fehlt, wird das übrig bleibende infolge des Mangels des anderen völlig nutzlos. Mag einer auch Geringschätzung gegenüber Lobeserhebungen zeigen, bietet er aber nicht einen Vortrag, der mit Anmut und Salz gewürzt ist1, so wird er selbst leicht von der Menge gering geachtet, ohne von seiner hochherzigen Gesinnung Gewinn zu haben. Versteht er es anderseits, in letzterer Beziehung2 alles recht zu machen, ist er jedoch für die Bezeigung des Beifalls empfänglich3, so bedroht hinwiederum sowohl ihn wie die Menge der nämliche S. 211 Nachteil, weil er in seinem Haschen nach Lobsprüchen bestrebt ist, seinen Zuhörern mehr zu gefallen als zu ihrem Nutzen zu reden. Und gleichwie derjenige, der auf lauten Beifall kein Gewicht legt, aber auch nicht zu reden versteht, dadurch, daß er den Wünschen der Menge nicht nachgibt, keinen nennenswerten Erfolg zu erzielen vermag, eben weil ihm die Gabe der Rede mangelt, so bringt der, welcher von der Sehnsucht nach Lobhudelei sich fortreißen läßt, wenn er auch das Mittel4 besitzt, die Menge zu bessern, anstatt dessen [in der Predigt] vielmehr Dinge vor, die dem Zeitvertreib dienen sollen, um dadurch rauschenden Beifall sich zu erkaufen.
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Vgl. Kol. 4, 6: „Ὁ λόγος ὑμῶν πάντοτε ἐν χάριτι, ἅλατι ἠρτυμένος.“ „Anmut“ bezieht sich offenbar auf die ansprechende äußere Form, „Salz“ auf den Inhalt der Rede, auf das Salz der Weisheit. ↩
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In bezug auf Form und Inhalt seiner Rede. ↩
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Rauschende Beifallsbezeigungen fanden zur Zeit des Chrysostonius während der Predigt in der Kirche statt, so sehr der Heilige auch dagegen auftrat. ↩
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In seiner Beredsamkeit. ↩
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Treatise concerning the christian priesthood
2.
For if either of these be lacking, the remaining one becomes useless, owing to its divorce from the other, for if a preacher be indifferent to praise, and yet cannot produce the doctrine "which is with grace seasoned with salt," 1 he becomes despised by the multitude, while he gains nothing from his own nobleness of mind; and if on the other hand he is successful as a preacher, and is overcome by the thought of applause, harm is equally done in turn, both to himself and the multitude, because in his desire for praise he is careful to speak rather with a view to please than to profit. And as he who neither lets good opinion influence him, nor is skillful in speaking, does not yield to the pleasure of the multitude, and is unable to do them any good worth mentioning, because he has nothing to say, so he who is carried away with desire for praise, though he is able to render the multitude better service, rather provides in place of this such food as will suit their taste, because he purchases thereby the tumult of acclamation.
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Col. iv. 6. ↩