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Works John Chrysostom (344-407) De sacerdotio libri 1-6

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Über das Priestertum (BKV)

KAPITEL XIII.

Halte ja nicht dafür, daß ich in meiner Darstellung die Sachlage übertreibe. Desgleichen gib auch nicht der Meinung Raum, die geschilderten Schwierigkeiten seien darum so übermäßig, weil wir in diesem Leibe wie in einem Gefängnis eingeschlossen nichts von den unsichtbaren Dingen sehen können. Denn du würdest einen viel schwereren und furchtbareren Kampf als den vor- S. 248 geführten schauen, wenn du einmal in der Lage wärest, mit eigenen Augen einen Blick zu tun in die äußerst finstere Schlachtordnung des Teufels und seinen wütenden Angriff, Denn bei ihm gibt es kein Erz und kein Eisen, weder Rosse noch Streitwagen und Räder, kein Feuer, keine Geschosse, was alles sichtbare Dinge sind, sondern andere, weit gefährlichere Kriegswerkzeuge. Diese Gegner bedürfen weder Panzer noch Schild, weder Schwerter noch Lanzen, sondern der bloße Anblick jener verfluchten Schar genügt, um die Seele niederzuwerfen, falls sie nicht ganz besondere Tüchtigkeit zeigt und wenn sie nicht noch mehr Nutzen aus der Fürsorge Gottes zieht als aus ihrer eigenen hervorragenden Standhaftigkeit. Und wenn es möglich wäre, unseren Leib abzulegen oder auch im Leibe ohne irgendwelche Hindernisse und ohne jegliche Furcht die ganze Schlachtordnung des Teufels und seinen Kampf gegen uns mit offenen Augen zu schauen, so würdest du nicht Ströme von Blut, nicht tote Leiber sehen, sondern so viele gefallene und schwerverwundete Seelen, daß du jenes gesamte Kriegsgemälde, das ich dir soeben vorgeführt habe, für Kinderspiel, ja eher für Scherz als für einen wirklichen Kampf halten müßtest; so groß ist die Zahl derer, die tagtäglich [vom Teufel] besiegt werden. Die Wunden verursachen aber hier nicht den gleichen Tod, sondern so sehr Seele und Leib voneinander verschieden sind, so groß ist auch der Unterschied zwischen den beiderseitigen Todesarten. Denn wenn die Seele einen tödlichen Schlag erhält und dahinsinkt, so liegt sie nicht unempfindlich da wie der Leib, sondern sie verfällt der Peinigung; hienieden schon verzehrt sie sich in Schmerzen infolge ihres bösen Gewissens, und nachdem sie von hinnen geschieden, wird sie beim Gerichte ewiger Strafe überantwortet. Sollte jedoch jemand gegenüber den Schlägen, die ihm der Teufel versetzt, tatsächlich unempfindlich bleiben, so wird für ihn infolge seiner Unempfindlichkeit die Gefahr noch größer. Denn wer sich nicht beim ersten Schlag getroffen fühlt, wird leicht einen zweiten und nach diesem noch einen dritten erhalten. Der Verruchte hört nämlich nicht auf, bis zum letzten Atemzuge zuzusetzen, wenn er eine sorglose S. 249 Seele antrifft, welche die ersten Schläge unbeachtet läßt.

Wenn du auch noch der Art und Weise seines Angriffs auf den Grund gehen willst, so wirst du finden, daß derselbe viel ungestümer und mannigfaltiger ist. Kennt doch niemand so vielgestaltige Ränke und Kniffe wie jener Verruchte. Gerade dadurch besitzt er demnach umso größere Macht, Auch ist niemand imstande, einen so unversöhnlichen Haß gegen seine ärgsten Feinde zu hegen als jener Boshafte1 wider das Menschengeschlecht. Und wenn man dazu noch den Eifer ins Auge faßt, mit dem er den Kampf führt, so wäre es wirklich lächerlich, hierzu Menschen zum Vergleiche heranziehen zu wollen. Ja, wollte man die feindseligsten und wildesten Tiere aussuchen und sie seiner Wut gegenüberstellen, so würde man sie im Vergleiche zu ihm ganz sanft und zahm finden. Von so großem Ingrimm erfüllt schnaubt er, wenn er auf unsere Seelen losstürmt.

Desgleichen ist hienieden die Zeit des [irdischen] Kampfes nur kurz bemessen, und selbst bei dieser Kürze gibt es noch häufig Waffenruhe. Denn die hereinbrechende Nacht, die vom Hinschlachten sich einstellende Ermüdung, die Essenszeit und vieles andere bringt es mit sich, daß der Soldat sich auszuruhen vermag. Er kann dann seine schwere Waffenrüstung ablegen, ein wenig sich erholen, mit Speise und Trank sich erfrischen und durch viele andere Mittel die frühere Kraft wiedergewinnen. Aber im Kampfe mit jenem Bösen geht es nicht an, jemals die Waffen niederzulegen, geht es nicht an, dem Schlafe sich hinzugeben, wenn man völlig unverwundet bleiben will. Denn eines von beiden wird mit zwingender Notwendigkeit eintreten: entweder, der Waffen entblößt, zu fallen und zugrunde zu gehen oder immerfort ganz gerüstet dazustehen und wachsam zu sein. Hält doch jener sich mit seiner Schlachtreihe jederzeit in unserer Nähe auf, gibt genau Obacht, ob wir einmal leichtsinnig sind, und verwendet einen weitS. 250 größeren Eifer auf unser Verderben, als wir selbst auf unsere Rettung. schließlich beweist auch noch der Umstand, daß er von uns nicht gesehen wird und daß er plötzlich angreift, woraus insbesondere denen, die nicht beständig wachsam sind, unzählige Übel erstehen, daß dieser Kampf viel schwieriger ist als der zuerst geschilderte.

Auf diesem Schlachtfelde sollte ich also nach deinem Wunsche den Oberbefehl über die Streiter Christi übernehmen? Aber das hieße ja, zugunsten des Teufels Führerdienste leisten! Denn wenn der, welcher die anderen aufstellen und in Ordnung bringen soll, unter allen der unerfahrenste und schwächste ist, so verrät er infolge seiner Unerfahrenheit die, welche ihm anvertraut sind, und spielt seine Führerrolle mehr für den Teufel als für Christus.

Aber warum seufzest du? Warum weinst du? Über meine derzeitige Lage sollte man doch nicht klagen, sondern Befriedigung und Freude äußern.

Über meine Lage jedoch nicht, fiel mir [Basilius in das Wort; sie verdient vielmehr, unendlich bejammert zu werden. Denn bis jetzt habe ich es kaum zu erfassen vermocht, welches Unheil du über mich gebracht hast. Ich kam nämlich zu dir in der Absicht, Belehrung von dir zu erbitten, was ich gelegentlich deinen Anklägern gegenüber zu deiner Verteidigung vorbringen soll. Du aber läßt mich von dir gehen, indem du mir anstatt dieser Sorge eine andere aufgeladen hast. Denn es liegt mir nun nicht mehr am Herzen, wie ich dich jenen anderen gegenüber, sondern wie ich mich selbst und meine eigenen Fehler vor Gott rechtfertigen soll. Indes2 bitte ich dich flehentlichst, falls dir meine Lage noch irgendwie nahe geht, falls dir irgendwelcher Trost in Christus, irgendwelche liebevolle Worte der Ermutigung, irgendwie Erbarmen und Mitleid zur Verfügung stehen3 — du weißt ja, daß du selbst vor allen anderen mich in diese Gefahren gebracht hast —, so reiche mir deine Hand, S. 251 rede und tue doch alles, was mich aufzurichten vermag und bringe es nicht über dich, mich auch nur einen kleinen Augenblick zu verlassen, sondern laß uns unsere frühere innige Gemeinschaft noch fester knüpfen. Hierauf erwiderte ich lächelnd: Wie kann ich dir bei deiner so ungeheuren Last von Geschäften förderlich, wie von Nutzen sein? Doch da es dir so angenehm ist, so sei getrost, lieber Freund: denn jeden Augenblick, an dem es dir vergönnt ist, von jenen Sorgen aufzuatmen, will ich dir zur Seite stehen, will dich ermuntern und es, soweit es in meinen Kräften liegt, an nichts fehlen lassen, Bei diesen Worten fing er [Basilius] noch heftiger an, zu weinen und stand auf. Ich umarmte ihn, küsste ihn auf die Stirne; sodann gab ich ihm das Geleite und ermunterte ihn, sein Geschick tapferen Mutes zu ertragen. Denn ich, fügte ich bei, habe zu Christus, der dich berufen und seinen eigenen Schafen vorgesetzt hat, das Vertrauen, du werdest aus diesem hohen Amte eine so starke Zuversicht schöpfen, daß du auch mich, wenn ich an jenem Tage4 in Gefahr schweben sollte, in deine ewige Wohnung wirst aufnehmen können5.


  1. In manchen Ausgaben ist zu „πονηρός“ noch beigefügt „δαίμον ἐκεῑνος“. ↩

  2. Migne und andere Ausgaben lesen statt „ἀλλά“ ein verstärktes „πλὴν ἀλλά. ↩

  3. Vgl. fast wörtlich Phil. 2, 1. ↩

  4. d.i. am Tage des Gerichtes. ↩

  5. Anspielung auf Luk. 16, 9. ↩

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Treatise concerning the christian priesthood

13.

Do not think that I have exaggerated the matter by my account, nor suppose that because we are shut up in this body, as in some prison house, and are unable to see anything of the invisible world, that what has been said is overstated. For thou wouldest see a far greater and more formidable conflict than this, couldest thou ever behold, with these eyes of thine, the devil's most gloomy battle array, and his frantic onset. For there is no brass or iron there. No horses, or chariots or wheels, no fire and darts. These are visible things. But there are other much more fearful engines than these. One does not need against these enemies breastplate or shield, sword and spear, yet the sight only of this accursed array is enough to paralyze the soul, unless it happen to be very noble, and to enjoy in a high degree as a protection to its own courage the providential care of God. And if it were possible by putting off this body, or still keeping it, to see clearly and fearlessly with the naked eye the whole of his battle array, and his warfare against us, thou wouldest see no torrents of blood, nor dead bodies, but so many fallen souls, and such disastrous wounds that the whole of that description of warfare which I just now detailed to thee thou wouldest think to be mere child's sport and pastime rather than war: so many are there smitten every day, and the wounds in the two cases do not bring about the same death, but as great as is the difference between the soul from the body, so great is the difference between that death and this. For when the soul receives a wound, and falls, it does not lie as a lifeless body, but it is thenceforth tormented, being gnawed by an evil conscience; and after its removal hence, at the time of judgment, it is delivered over to eternal punishment; and if any one be without grief in regard to the wounds given by the devil, his danger becomes the greater for his insensibility. For whoever is not pained by the first wound, will readily receive a second, and after that a third. For the unclean spirit will not cease assaulting to the last breath, whenever he finds a soul supine and indifferent to his first wounds; and if thou wouldest inquire into the method of attack, thou wouldest find this much more severe and varied. For no one ever knew so many forms of craft and deceit as that unclean spirit. By this indeed, he has acquired the greater part of his power, nor can any one have so implacable a hatred against his worst enemies as the evil one against the human race. And if any one inquire into the vehemence with which he fights, here again it would be ludicrous to bring men into comparison with him. But if any one choose out the fiercest and most savage of beasts, and is minded to set their fury against his, he will find that they were meek and quiet in comparison, such rage does he breathe forth when he attacks our souls; and the period of the warfare indeed in the former case is brief, and in this brief space there are respites; for the approach of the night and the fatigue of slaughter, meal-times also, and many other things, afford a respite to the soldier, so that he can doff his armor and breathe a little, and refresh himself with food and drink, and in many other ways recover his former strength. But in the case of the evil one it is not possible ever to lay aside one's armor, it is not possible even to take sleep, for one who would remain always unscathed. For one of two things must be: either to fall and perish unarmed, or to stand equipped and ever watchful. For he ever stands with his own battle array, watching for our indolence, and laboring more zealously for our destruction, than we for our salvation.

And that he is not seen by us, and suddenly assails us, which things are a source of countless evils to those who are not always on the watch, proves this kind of war to be harder than the other. Couldest thou wish us, then, in such a case to command the soldiers of Christ? yea, this were to command them for the devil's service, for whenever he who ought to marshal and order others is the most inexperienced and feeble of all men, by betraying through this inexperience those who have been entrusted to his charge, he commands them in the devil's interests rather than in Christ's.

But why dost thou sigh? why weep? For my ease does not now call for wailing, but for joy and gladness.

Basil: But not my case, yea this calls for countless lamentations. For I am hardly able yet to understand to what degree of evil thou hast brought me. For I came to thee wanting to learn what excuse I should make on thy behalf to those who find fault with thee; but thou sendest me back after putting another case in the place of that I had. For I am no longer concerned about the excuses I shall give them on thy behalf, but what excuse I shall make to God for myself and my own faults. But I beseech thee, and implore thee, if my welfare is at all regarded by thee, if there be any consolation in Christ, if any comfort of love, if any bowels, and mercies, 1 for thou knowest that thyself above all hast brought me into this danger, stretch forth thine hand, both saying and doing what is able to restore me, do not have the heart to leave me for the briefest moment, but now rather than before let me pass my life with thee.

Chrysostom: But I smiled, and said, how shall I be able to help, how to profit thee under so great a burden of office? But since this is pleasant to thee, take courage, dear soul, for at any time at which it is possible for thee to have leisure amid thine own cares, I will come and will comfort thee, and nothing shall be wanting of what is in my power.

On this, he weeping yet more, rose up. But I, having embraced him and kissed his head, led him forth, exhorting him to bear his lot bravely. For I believe, said I, that through Christ who has called thee, and set thee over his own sheep, thou wilt obtain such assurance from this ministry as to receive me also, if I am in danger at the last day, into thine everlasting tabernacle.


  1. Phil. ii. 1.  ↩

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