• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works John Chrysostom (344-407) De sacerdotio libri 1-6 Über das Priestertum (BKV)
4. Buch

KAPITEL III.

Oder weißt du nicht, daß dieser Leib mehr Krankheiten und Gefahren ausgesetzt ist als unser sterbliches Fleisch, schneller als dieses dem Verderben anheim fällt und langsamer gesundet? Auch sind von den Ärzten des natürlichen Leibes mannigfaltige Heilmittel erfunden, verschiedene Werkzeuge verfertigt und Speisen bereitet worden, die den Kranken zuträglich sind. Oft genügt schon die Beschaffenheit der Luft allein, um dem Leidenden die Gesundheit wiederzugeben. Manchmal enthebt auch ein rechtzeitig sich einstellender Schlaf den Arzt jeder weiteren Mühe. Hier jedoch 1 läßt sich nichts dergleichen verwenden, sondern hier steht außer dem Beispiel der guten Tat nur ein Mittel und Weg zur Heilung zur Verfügung, nämlich die Belehrung durch das Wort,

Das ist das richtige Werkzeug, das die eigentliche Nahrung, das die beste Temperatur der Luft; das vertritt Arznei, vertritt Feuer, vertritt Eisen. Das muß man gebrauchen, wenn es notwendig wird, zu brennen und zu schneiden. Und wenn das Wort nichts vermag, so hat alles andere keinen Wert. Durch das Wort richten wir die Seele auf, wenn sie daniederliegt, und beruhigen sie, wenn sie erregt ist. Durch das Wort beseitigen wir etwaige Auswüchse an der Seele und ergänzen das Fehlende und veranlassen damit alles andere, was zu ihrer Gesundheit uns förderlich zu sein scheint. Handelt es sich um die vollkommenste Einrichtung des Lebenswandels, so kann das Vorbild eines anderen zum gleichen Eifer antreiben; wenn aber die Seele kränkelt an falschen Glaubenslehren, da ist reichliche Anwendung des Wortes notwendig, nicht nur zur Sicherung der eigenen Glaubensgenossen, sondern auch zur Abwehr feindlicher Angriffe von außen. Denn wenn jemand mit dem Schwerte des Geistes und mit dem Schilde des Glaubens dermaßen ausgerüstet wäre, daß er Wunder zu wirken und durch seine Wunder den Unverschämten den Mund zu stopfen vermöchte, dann bedürfte er der S. 194 Hilfe, welche das Wort gewährt, wohl nicht; oder vielmehr auch dann wäre die in dem Wort liegende Macht keineswegs unnütz, sondern sogar höchst notwendig. Hat doch auch der selige Paulus sich desselben bedient, wenngleich er überall wegen seiner Wunderzeichen Staunen erregte. Und ein anderer aus jenem Kreise ermahnt uns, daß wir diese Macht [der Rede] uns mit Eifer aneignen sollen, wenn er sagt: "Seid bereit zur Verantwortung gegen jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die ihr in euch habt" 2. Aus keinem anderen Grunde haben damals alle Apostel einmütig den Stephanus und seine Genossen mit der Sorge für die Witwen betraut, als um selber für den Dienst des Wortes Zeit zu gewinnen3. Allerdings brauchten wir nicht so sehr um das Wort uns zu bemühen, wenn wir noch die Kraft, mit Hilfe der Wunder zu wirken, besäßen. Wenn nun aber von jener Macht nicht einmal eine Spur übrig geblieben ist, dagegen von allen Seiten und beständig zahlreiche Feinde wider uns auftreten, so sind wir genötigt, fortan mit dem Worte uns zu wappnen, einerseits um nicht von den Geschossen der Feinde getroffen zu werden, anderseits um sie selbst zu treffen.


  1. nämlich bei der Seelenheilung. ↩

  2. 1 Petr. 3, 15. ↩

  3. Apg. 6, 1 ff ↩

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (149.22 kB)
  • epubEPUB (131.08 kB)
  • pdfPDF (479.66 kB)
  • rtfRTF (399.01 kB)
Translations of this Work
Traité du Sacerdoce Compare
Treatise concerning the christian priesthood Compare
Über das Priestertum (BKV)
Commentaries for this Work
Einleitung Über das Priestertum
Introduction to the treatise on the priesthood

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy