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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) De sacerdotio libri 1-6 Über das Priestertum (BKV)
6. Buch

KAPITEL III.

In der Tat sind viele, die den zuerst genannten Netzen entgangen waren, wie solche Gold, Salben, Kleider und die übrigen erwähnten Lockmittel in sich ber- S. 224 gen, in leichtsinniger Weise in die ganz entgegengesetzten Schlingen geraten und zugrunde gegangen. Wenn nun also sowohl durch Armut wie durch Reichtum, durch sorgfältige Verfeinerung so gut wie durch Vernachlässigung des Äußeren, sowohl durch geziertes wie durch gewöhnliches Benehmen, kurz durch alles, was ich aufgezählt habe, in der Seele des Zuschauers die Kriegsflamme angefacht wird und wenn ihn gefährliche Anschläge von allen Seiten umgarnen, wie soll er da, ringsumher von so vielen Schlingen bedroht, zu Atem kommen können? Wo soll er eine Zuflucht finden, ich will nicht sagen, um sich nicht mit Gewalt tatsächlich fangen zu lassen — denn das zu vermeiden ist nicht gar schwer —, sondern um seine Seele auch von befleckenden Gedanken rein zu bewahren? Ich übergehe die Ehrenbezeigungen, die Ursache zahlloser Übel. Die einen, die von Frauen ausgehen, sind der Bewahrung der Selbstbeherrschung zum Unheil und richten manchen zugrunde, der es nicht versteht, gegen solche hinterlistige Anschläge wachsam zu sein. Und was die von Männern herrührenden Ehrenbezeigungen anbelangt, so wird man, wenn man sie nicht mit außerordentlicher Seelengröße hinzunehmen weiß, von zwei einander entgegengesetzten Leidenschaften gefesselt, nämlich von knechtischer Schmeichelei und törichter Großtuerei, indem man einerseits sich genötigt fühlt, sich vor seinen Schmeichlern zu beugen, anderseits wegen der von diesen empfangenen Ehrenerweisungen sich über die hierin Zurückstehenden aufbläht und sich in den Abgrund des Hochmutes stürzt.

Soviel nur sei von mir gesagt; die ganze Größe des Schadens kann nur der richtig ermessen, der selbst Erfahrung hierin hat. Denn nicht bloß die genannten, sondern noch viel mehr und schwerere Gefahren sind für diejenigen nicht zu umgehen, die sich mitten in der Welt bewegen. Wer hingegen die Einsamkeit liebt, kann sich vor all dem sicher fühlen. Sollte ihm auch einmal ein unziemlicher Gedanke etwas Derartiges vorspiegeln, so ist doch das vorgestellte Bild nur schwach und kann rasch wieder verscheucht werden, weil der Flamme von außen durch etwaiges Anschauen keine Nahrung zuge- S. 225 führt wird. Ferner braucht der Einsiedler bloß für sich selber zu fürchten. Ist er jedoch verpflichtet, auch für andere zu sorgen, so sind diese gewiss leicht zu zählen. Oder sollten es wirklich mehrere sein, so sind es doch jedenfalls weniger als die Glieder einer Kirchengemeinde, und der Vorsteher vermag für sie viel leichter zu sorgen, nicht nur wegen ihrer geringen Anzahl, sondern weil jeder von ihnen den weltlichen Geschäften entrückt ist und sich weder um Kinder, noch um ein Weib, noch um etwas anderes dergleichen zu kümmern braucht. Dieser Umstand bewirkt, daß sie ungemein folgsam sind gegenüber ihren geistlichen Führern, und fördert ihr gemeinschaftliches Zusammenleben in der Weise, daß es möglich ist, ihre Fehltritte genau zu beobachten und auch dagegen Abhilfe zu bringen. Denn die fortwährende Beaufsichtigung seitens eines Lehrmeisters trägt nicht wenig bei zum Fortschritt in der Tugend.

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Über das Priestertum (BKV)
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Einleitung Über das Priestertum
Introduction to the treatise on the priesthood

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