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Homilien über die Bildsäulen (BKV)
4.
Gott hat uns aber nebst dem Gewissen auch noch viele andere Lehrmeister gegeben: die Väter den Kindern, die Herren den Knechten, die Männer den Weibern, die Lehrer den Schülern, die Gesetzgeber und Richter den Unterthanen, die Freunde den Freunden. Oft ziehen wir auch von den Feinden einen nicht geringern Vortheil als von den Freunden; denn wenn sie uns unsre Fehler vorwerfen, so spornen sie uns auch gegen unsern Willen zur Besserung an. Er hat uns aber darum so viele Lehrer gegeben, damit es uns leicht werde, das Heilsame wahrzunehmen und es dann recht zu vollbringen, indem es die Menge Derer, die uns dazu spornen, nicht zuläßt, uns von dem, was uns frommt, zu entfernen. Denn falls wir uns um die Eltern nicht kümmern, aber doch die Obrigkeiten noch fürchten, so werden wir doch schon bescheidener werden; und wenn wir sündhafter Weise beide verachten, so werden wir doch den Vorwürfen des Gewissens nimmer entrinnen. Und wenn wir auch diese mißachten und von uns abwehren, so werden wir durch die Furcht vor der öffentlichen Meinung gebessert; und falls wir uns auch vor dieser nicht schämen, so wird uns die angeborne Furcht vor den Gesetzen selbst gegen unsern Willen zurecht zu bringen vermögen: die Lehrer und Väter nehmen die Jugend, die Gesetzgeber und Fürsten die Erwachsenen in Obhut und Zucht. Die lästigen Knechte werden von den Genannten und ihren Herren, die Weiber von ihren Männern gezwungen, vernünftig zu sein; kurz unser Geschlecht ist von allen Seiten mit vielen Mauern verwahrt, damit wir nicht so leicht in eine Sünde ausgleiten und fallen. — Jedoch nebst all diesen Zuchtmeistern nehmen uns auch Krankheiten und Unfälle, die uns treffen, in die Lehre; denn auch die Armuth hält uns zusammen, und der Geldverlust macht uns besonnen, und die Gefahr und gar manche andere Unfälle ähnlicher Art bringen uns wieder in Ordnung. Du fürchtest dich nicht vor dem Vater? nicht vor dem Lehrer? nicht vor dem Fürsten? nicht vor dem Gesetzgeber? nicht vor dem Richter: du schämest dich nicht vor dem Freunde? Es schmerzt dich nicht der Vorwurf des Feindes? Der Gebieter bringt dich S. 270 nicht zur Vernunft? Der Mann belehrt dich nicht? Das Gewissen bessert dich nicht? —- Aber eine Krankheit, die dem Leibe zustößt, bringt oft Alles in Ordnung, und ein Verlust an zeitlichen Gütern macht einen großen Trotzkopf bescheiden; ja was noch mehr ist: nicht nur jene Unfälle, die uns selber zustoßen, sondern auch jene, die Andere treffen, verschaffen uns gewöhnlich einen bedeutenden Nutzen. Wenn wir sehen, daß Andere gezüchtiget werden, so werden wir dadurch, obgleich wir Persönlich Nichts leiden, nicht minder als Jene zur Einsicht gebracht. Dieselbe Beobachtung kann man auch bei löblichen Handlungen machen; denn gleichwie sich Manche bessern, wenn sie sehen, daß die Sünder bestraft werden, so lassen sich Viele, wenn die Guten Tugenden üben, zu einem gleichen Eifer bewegen. Dasselbe geschah auch in Bezug auf die Enthaltung vom Schwören. Denn Viele, die da bemerkten, daß Andere die böse Gewohnheit zu schwören abgelegt haben, zeigten nun den nämlichen Eifer und bemeisterten dadurch die Sünde. Darum komme auch ich wieder um so eifriger auf dieselbe Ermahnung zurück. Denn es sage mir Niemand: Es haben sich ja Viele gebessert. Um das fragt es sich nicht, sondern daß Alle sich bessern: eher kann ich aber nicht ruhen, als bis ich das sehe. Jener Hirt hatte hundert Schafe, und als er davon eines verlor, empfand er über die Sicherheit der neunundneunzig so lange keine Freude, bis er das vermißte wiedergefunden und zur Heerde zurückgebracht hatte. Siehst du nicht, daß an unserm Leibe Dasselbe geschieht? Denn wenn wir auch nur mit einem Nagel anstoßen und ihn nach oben hin stülpen, so leidet der ganze Körper mit diesem Gliede. Sage also nicht: Es sind nur mehr Wenige übrig, die sich nicht besserten; sondern bedenke, daß diese Wenigen, die sich nicht bekehrt haben, viele Andere verderben. Denn es hatte auch bei den Korinthern nur Einer Unzucht getrieben, und doch seufzte Paulus so sehr darüber, als wäre die ganze Stadt zu Grunde gegangen. Und er hatte vollkommen recht; denn er wußte, daß, würde Jener nicht zur Einsicht gebracht, das Übel weiter um sich greifen und Alle anstecken würde. Ich sah neulich S. 271 jene vornehmen Männer, die vor Gericht gefesselt und mitten durch den Markt geführt wurden; und als sich Manche verwunderten über die Größe der Schmach, sagten Andere: man brauche sich da nicht zu verwundern; denn ist einmal die Verurtheilung da, so nützt keine Würde. Mit um so größerem Rechte (können wir sagen): Wo Gottlosigkeit ist, da nützet kein Adel.
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Homilies of St. John Chrysostom
12.
Would you have me mention another reason on account of which we fear death? We do not live with strictness, nor keep a clear conscience; for if this were the case nothing would alarm us, neither death, nor famine, nor the loss of wealth, nor anything else of this kind. For he who lives virtuously, cannot be injured by any of these things, or be deprived of his inward pleasure. For being supported by favourable hopes, nothing will be able to throw him into dejection. What is there that any one can possibly effect, by which he can cause the noble-minded man to become sorrowful? Take away his riches? He has yet wealth that is in the heavens! Cast him out of his country? He will take his journey to 1 that city which is above! Load him with fetters? He has still his conscience free, and is insensible to the external chain! Put his body to death? Yet he shall rise again! And as he who fights with a shadow, and beaten the air, will be unable to hit any one; so he who is at war with the just man, is but striking at a shadow, and wasting his own strength, without being able to inflict any injury upon him. Grant me then to be sure of the kingdom of heaven; and, if thou wishest, slay me this day. I shall be thankful to thee for the slaughter; forasmuch as thou sendest me quickly to the possession of those good things! "This, however," says some one, "is what we especially lament, that hindered as we are by the multitude of our sins, we shall not attain to that kingdom." Such being the case then, leave off lamenting death, and lament thy sins, in order that thou mayest be freed from them! Grief, indeed, hath had its existence, not that we should sorrow for the loss of wealth, nor for death, nor for anything else of that kind, but that we may employ it for the taking away of our sins. 2 And I will make the truth of this evident by an example. Healing medicines 3 have been made for those diseases only which they are able to remove; not for those which are in no respect assisted by them. For instance (for I wish to make the matter still plainer), the medicine which is able to benefit a malady of the eyes only, and no other disease, one might justly say was made only for the sake of the eyes; not for the stomach, nor for the hands, nor any other member. Let us then transfer this argument to the subject of grief; and we shall find, that in none of those things which happen to us, is it of any advantage, except to correct sin; whence it is apparent that it hath had its existence only for the destruction of this. Let us now take a survey of each of those evils which befall us, and let us apply despondency as a remedy, and see what sort of advantage 4 results from it.