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Works John Chrysostom (344-407)

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Homilien über die Bildsäulen (BKV)

1.

Die Fastenzeit eilt nun ihrem Ende entgegen; darum sollen auch wir uns um so eifriger der Tugend befleissen. Denn gleichwie der oftmalige Doppellauf 1den Wettrennern keinen Nutzen gewährt, falls sie den Kampfpreis verlieren: so frommen auch uns alle Arbeiten und Bemühungen Nichts, die uns das Fasten gekostet, wenn wir nicht mit reinem Gewissen zu diesem heiligen Tische hinzutreten können. Denn darum haben wir vierzig Tage gefastet, darum uns hier so oft zusammengefunden und die Predigt gehört und gebetet und Belehrung geholt, um durch diesen Eifer für Gottes Gebote alle Sünden, die wir uns wie immer durch das ganze Jahr aufgebürdet haben, zu tilgen und so mit geistlicher Zuversicht jenes unblutigen Opfers sicherer theilhaft zu werden. Wenn das nicht geschieht, so haben wir uns vergeblich, umsonst und ohne jeglichen Nutzen also bemüht. Jeder stelle sich also selber die Frage, welchen Fehler er verbessert, welche Tugend er erworben, welche Sünde er abgelegt, welche Makel er abgewaschen, worin er besser geworden. Findet er, daß dieser schöne Schatz durch das Fasten bei S. 388 ihm einen Zuwachs erhalten, und weiß er gewiß, daß er bezüglich seiner Wunden eine große Sorgfalt verwendet, so komm' er hieher! Ist er aber darin nachlässig gewesen, kann er nur das Fasten aufweisen, hat er sich in andern Stücken gar nicht gebessert, so bleibe er ferne und trete erst dann ein, sobald er sich von allen Sünden gereiniget hat. (Niemand vertraue auf das Fasten allein, der ohne Besserung in seinen Sünden verharret.) Denn Derjenige, der nicht fastet, kann billiger Weise Verzeihung erlangen, wenn er auf die Schwäche des Körpers hinweist; Derjenige aber, der seine Fehler nicht abgelegt hat, kann unmöglich eine Entschuldigung finden. Du hast nicht gefastet wegen der Schwäche des Körpers; sage mir, warum hast du dich mit deinen Feinden nicht ausgesöhnt? Kannst du auch hier die Schwäche des Körpers vorschützen? Ferner, wenn du fortwährend Mißgunst und Haß nährst, sage mir, welche Entschuldigung wirst du wohl haben? Denn nirgends kann man sich bei diesen Sünden auf die Schwachheit des Leibes berufen. Auch das ist ein Werk der Liebe Christi zu den Menschen, daß die vornehmsten der Gebote, die unser (christliches) Leben bedingen, durch die Schwäche des Leibes nicht beeinträchtigt werden. Weil wir nun zwar überhaupt aller heiligen Gebote bedürfen, am allermeisten aber desjenigen, das da verpflichtet Niemanden zum Feinde zu haben, keinen dauernden Zorn zu hegen, sondern sich schnell zu versöhnen: wohlan, so wollen wir uns heute mit euch über dieses Gebot unterhalten! Wie nämlich der Hurer und der Gotteslästerer unmöglich dieses heiligen Mahles theilhaftig wird, so kann sich auch Derjenige, der Feindschaften hegt, der eine erlittene Beleidigung nachträgt, der Frucht der heiligen Kommunion unmöglich erfreuen. Denn sobald der Hurer oder Ehebrecher seine Begierde befriediget hat, macht er auch der Sünde ein Ende; und wenn er in sich gehen und von seinem Falle aufstehen will und dann eine große Reue an den Tag legt, so hat er doch einigen Trost; wer aber rachgierig ist, begeht tagtäglich die Sünde und macht ihr niemals ein Ende. Dort wird die Sünde begangen und die Sünde be- S. 389 endet; hier aber wird die Sünde tagtäglich gewagt. Sage mir, welche Verzeihung haben wir also zu hoffen, wenn wir uns selbst freiwillig diesem grimmigen Thier überlassen? Wie kannst du verlangen, daß sich Gott dir gegenüber liebreich und gnädig erweise, während du gegen deinen Mitknecht so hart und unerbittlich bist? Aber der Mitknecht hat dich beleidigt? Auch du hast Gott vielmals beleidigt. Sind denn etwa der Mitknecht und der Herr auf die gleiche Linie zu stellen? Zuweilen ist vielleicht dein Mitknecht zuerst (von dir) beleidiget worden; darauf hat er dich wieder beleidigt, und darüber bist du erbittert. Du aber beleidigst den Herrn, der dir, anstatt dich zu beleidigen oder zu kränken, täglich Wohlthaten spendet. Bedenke also, daß wir nicht einen Tag leben würden, wenn uns Gott über das, was wir gegen ihn thun, zu einer strengen Rechenschaft zöge. Denn der Prophet sagt: „Wenn du Acht haben wolltest auf die Missethaten, o Herr, wer würde bestehen, o Herr? 2Und damit ich alle andern Sünden übergehe, die das Gewissen eines jeden Sünders kennt, und von denen es nicht Menschen zu Zeugen hat, sondern nur Gott allein: wenn wir nur von den öffentlichen und bekannten Sünden Rechenschaft ablegen sollten, welche Nachsicht könnten wir hoffen, wenn Gott unsere Nachlässigkeit und Trägheit im Gebet untersuchte, da wir, wenn wir vor ihm stehend ihn anrufen, ihm nicht einmal eine solche Ehrfurcht und Achtung bezeugen, wie die Knechte den Herren, wie die Soldaten den Führern, wie die Freunde den Freunden? Denn redest du mit einem Freunde, so thust du das mit Aufmerksamkeit; verkehrst du aber mit Gott über deine Sünden und verlangst wegen so vieler Fehler Verzeihung und bittest um Gnade, so bist du oft unachtsam und läßt, selbst während du auf den Knieen daliegst, nicht selten deine Gedanken auf dem Markte und im Hause herumschweifen, indeß dein Mund thöricht und leichtsinnig Albernes schwätzt. Und das begegnet uns nicht das S. 390 eine und andere Mal, sondern oft. Wenn uns nun Gott das allein zurechnen wollte, würden wir wohl Vergebung erhalten? Würden wir uns wohl vertheidigen können? Ich glaube wohl nicht.


  1. Πολλῶν διαύλων — δίαυλος — doppeltes Stadion, bei welchem der Renner bis zur Säule am Ende des Stadion und von da wieder zurücklief, während das gewöhnliche Stadion (600 Fuß) nur einmal durchlaufen ward, somit Doppellauf, seit Ol. 14. eingeführt. Vergl. Paus. 5, 8, 3; Pind. Ol. 13, 15. ↩

  2. Ps. 129, 3. ↩

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Homilies of St. John Chrysostom

1.

Ye have lately heard, how all Scripture bringeth consolation and comfort, although it be an historical narrative. For instance, "In the beginning, God created the heaven and the earth," 1 was an historical declaration; but it was shewn in our discourse, that this sentence was one pregnant with comfort; as, for example, that God made us a twofold table, 2 by spreading out the sea and the land at the same time; by kindling above the twofold lights, the sun and moon; by determining the twofold seasons of their course, the day and night, the one for labour, and the other for rest. For the night ministers to us no less benefit than the day. But as I said with reference to trees, those which are barren, rival in their utility those which bear fruit; since we are thus not necessitated to touch those trees which are pleasant for food, for the purposes of building. The wild and untamed animals are also subservient to our need, in no less a degree than the tame animals; by driving us together, through the fear of them, into cities; making us more cautious, and binding us to one another; and by exercising the strength of some, and freeing others from their sicknesses; for the physicians concoct many medicines out of these; 3 and by reminding us of our ancient sin. For when I hear it said, "The fear of you, and the dread of you, shall be upon all the wild beasts of the earth:" 4 and then observe, that this honour was afterwards curtailed, I am reminded of sin, which hath dissipated the fear of us, and undermined our authority. Thus I become a better and a wiser 5 man, whilst I learn the harm that sin hath occasioned us. As then, what I said was, that the things alluded to, and others of a similar kind, which God, who is the Maker, knoweth of, contribute not a little to our present life; so now also I say, that the night no less than the day brings along with it its advantage, being a rest from labours, and a medicine for disease. Often, indeed, physicians, though exerting themselves in many ways, and preparing an endless variety of remedies, are not able to deliver the man who is labouring under infirmity. But sleep coming upon him of its own accord hath entirely removed the disease, and freed them 6 from an infinite deal of trouble. Night, again, is not only a medicine for bodily labours, but also for mental diseases, in giving rest to anguished souls. Ofttimes it happeneth that some one hath lost a son; 7 and comforters without number have been of no avail to withdraw him from tears and groans. But on the approach of night, conquered by the despotic power 8 of sleep, he hath closed his eyelids in slumber, and received some small relief from the miseries of the day time.


  1. Gen. i. 1. ↩

  2. tr?pezan, i.e., of refreshment, as "for thee and for thy recreation," Hom. VII. (3). What he says presently of the trees has not occurred in these Homilies. ↩

  3. Viz. the wild animals: l. xxviii. of Pliny's Natural History is devoted to "medicines from animals." ↩

  4. Gen. ix. 2. ↩

  5. Or, more sober, sophron?steros. ↩

  6. The physicians. ↩

  7. Comp. Apoll. Rhod. Arg. iii. 746, "The traveller now, And the tired porter, claimed the boon of sleep, The mother's self, of children late bereaved, Sunk in deep slumber lay." and Virgil's imitation, Æn. iv. 522. ↩

  8. turannidi. ↩

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Homilies of St. John Chrysostom
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Einleitung in die Säulenhomilien
Preface to the Benedictine Edition of the Homilies on the Statues

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