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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
FÜNFZEHNTE HOMILIE: Kap. VIII, V. 12—27.

1.

Kap. VIII, V. 12—27.

V. 12: „Demnach, Brüder, sind wir nicht dem Fleische schuldig, daß wir nach dem Fleische leben.“

V. 13: „Denn wenn ihr nach dem Fleische lebet, werdet ihr sterben; wenn ihr aber durch den Geist die Werke des Fleisches ertötet, werdet ihr leben.“

Nachdem der Apostel dargetan hat, wie groß der Lohn des geistigen Lebens sei — es läßt Christus in uns wohnen, es macht die toten Leiber wieder lebendig, es gibt Flügel zum Himmel, es macht den Weg der Tugend leichter —, spricht er die Ermahnung aus, die sich aus allem dem mit Notwendigkeit ergibt, indem er sagt:

„Also dürfen wir nicht nach dem Fleische leben.“

— Doch er kleidet sie nicht gerade in diese Worte, sondern in gewichtigere und kräftigere. — Wir sind es dem Geiste schuldig. Denn der Satz: „Wir sind nicht dem Fleische schuldig“, hat diesen Sinn. Der Apostel bringt allenthalben den Gedanken zum Ausdruck, daß alles, was von Seiten Gottes zu unserem Heil geschehen ist, keine Schuldigkeit war, sondern aus blanker Gnade hervorging; daß dagegen das, was daraufhin von unserer Seite getan wird, nicht eine Sache des freien Beliebens, sondern unserer Schuldigkeit ist. Denn wenn er (an einer andern Stelle) sagt: „Ihr seid teuer erkauft, werdet also nicht Sklaven der Menschen“ 1, so deutet er dasselbe an. Und wenn er schreibt: „Ihr gehört nicht euch“ 2, so bringt er dasselbe zum Ausdruck. Und wieder an einer andern Stelle bringt er eben diesen Gedanken in Erinnerung, wenn er sagt: „Wenn einer für alle gestorben ist, so sind alle gestorben; und für alle S. b274 ist Christus gestorben, damit die da leben, nicht mehr für sich leben“ 3. Diesen Gedanken bringt er auch hier zum Ausdruck, wenn er sagt: „Wir sind schuldig.“ — Nach den Worten: „Wir sind nicht dem Fleische schuldig“, bricht er die Rede nicht ab, damit man nämlich das Gesagte nicht auf die Natur des Fleisches beziehe, sondern er fährt fort: „daß wir nach dem Fleische leben.“ Denn tatsächlich sind wir ja dem Fleische gar manches schuldig, nämlich daß wir es nähren, warm halten, ausruhen lassen, es pflegen, wenn es krank ist, es kleiden und ihm tausenderlei ähnliche Dienste leisten. Damit man nun nicht meine, der Apostel wolle auch diesen Dienst aufgehoben wissen, erklärt er den Satz: „Wir sind nicht dem Fleische schuldig“, indem er sagt: „daß wir nach dem Fleische leben.“ Jene Sorge um das Fleisch will ich beseitigt sehen, heißt das, die zur Sünde führt, wie ich andererseits will, daß das geschehe, was zu des Leibes Pflege gehört. Das bringt er auch weiter unten zum Ausdruck. Nachdem er den Satz ausgesprochen hat: „Pfleget nicht den Leib“, bricht er nicht ab, sondern fährt fort: „zur Erregung von Lüsten“ 4. Dieselbe erzieherische Lehre gibt er auch hier, wenn er sagt, daß wir zwar dem Fleische schuldig sind, es zu pflegen. Laßt uns freilich nicht nach dem Fleische leben, d. h. laßt uns nicht ihm die Herrschaft über unser Leben einräumen. Folgen soll es, nicht führen. Es soll nicht unserem Leben die Richtung geben, sondern es soll vom Geiste die Gesetze annehmen.

Nachdem der Apostel dies ausgeführt und nachgewiesen hat, daß wir Schuldner des Geistes sind, weist er dann auf die Wohltaten hin, auf Grund deren wir seine Schuldner sind; dabei nennt er nicht vergangene — und da verdient seine Klugheit besondere Bewunderung —, sondern zukünftige. Wiewohl auch die ersteren dazu hingereicht hätten, führt er sie gleichwohl jetzt nicht an; er spricht nicht von jenen unaussprechlichen Wohltaten der Vergangenheit, sondern von denen der Zukunft. Denn eine einmal empfangene Wohltat pflegt S. b275 auf die große Mehrzahl der Menschen nicht so zu wirken wie eine noch zu erwartende zukünftige. Zu diesem Ende schreckt der Apostel zunächst durch die Darstellung des Leidvollen und des Unheils, welches aus dem Leben nach dem Fleische hervorgeht, indem er so sagt: „Denn wenn ihr nach dem Fleische lebet, werdet ihr sterben.“ Er deutet uns damit jenen ewigen Tod an, die Strafe und Qual in der Hölle. Ja, ein solcher Mensch ist, wenn man die Sache recht besieht, schon in diesem Leben gestorben, wie ich euch dies in dem vorangegangenen Vortrage klar gemacht habe. „Wenn ihr aber im Geiste die Werke des Fleisches ertötet, werdet ihr leben.“ — Siehst du, wie der Apostel nicht von der Natur des Leibes spricht, sondern von fleischlichen Werken? Er sagt ja nicht: Wenn ihr im Geiste die Natur des Leibes ertötet, sondern „die Werke“, und zwar nicht alle, sondern nur die sündhaften. Das ist aus dem folgenden ersichtlich; denn wenn ihr dies tuet, „werdet ihr leben“, heißt es. Wie wäre das möglich, wenn von allen Werken die Rede wäre? Denn auch das Sehen, das Hören, das Sprechen, das Gehen sind Werke des Körpers. Wenn wir diese „ertöten“ wollten, wären wir so weit entfernt davon, „zu leben“, daß wir eher als Menschenmörder bestraft würden. — Welche Werke heißt er uns also ertöten? Die, welche zur Sünde hintreiben, die, welche zum Laster führen; die kann man nicht anders ertöten als durch den Geist. Die andern (Werke des Fleisches) ertöten, hieße sich selbst vernichten, und das ist nicht recht. Jene aber lassen sich nur durch den Geist ertöten. Ist dieser da, dann glätten sich die Wogen, dann geben sich die Leidenschaften und erheben sich nicht gegen uns. — Siehst du, wie der Apostel uns mit Rücksicht auf die zukünftigen Wohltaten, wie ich sagte, Mahnungen gibt und dartut, daß wir Schuldner sind, nicht bloß mit Rücksicht auf die uns bereits zuteil gewordenen? Denn das, sagt er, ist nicht die einzige Wohltat des Hl. Geistes, daß er uns von den Sünden der Vergangenheit befreit, sondern daß er uns auch gegen zukünftige wappnet und uns unsterblichen Lebens würdig macht. — Dann kommt der Apostel auf einen andern Lohn zu sprechen und fährt fort: S. b276 V. 14: „Denn alle, die sich vom Geiste Gottes treiben lassen, sind Kinder Gottes.“


  1. 1 Kor. 7, 23. ↩

  2. Ebd. 6, 19. ↩

  3. 2 Kor. 5, 14. 15. ↩

  4. Röm. 13, 14. ↩

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Einleitung

Table des matières
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  • Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (In epistula ad Romanos commentarius)
    • ERSTE HOMILIE: Einleitung.
    • ZWEITE HOMILIE: Kap. I, V. 1—7.
    • DRITTE HOMILIE: Kap. I, V. 8—17.
    • VIERTE HOMILIE: Kap. I, V. 18—25.
    • FÜNFTE HOMILIE: Kap. 1, V. 26 und 27.
    • SECHSTE HOMILIE: Kap. 1, V. 28—31 und Kap. II, V. 1—16.
    • SIEBENTE HOMILIE: Kap. II, V. 17—28 und Kap. III. V. 1—8.
    • ACHTE HOMILIE: Kap. III, V. 9—31.
    • NEUNTE HOMILIE. Kap. IV, V. 1—21.*
    • ZEHNTE HOMILIE: Kap. IV, V. 23—25 und Kap. V, V. 1-11.
    • ELFTE HOMILIE: Kap. V, V. 12—21 und Kap. VI, V. 1—4.
    • ZWÖLFTE HOMILIE: Kap. VI, V. 5—18.
    • DREIZEHNTE HOMILIE: Kap. VI, V. 19—23 u. Kap. VII, V. 1—13.
    • VIERZEHNTE HOMILIE: Kap. VII, V. 14—25 u. Kap. VIII, V. 1—11.
    • FÜNFZEHNTE HOMILIE: Kap. VIII, V. 12—27.
      • 1.
      • 2.
      • 3.
      • 4.
      • 5.
      • 6.
      • 7.
      • 8.
      • 9.
      • 10.
      • 11.
    • SECHZEHNTE HOMILIE: Kap. VIII, V. 28—39.
    • SIEBZEHNTE HOMILIE: Kap. IX, V. 1—33.
    • ACHTZEHNTE HOMILIE: Kap. X, V. 1—13.
    • NEUNZEHNTE HOMILIE: Kap. X, V. 14—21 u. Kap. XI. V. 1—6.
    • ZWANZIGSTE HOMILIE: Kap. XI. V. 7—36.
    • EINUNDZWANZIGSTE HOMILIE: Kap. XII, V. 1—3.
    • ZWEIUNDZWANZIGSTE HOMILIE: Kap. XII, V. 4—13.
    • DREIUNDZWANZIGSTE HOMILIE: Kap. XII V. 14—21.
    • VIERUNDZWANZIGSTE HOMILIE: Kap. XIII, V. 1—10.
    • FÜNFUNDZWANZIGSTE HOMILIE: Kap. XIII, V. 11—14.
    • SECHSUNDZWANZIGSTE HOMILIE: Kap. XIV, V. 1—13.
    • SIEBENUNDZWANZIGSTE HOMILIE: Kap. XIV, V. 14—23.
    • ACHTUNDZWANZIGSTE HOMILIE: Kap. XIV, V. 25—27 und Kap. XV, V. 1—7.
    • NEUNUNDZWANZIGSTE HOMILIE: Kap. XV, V. 8—13.
    • DREISSIGSTE HOMILIE: Kap. XV, V. 14—24.
    • EINUNDDREISSIGSTE HOMILIE: Kap. XV, V. 25—33 und Kap. XVI, V. 1—5.
    • ZWEIUNDDREISSIGSTE HOMILIE: Kap. XVI, V. 5—16.
    • DREIUNDDREISSIGSTE HOMILIE: Kap. XVI, V. 17—24.

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