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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
FÜNFZEHNTE HOMILIE: Kap. VIII, V. 12—27.

4.

Der Apostel hat dargelegt, daß es sich um eine Wiedervergeltung handle, um das Gesagte glaubhaft zu machen und damit niemand daran zweifle; nun zeigt er wieder, daß es doch auch als eine Gnade zu betrachten sei. Das erstere hat er getan, damit er dem Gesagten bei Zweiflern Glauben verschaffe und damit die Empfänger nicht beschämt werden, als seien sie immer nur geschenkweise gerettet worden. Das letztere tut er, damit man erkenne, daß Gott mit seiner Vergeltung unsere Arbeiten bei weitem überzahle. Das erstere hat er ausgedrückt, wenn er gesagt hat: „Wenn wir ja mitleiden, damit wir auch mitverherrlicht werden.“ Das letztere, wenn er fortfährt und dazusetzt:

V. 18: „Die Leiden der jetzigen Zeit sind gar nicht zu vergleichen mit der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll.“

— Im vorausgehenden hat der Apostel an den geistigen Menschen die Forderung nach einem untadeligen, sittlichen Wandel gestellt. Er hat gesagt: „Ihr dürft nicht nach dem Fleische leben“, d. h. ein solcher Mensch muß Herr werden über die Sinnenlust, den Zorn, die Habsucht, den Ehrgeiz, den Neid. — Hier dagegen stellt er eine noch höhere Forderung und gibt noch höhere Hoff- S. b283 nung, nachdem er an alle Gnadengeschenke, die vergangenen wie die zukünftigen, erinnert hat. Er stellt (den geistigen Menschen) neben Christus, er erklärt ihn als einen Miterben des eingeborenen Sohnes Gottes, er spricht ihm Mut zu und führt ihm weitere Gefahren vor Augen. Denn es ist ja nicht das gleiche, Herr zu werden über seine Leidenschaften und jene Gefahren zu bestehen: Geißelstreiche, Hunger, Verbannung, Fesseln, Kerker, Herumgeschlepptwerden. Dazu gehört eine noch viel edlere und stärkere Seele. Beachte auch, wie der Apostel auf das Gemüt der Kämpfenden sowohl demütigend als auch aufmunternd einwirkt. Denn wenn er zeigt, daß der Lohn größer ist als die Arbeit, spornt er sie einerseits mehr an (zur Arbeit), andererseits läßt er keinen Stolz aufkommen, indem er sie als überzahlt durch die Gegengabe des Siegespreises hinstellt. An einer andern Stelle sagt er: „Denn die gegenwärtige leichte Trübsal bewirkt ein ins Übermaß gehendes Maß ewiger Herrlichkeit“ 1. Er richtet nämlich seine Rede an solche, die schon eine höhere Weisheit besitzen. Hier stellt er die Leiden des Lebens keineswegs als leicht dar, aber er tröstet auch durch den Hinweis auf die zukünftige Vergeltung, indem er sagt: „Denn ich meine, daß die Leiden der jetzigen Zeit gar nicht zu vergleichen sind.“ Er sagt auch nicht: mit der zukünftigen Ruhe, sondern, was viel mehr ist: „mit der zukünftigen Herrlichkeit“. Denn wo Ruhe ist, da ist nicht überall auch Herrlichkeit; wo aber Herrlichkeit ist, da ist immer auch Ruhe. Ferner, durch das Wort „zukünftig“ bringt er zum Ausdruck, daß sie schon da ist. Denn er sagt nicht: mit der Herrlichkeit, die zukünftig ist, sondern: „mit der zukünftigen Herrlichkeit, die offenbar werden wird.“ Er spricht da wie von einer Sache, die zwar gegenwärtig, aber verborgen ist. An einer andern Stelle spricht er deutlicher davon: „Unser Leben ist mit Christus verborgen in Gott“ 2. Sei also getrost, was die ewige Herrlichkeit betrifft. Sie ist dir vorbereitet und wartet nur auf deine Bemühung. Wenn es dich aber S. b284 traurig macht, daß sie zukünftig ist, so soll gerade das deine Zuversicht heben. Eben weil sie groß und unaussprechlich ist und über den gegenwärtigen Zustand hinweggeht, ist sie für dort aufgehoben. Nicht ohne Grund hat der Apostel den Ausdruck gewählt: „Die Leiden der jetzigen Zeit“; er wollte damit anzeigen, daß die ewige Herrlichkeit ihnen nicht bloß an Größe, sondern auch an Beschaffenheit über sei. Denn wie diese Leiden auch immer beschaffen sein mögen, sie haben mit dem gegenwärtigen Leben ein Ende. Die zukünftigen Güter dagegen währen eine unsterbliche Ewigkeit hindurch. Da sie der Apostel uns nicht im einzelnen aufzählen und mit Worten schildern konnte, so hat er sie nachdem benannt, was uns am meisten begehrenswert erscheint: die Herrlichkeit. Diese erscheint uns ja als der Gipfel, als die Krone aller Güter.

Um dem Zuhörer noch auf eine andere Weise den Mut zu heben, hebt der Apostel an, von der Schöpfung zu sprechen. Zweierlei beabsichtigt er mit den folgenden Worten: Geringschätzung des Gegenwärtigen und Verlangen nach dem Zukünftigen. Ja daneben noch ein drittes — eigentlich an erster Stelle —, nämlich zu zeigen, wie Gott das Menschengeschlecht am Herzen liegt und auf eine wie hohe Stufe der Ehre er unsere Natur emporhebt. Dabei zerstört der Apostel mit diesem einzigen Satz alle Lehrgebäude der Weltweisen über das Weltall wie Spinngewebe und Kinderspielzeug. — Doch damit dies klarer werde, wollen wir die Worte des Apostels selbst hören:

V. 19: „Denn das Harren der Schöpfung ist auf das Offenbarwerden der Kinder Gottes gerichtet“.

V. 20: „Die Schöpfung ist nämlich der Vergänglichkeit unterworfen, nicht aus eigenem freien Willen, sondern um dessentwillen, der sie unterwarf auf Hoffnung hin.“

— Der Sinn dieser Worte ist folgender: Die Schöpfung liegt in schweren Wehen und erwartet und ersehnt jene Güter, von denen wir gesprochen haben. Denn „das Harren“ ist eine heftige Sehnsucht nach etwas. Um seine Rede recht eindrucksvoll zu gestalten, läßt der S. b285 Apostel das Weltall als Person auftreten. Das tun auch die Propheten, wenn sie „die Ströme mit den Händen klatschen, die Hügel aufhüpfen und die Berge tanzen“ lassen. Ihre Absicht dabei ist nicht, daß wir diese Dinge für beseelt halten, auch nicht, daß wir ihnen Bewußtsein zuschreiben, sondern damit wir daraus ersehen, wie überschwenglich groß diese Güter sind, daß sie auch die leblose Natur in ihren Bann ziehen.


  1. Kor. 4, 17. ↩

  2. Kol. 3, 3. ↩

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