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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
ZWEIUNDZWANZIGSTE HOMILIE: Kap. XII, V. 4—13.

4.

Wir dagegen wissen es ganz wohl, daß wir Christus als Gast aufnehmen, und wir werden darob doch nicht freundlich. Abraham ruft die Gäste herein und bittet sie fußfällig, wir dagegen benehmen uns übermütig denen gegenüber, die uns bitten. Jener besorgt alles selbst (für die Bewirtung seiner Gäste) oder mit Hilfe seines Weibes, wir nicht einmal durch unsere Diener. Willst du auch das Mahl betrachten, welches er ihnen vorsetzte, so wirst du auch darin seine Freigebigkeit erblicken; diese Freigebigkeit ist freilich nicht zu bemessen nach der Menge der vorgesetzten Speisen, sondern nach dem Reichtum an gutem Willen. Wie viele reiche Leute mag es damals gegeben haben; aber niemand von ihnen tat das gleiche. Wie viele Witwen gab es in Israel; aber keine nahm den Elias gastfreundlich auf. Wie viele reiche Leute gab es zur Zeit des Elisäus; aber die Sunamitin allein pflückte die Frucht der Gastfreundschaft. So war auch Abraham damals der einzige. Er ist außer seiner Freigebigkeit und seiner Bereitwilligkeit auch deswegen bewundernswert, weil er so handelte, ohne daß er wußte, wer die wären, die bei ihm einkehrten. — Frage also auch du nicht lange hin und her (wer der Arme sei; du nimmst (ihn) ja in jedem Falle um Christi willen auf. Wenn du immer bis auf den Grund gehen willst, kannst du oft an einem Menschen vorübergehen, der es wirklich verdient, und gehst dabei des Lohnes verlustig. Solltest du aber auch einmal einen Menschen gastfreundlich aufnehmen, der es nicht verdient, so trifft dich deswegen kein Vorwurf, sondern du bekommst auch deinen Lohn. „Wer einen Propheten im Namen eines Propheten aufnimmt, wird den Lohn eines Propheten empfangen“ 1. Wer aber infolge dieses unangebrachten Hin- und Herfragens an einem Menschen, der es sehr verdient, vorüberläuft, der wird auch seine Strafe finden. Frage darum S. d146 nicht lange hin und her über die Lebensverhältnisse und die Vergangenheit (der Fremden)! Es ist doch höchst unangebracht, für ein Stück Brot das ganze Leben durchzuprüfen. Denn gesetzt auch, der Bittsteller sei ein Mörder oder ein Räuber oder sonst etwas, scheint er dir denn deswegen nicht doch eines Stückes Brot wert zu sein? Läßt ja dein Herr für ihn die Sonne aufgehen; du aber hältst ihn der täglichen Nahrung für unwert? Ich gehe sogar noch weiter: Auch wenn du sicher wüßtest, daß er ungezählter Verbrechen schuldig wäre, so wäre das für dich keine Entschuldigung, ihm die tägliche Nahrung zu entziehen. Du bist ja ein Diener dessen, der da spricht: „Ihr wisset nicht, wes Geistes ihr seid“ 2. Du bist ja ein Hausgenosse dessen, der für die liebevolle Sorge trug, welche ihn steinigen wollten, ja sogar für die, welche ihn kreuzigten. Wende mir nicht ein, daß er einem andern das Leben genommen hat! Wenn er es auch dir nehmen wollte, dürftest du ihn nicht hungern lassen. Du bist ja ein Schüler dessen, der sogar das Heil derer sehnsüchtig wünschte, die ihn kreuzigten, wie er noch am Kreuze sprach: „Vater, verzeih’ ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ 3. Du bist ja ein Diener dessen, der den heilte, der ihn schlug, der den belohnte, der ihn noch am Kreuze schmähte. Wo findet sich etwas Ähnliches? Anfangs schmähten ihn beide Schächer; aber gleichwohl eröffnete er einem von ihnen das Paradies. Er weint über die, welche ihm das Leben nehmen wollten; er zittert und bebt, wie er den Verräter sieht, nicht weil er selbst gekreuzigt werden, sondern weil dieser zugrunde gehen soll. Er zittert, weil er den Strick voraussieht und die Strafe, die darauf folgt. Obwohl er die Schlechtigkeit (des Judas) kannte, ertrug er ihn doch bis zur letzten Stunde; er stieß ihn nicht von sich, sondern küßte noch den Verräter. Dein Herr küßt den, drückt seine Lippen auf den Mund dessen, der im Begriffe steht, sein kostbares Blut zu vergießen! Und du würdigst einen armen Menschen nicht einmal eines S. d147 Stückes Brot? Achtest du denn gar nicht des Gesetzes, das Christus gegeben hat? Er hat uns ja doch ein Beispiel gegeben, daß wir uns nicht bloß von den Armen, sondern auch von denen nicht abwenden dürfen, die uns in den Tod bringen. Sage mir nicht, der und jener habe dir dies und das angetan, sondern denke daran, was Christus sogar am Kreuze getan, daß er den Verräter sogar noch durch den Kuß, mit dem er ihn seinen Feinden auszuliefern im Begriffe stand, bessern wollte! Sieh nur, wie eindringlich er ihm zuspricht: „Judas, mit einem Kuß verrätst du des Menschen Sohn?“ 4 Wen hätte ein solcher Ton nicht weich gestimmt, nicht gerührt? Welches wilde Tier, welches Herz von Stein nicht? Jenen Elenden aber rührte er nicht. — Sag’ darum nicht: Der hat den und den erschlagen, und darum will ich nichts wissen von ihm. Wenn er auch gegen dich das Schwert zücken, wenn er dir mit seiner Hand an die Gurgel greifen sollte, so küsse noch dieselbe Hand! Hat ja auch Christus den Mund geküßt, der seinen Tod verursachte.


  1. Matth. 10, 41. ↩

  2. Luk. 9, 55. ↩

  3. Ebd. 23, 34. ↩

  4. Luk. 22, 48. ↩

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