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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
DREIUNDZWANZIGSTE HOMILIE: Kap. XII V. 14—21.

1.

Kap. XII V. 14—21.

V. 14: „Segnet die, welche euch verfolgen; segnet, und fluchet nicht!“

Nachdem der Apostel seine Zuhörer darüber belehrt hat, wie sie sich gegeneinander verhalten sollen, und sorgsam die innere Einigkeit gefestigt hat, führt er sie im folgenden hinaus in den Kampf (gegen die Welt) und macht ihnen denselben auf das hin viel leichter. Denn geradeso wie einer, der in seinen eigenen Angelegenheiten keine Ordnung zu halten versteht, viel schwerer Fremde recht führen wird, ebenso wird (umgekehrt) einer, der sich mit seinen eigenen Leuten gut zu benehmen weiß, um so leichter das richtige Verhalten Fremden gegenüber treffen. Diesen Weg hält darum auch Paulus ein und spricht von dem letzteren nach dem ersteren in diesen Worten: „Segnet die, welche euch verfolgen.“ Er sagt nicht: „Gedenkt es ihnen nicht mit“, „rächet euch nicht“, sondern er verlangt weit mehr als das. Denn das erstere macht zum Weisen, das letztere zum Engel. Auch sagt er: „Segnet“ und fügt hinzu: „und fluchet nicht“, damit wir nicht etwa das eine und das andere tun, sondern bloß das eine. Unsere Verfolger können uns sogar die Vermittler reichen Lohnes werden. Ja, wenn du acht hast, kannst du dir gar zweierlei Lohn verdienen. Den einen verschafft dir der Verfolger eben dadurch, daß er dich verfolgt, den andern kannst du dir selbst verschaffen dadurch, daß du jenen segnest; damit legst du nämlich am klarsten deine Liebe zu Christus an den Tag. Denn wie einerseits derjenige, welcher seinem Verfolger flucht, damit zeigt, daß er sich nicht gerade sehr darüber freut, für Christus dies leiden zu dürfen, so beweist derjenige, welcher ihn dafür noch segnet, eine große Liebe. Schimpfe also deinen Verfolger nicht, damit du aus der Verfolgung um so größeren Lohn ziehest und zugleich jenem zu erkennen gibst, daß du aus eigenem guten Willen, nicht aus Zwang S. d151 die Verfolgung erträgst, daß du sie als Freudenfest, nicht als Mißgeschick betrachtest. Dartun sagt auch Christus: „Freuet euch, wenn die Leute alles Böse fälschlich wider euch reden!“ 1 Darum kehrten die Apostel zurück voll Freude darüber, daß sie nicht nur schlimme Worte (gegen sich) hören mußten, sondern sogar gegeißelt wurden.

Außerdem hast du davon noch einen andern nicht geringen Gewinn; du strafst nämlich dadurch deine Widersacher und belehrst sie durch die Tat, daß du einem andern Leben entgegenpilgerst. Denn wenn er sieht, daß du dich freust und daß du durch das Unrecht-Leiden gewissermaßen Flügel bekommst, so wird er aus diesen Tatsachen klar erkennen, daß du noch andere größere Hoffnungen hast, die über das gegenwärtige Leben hinausgehen. Wie kann aber dein Verfolger zur Überzeugung kommen, daß du ein anderes Leben erwartest, wenn du das nicht tust, sondern weinst und jammerst? Ja, du kannst auf diese Weise den andern außerdem noch auf den rechten Weg bringen; wenn er nämlich sieht, daß du über seine Beleidigungen dich nicht kränkst, sondern sogar noch segnest, wird er mit der Verfolgung aufhören.

Sieh also, wieviel Gutes dir daraus hervorgeht! Du hast größeren Lohn und geringere Mühe, der andere läßt ab von seiner Verfolgung, Gott wird geehrt, und für den Verirrten wird dein weises Benehmen eine Mahnung zur Frömmigkeit. Darum will der Apostel, daß wir nicht allein an solchen, die uns schmähen, sondern auch an solchen, die uns verfolgen und tätlich mißhandeln, mit dem Gegenteil Vergeltung üben. Vorläufig hat er befohlen, sie zu segnen; im weiteren ermahnt er, ihnen auch durch Werke wohlzutun.

V. 15: „Sich freuen mit Fröhlichen und weinen mit Weinenden.“

Weil es auch möglich ist, zu segnen und nicht zu fluchen, ohne daß es aus Liebe geschieht, will der Apostel, daß wir von Liebe durchglüht seien. Darum fügt er noch bei, daß wir nicht bloß segnen, sondern auch S. d152 mittrauern, mitleiden sollen, wenn wir unsere Widersacher etwa von einem Unglück betroffen sehen. — Ganz recht, wendest du ein, befiehlt der Apostel mitzutrauern mit den Trauernden; aber warum heißt er denn das andere? Das ist ja doch nichts Großes. — Und doch gehört ein edelmütigeres Denken dazu, sich zu freuen mit den Fröhlichen, als zum Weinen mit den Weinenden. Zu diesem letzteren leitet die Natur selbst an; niemand ist so steinhart, daß er nicht fremdem Unglück eine Träne widmete. Dagegen gehört eine edelmütige Seele dazu, den Glücklichen nicht bloß nicht zu beneiden, sondern sich mit ihm auch noch zu freuen. Darum setzt auch der Apostel dieses voran. Nichts führt (die Menschen) so sehr in Liebe zusammen, als wenn sie Freud und Leid miteinander teilen. Wenn du darum einem Unglück auch ferne stehst, so schließe dich doch nicht aus vom Mitfühlen; denn wenn dein Mitmensch leidet, so bist du schuldig, an seinem Unglück teilzunehmen. Teile mit ihm die Tränen, damit du ihm sein schwerem Herz etwas erleichterst! Teile mit ihm die Freuden, damit du der Fröhlichkeit tiefere Wurzel und der Liebe festeren Halt gebest! Damit wirst du auch dir selbst nützen, weil du nämlich durch das Mitweinen barmherzig gestimmt wirst und durch die Mitfreude dich frei machst von Neid und Mißgunst.

Beachte übrigens, wie Paulus jeden Anstoß zu vermeiden sucht! Er sagt nicht: „Hilf dem Unglück ab“, damit man nicht sagen könne, das sei oft ein Ding der Unmöglichkeit, sondern er befiehlt das Leichtere und was in unserer Macht liegt. Wenn du dem Unglück nicht abhelfen kannst, so schenke ihm deine Tränen, und du hast ihm zum guten Teil abgeholfen; und wenn du das Glück sonst nicht mehren kannst, so leg ihm deine eigene Freude darüber bei, und du wirst es um ein gutes Stück gemehrt haben. Darum mahnt der Apostel, daß wir nicht bloß nicht neidisch seien, sondern uns auch mitfreuen; denn das ist viel mehr als nicht neidisch sein. V. 16: „(Dies geschieht,) wenn ihr gegeneinander die gleiche Gesinnung hegt wenn ihr nicht nach Hohem strebt, sondern den Niedrigen eure Teilnahme erweist.“ S. d153


  1. Matth. 5, 11. ↩

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