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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
DREIUNDZWANZIGSTE HOMILIE: Kap. XII V. 14—21.

4.

Laut aufseufzen muß ich bei dem Gedanken, daß wir durch gehöriges Befolgen der Gebote Christi imstande wären, sowohl die Güter des Diesseits zu behalten, als auch die des Jenseits zu erlangen, daß wir aber die einen wie die andern verlieren, wenn wir auf seine Worte nicht hören und nichtige Dinge im Kopfe haben, Christus hat ja seine Gebote zu unserm Nutz und Frommen gegeben und uns darüber belehrt, was uns Ruhm und was uns Schande bringt. Auch dieses Gebot hätte er gewiß nicht gegeben, wenn er seine Jünger durch Befolgung desselben lächerlich machen würde. Nein! Gerade deswegen hat er es so gegeben, weil es die höchste Achtung auch bei den Menschen einträgt, wenn man nicht eine Schmähung mit einer andern erwidert, wenn man nicht Unrecht tut, trotzdem man Unrecht erleidet, wenn aber das schon rühmlich ist, so um so mehr, wenn man Schmähreden mit gütigen Worten, Beleidigungen S. d159 mit Lobeserhebungen, Feindseligkeiten mit Wohltaten erwidert. Darum hat Christus dieses Gebot gegeben. Er geht ja schonend um mit seinen Jüngern, und er weiß gar wohl, was groß und was klein macht. Wenn er nun so schonungsvoll umgeht und das weiß, was haderst du mit ihm und willst einen andern Weg gehen? Den andern überwinden, indem man ihm bös mitspielt, das ist eines von den Geboten des Teufels. Auf diese Art wurden alle Wettkämpfer Sieger bei den Olympischen Spielen, die ja dem Teufel geweiht waren. Aber auf dem Kampffelde Christi werden die Kronen nicht nach diesem Gesetze ausgeteilt, sondern nach einem ganz andern; da gilt das Gesetz, daß der, welcher Schläge empfängt, nicht der, welcher Schläge austeilt, den Siegespreis erlangt. Das ist sein Kampffeld. Auf diesem gelten überhaupt ganz andere Kampfregeln. Nicht der Sieg ist dort so sehr Gegenstand der Bewunderung als die Art des Sieges. Was anderwärts als Niederlage gilt, führt hier den Sieg herbei. Gottes Kraft tritt hier hervor, um den Himmel wird hier gekämpft, eine Schaubühne der Engel ist da aufgerichtet.

Ich weiß, daß ihr jetzt ganz durchglüht seid, daß ihr weicher geworden seid als Wachs. Kehrt ihr aber nach Hause zurück, so vergesset ihr wieder auf alles. Das ist es, was mich schmerzt, daß wir die Predigt nicht ins Werk umsetzen; und doch könnten wir daraus den größten Gewinn haben. Denn wenn wir Sanftmut an uns sehen lassen, sind wir gefeit gegen jeden Angriff allen gegenüber; kein Mensch kann uns schaden, kein kleiner und kein großer. Schmäht dich jemand, so schadet er nicht dir, sondern sich selbst am meisten; tut er dir eine Kränkung an, so steht der Schaden wieder auf seiner Seite. Siehst du nicht, wie bei Gericht die an ihrer Ehre Beleidigten ehrenvoll dastehen und mit aller Freiheit sprechen dürfen, während ihre Beleidiger den Kopf hängen lassen voll Beschämung und Furcht? Doch was nenne ich nur Schmähreden und Ehrenbeleidigungen? Sollte auch einer sein Schwert gegen dich wetzen, sollte er dir mit der Hand nach der Gurgel greifen, dir wird er nicht schaden, aber sich selbst wird er umbringen. Zeuge dafür sei jener erste, der durch die S. d160 Hand seines Bruders fiel. Er lief ein in den ruhigen Hafen (der Ewigkeit), im Besitz unsterblichen Ruhmes. Der andere dagegen mußte ein Leben führen schlimmer als der Tod, seufzend und zitternd, und mußte an seinem Leibe das Brandmal seiner Untat herumtragen. Nicht ihm wollen wir ähnlich werden, sondern dem andern! Denn wer Unrecht leidet, der beherbergt nicht die Sünde in seinem Heim. Er ist ja nicht ihr Urheber, sondern sie ist ihm von anderswo zugekommen; er hat durch seine Geduld nur Gutes getan. Wer dagegen sündhaft gehandelt hat, der hat eine Quelle des Unheils daheim. Lag nicht Joseph im Gefängnisse, während das unzüchtige Weib, welches ihm nachstellte, in einem glänzenden, prachtvollen Hause wohnte? Und doch, wer von beiden wolltest du lieber sein? Denke dabei noch gar nicht an die zukünftige Belohnung (des Joseph), sondern vergleiche nur den gegenwärtigen Zustand des einen und der andern, und du wirst tausendmal lieber mit Joseph das Gefängnis als mit der Ehebrecherin den Palast teilen wollen. Denn wenn du einen Blick in die Seele der beiden tun könntest, so würdest du sehen, wie die des Joseph voller Frieden und Heiterkeit, die der Ägypterin dagegen voll Angst und Scham und Betrübnis und Unruhe und Furcht ist. Mag sie auch scheinbar Siegerin geblieben sein, ein wirklicher Sieg war es nicht.

Nun wissen wir es, und wir wollen uns wappnen gegen das Erleiden von Unrecht, um frei zu bleiben von gegenwärtigem Leiden und der zukünftigen Güter teilhaftig zu werden, die uns allen werden mögen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, durch den und mit dem Ehre sei dem Vater zugleich mit dem Hl. Geiste in alle Ewigkeit. Amen. S. d161

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