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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
FÜNFUNDZWANZIGSTE HOMILIE: Kap. XIII, V. 11—14.

2.

Nichts stachelt nun die sinnliche Begierde so sehr auf und entflammt so sehr den Zorn, wie Betrunkenheit und Rausch. Darum heißt es an erster Stelle: „Nicht in Schmausereien und Trinkgelagen“, dann erst: „Nicht in Buhlereien und Schlemmereien, nicht in Streitereien und Neidereien.“ — Aber dabei bleibt der Apostel nicht stehen, sondern nachdem er uns die schlechten Kleider ausgezogen hat, höre, wie er uns schön herstellen will, indem er weiter sagt:

V. 14: „Sondern ziehet unsern Herrn Jesus Christus an!“

Der Apostel spricht nicht mehr von „Werken“, sondern mutet seinen Zuhörern noch etwas Höheres zu. Wo er vom Laster spricht, gebraucht er den Ausdruck „Werke“; wo er aber auf die Tugend zu sprechen kommt, da redet er nicht von „Werken“, sondern von „Waffen“, um dadurch auszudrücken, daß die Tugend dem, der sie besitzt, in den Zustand voller Sicherheit versetzt und ihn in vollem Glanz erscheinen läßt. Auch dabei bleibt er nicht stehen, sondern steigert seine Ausdrucksweise noch, was fast unheimlich anmutet: er läßt den Herrn und König uns zu einem Mantel werden. Wer ihn als solchen umgeworfen hat, der besitzt die Tugend in ihrem ganzen Umfange. Wenn er sagt: „ziehet an“, so befiehlt er eben, ihn uns umzuwerfen, wie er an einer andern Stelle sagt: „Wenn Christus in euch ist“ 1, und wieder: „daß Christus im innern Menschen von uns wohne“ 2. So will er, daß unsere Seele ihm als Haus diene, wie auch, daß er uns wie ein Mantel umhülle, um uns alles zu sein innen und außen. Er ist ja unsere Vollendung. — „Die Vollendung dessen, der alles in allen vollendet“ 3, auch Weg und Mann und Bräutigam (ist er uns): „Ich habe euch als reine Jungfrau nur einem Manne als Braut geworben“ 4, auch Wurzel und Trank S. d181 und Speise und Leben: „Ich lebe“, heißt es, „doch nicht ich, Christus lebt in mir“ 5. Auch Apostel und Oberpriester und Lehrer und Vater und Bruder und Miterbe ist er uns und teilt mit uns Grab und Kreuz: „Wir sind mitbegraben mit ihm“, heißt es, „und zusammengepflanzt worden zur Ähnlichkeit seines Todes“ 6. Auch Bittsteller: „An Christi Statt bekleiden wir das Amt eines Botschafters 7, und Fürsprecher beim Vater: „Er legt Fürbitte ein für uns“ 8, heißt es. Auch Wohnung und Gast: „Er bleibt in mir und ich in ihm“ 9; auch Freund: „Ihr seid ja meine Freunde“ 10; und Grundfeste und Eckstein; und wir sind seine Glieder, sein Ackerland, sein Bauwerk, seine Zweige, seine Mitarbeiter. Denn was will er uns nicht sein, da er sich doch auf jede Weise mit uns verbinden und in eins zusammenfügen will? Das ist die Art eines innig Liebenden, zu handeln. So folge ihm denn, steh auf vom Schlafe, ziehe ihn an, und nachdem du ihn angezogen hast, biete ihm willfährig dein Fleisch! Das deutet nämlich der Apostel an, wenn er sagt:

„Macht die Fürsorge um das Fleisch nicht zu Lüsten!“

Wie der Apostel nicht das Trinken verbietet, sondern das Sichberauschen, nicht den ehelichen Verkehr, sondern die Ausschweifung, so verbietet er auch nicht die Fürsorge um das Fleisch, sondern die Ausartung derselben zu Lüsten, wobei das Maß des Notwendigen überschritten wird. Zum Beweis dafür, daß er eine solche Fürsorge geradezu befiehlt, höre, was er zu Timotheus sagt: „Etwas Wein genieße wegen deines Magens und deiner häufigen Kränklichkeiten“ 11. So will er auch hier zwar Fürsorge geübt wissen, aber zur Gesundheit, nicht zur Schwelgerei. Denn das wäre ja auch schon keine Fürsorge mehr, wenn du die Flamme anfachst und den Feuerofen noch glühender machst. Damit ihr aber noch besser versteht, was es heißt, für den Leib sorgen „zu Lüsten“ und eine solche Fürsorge meidet, so denkt an die Trunkenbolde, an die Schlemmer, an die Mode- S. d182 narren, an die Weichlinge, an die, welche überhaupt ein üppiges und ungeordnetes Leben führen, und ihr werdet das hier Gesagte einsehen. Diese Leute tun alles, nicht damit sie sich die Gesundheit erhalten, sondern damit sie den Lüsten frönen und die sinnliche Begierde anfachen. Du aber, der du Christus angezogen hast, merze alle jene Dinge aus und suche nur das eine zu erreichen, daß du deinen Körper gesund erhaltest! Nur so weit sorge für ihn, darüber hinaus nicht, sondern richte deine ganze Sorge auf die geistlichen Dinge! Auf diese Weise wirst du dazu kommen, aufzustehen von dem Schlafe, nicht beschwert mit diesen mannigfachen Lüsten. Denn das gegenwärtige Leben ist ja ein Schlaf, und was sich in ihm abspielt, unterscheidet sich nicht von Traumbildern. Und wie die Schlafenden wirre Dinge reden und oft sinnloses Zeug sehen, so auch wir. Ja, wir sind dabei noch viel schlimmer daran. Denn wer im Schlaf etwas Schandbares tut oder spricht, der wird davon frei, sobald er vom Schlafe frei wird, und erleidet dafür keine Strafe. Hier geht es aber nicht so, sondern die Schande sowohl als auch die Strafe sind unsterblich. Ferner, die im Traume reich sind, werden erst, wenn es Tag geworden ist, gewahr, daß sie nur scheinbar reich waren. Hier aber erfolgt die Enttäuschung oft schon vor dem Tagwerden, und ehe sie noch von hier scheiden, sind diese Träume schon zerronnen.

Lasset uns also diesen bösen Schlaf abschütteln! Denn wenn uns jener Tag schlafend überrascht, dann wird ewiger Tod unser Los sein. Und auch vor jenem läge noch werden wir allen unsern Feinden hier auf Erden eine leichte Beute sein, den Menschen wie den Teufeln. Wenn der Wachenden viele wären, so wäre die Gefahr nicht so groß; weil aber nur einer oder der andere seine Lampe hält und wach ist, während die andern wie in tiefster Nacht im Schlafe liegen, darum bedürfen wir großer Wachsamkeit und großer Sicherung, damit wir nicht unersetzlichen Schaden erleiden.


  1. Röm. 8, 10. ↩

  2. Eph. 3, 17. ↩

  3. Ebd. 1, 23. ↩

  4. 2 Kor, 11, 2. ↩

  5. Gal. 2. 20. ↩

  6. Röm. 6, 4. 5. ↩

  7. 2 Kor. 5, 20. ↩

  8. Röm. 8, 34. ↩

  9. Joh. 6, 57. ↩

  10. Ebd. 15, 14. ↩

  11. 1 Tim. 5, 23. ↩

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