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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
SIEBENTE HOMILIE: Kap. II, V. 17—28 und Kap. III. V. 1—8.

3.

Sieh also, wie er sie (die fleischliche Beschneidung) dem Wortlaute nach zwar zugibt, in Wirklichkeit aber aufhebt. Er sagt nämlich nicht: Die Beschneidung ist überflüssig, sie ist Unsinn, sie ist unnütz, sondern was sagt er? „Die Beschneidung nützt wohl, wenn du das Gesetz erfüllst.“ Er gibt sie vorläufig zu, indem er sagt: Ja, ich gestehe zu, ich widerspreche nicht, daß die Beschneidung etwas Gutes ist; jedoch wann? Wenn sie von der Beobachtung des Gesetzes begleitet ist. „Bist du aber ein Übertreter des Gesetzes, so ist deine Beschneidung Vorhaut geworden.“ Er sagt nicht: Sie nützt nichts, um nicht den Anschein zu erwecken, als wolle er sie beschimpfen; sondern er spricht zuerst dem Juden das Beschnittensein ab, dann verwirft er ihn. Auf diese Weise trifft der Schimpf nicht die Beschneidung, sondern den, der ihrer durch eigene Lässigkeit verlustig gegangen ist. Wie die Richter Männer in hohen Ehrenstellen, die bei Begehung großer Verbrechen verhaftet worden sind, erst ihrer Würde entkleiden und dann erst die Strafe über sie aussprechen, so verfährt Paulus. Nachdem er gesagt hat: „Bist du aber ein Übertreter des Gesetzes“, fährt er fort: „… so ist deine Beschneidung Vorhaut geworden.“ Auf diese Weise hat er gezeigt, daß der Jude eigentlich unbeschnitten ist; und nun verurteilt er ihn ohne Bedenken.

V. 26: „Wenn nun der Unbeschnittene die Vorschriften des Gesetzes hält, wird da nicht seine Vorhaut in Beschneidung umgewandelt werden?“

Sieh, was er macht! Er sagt nicht, daß die Unbeschnittenheit die Beschneidung übertrifft — dadurch hätte er ja bei seinen Zuhörern sehr angestoßen —, son- S. b91 dern daß die Unbeschnittenheit in Beschneidung umgewandelt worden ist. Er untersucht weiter, was die Beschneidung sei und was die „Vorhaut“. Er sagt, die Beschneidung bestehe in einer guten Handlungsweise, die Vorhaut in einer schlechten. Den Unbeschnittenen, der sich einer guten Handlungsweise befleißt, beansprucht er für die Beschneidung, den Beschnittenen dagegen mit einem verderbten Leben verweist er unter den Begriff „Vorhaut“. Den Vorzug gibt er dann dem Unbeschnittenen. Er sagt aber nicht „dem Unbeschnittenen“, sondern er setzt dafür die Handlungsweise, indem er sagt: „Wird da nicht deine Vorhaut in Beschneidung umgewandelt werden?“ Er sagt auch nicht „angesehen werden“, sondern „umgewandelt werden“, was nachdrucksvoller ist. So hat er auch oben nicht gesagt: „Deine Beschneidung ist als Vorhaut angesehen worden“, sondern „ist Vorhaut geworden“.

V. 27: „Und es wird dich richten die natürliche Vorhaut…“

Du siehst, daß der Apostel zweierlei Vorhaut kennt, eine im natürlichen und eine im übertragenen Sinne; hier spricht er von der natürlichen, aber er bleibt nicht dabei stehen, sondern fährt fort:

„… die das Gesetz beobachtet, dich, der du bei Schrift und Beschneidung ein Übertreter des Gesetzes bist.“

— Beachte da seine überaus feinsinnige Unterscheidung! Er sagt nicht, daß die natürliche Vorhaut die Beschneidung richten wird, sondern er setzt zwar immer da, wo etwas Rühmenswertes zu sagen ist, das Wort „Vorhaut“, wo dagegen etwas Nachteiliges ausgesagt werden muß, läßt er nicht die Beschneidung als schuld an dem Nachteil erscheinen, sondern den beschnittenen Juden. Er fürchtet nämlich, sonst beim Zuhörer anzustoßen. Auch sagt er nicht: Dich, der du Gesetz und Beschneidung hast, sondern noch zurückhaltender: „Dich, der du bei Schrift und Beschneidung ein Übertreter des Gesetzes bist“; d. h. die Vorhaut in diesem Sinne (nämlich bei Gesetzesbeobachtung) rettet der Beschneidung die Ehre, denn ihr ist Unrecht geschehen (nämlich von dem Beschnittenen, der das Gesetz übertreten hat); S. b91 auch kommt sie dem Gesetz zu Hilfe, denn ihm ist Gewalt angetan worden; so stellt er ein leuchtendes Siegeszeichen auf. Der Sieg ist gerade deswegen ein glänzender, weil nicht der Jude vom Juden, sondern von dem Unbeschnittenen gerichtet wird, so wie wenn es heißt: „Die Männer von Ninive werden aufstehen und dieses Geschlecht verurteilen“ 1. Der Apostel tut also dem Gesetz keinen Abbruch an seiner Ehre — im Gegenteil, er hat große Hochachtung davor —, sondern sein Tadel gilt dem, der sich gegen das Gesetz vergeht. Nachdem er dies klar gemacht hat, umgrenzt er weiter freisinnig den Begriff „Jude“ und legt dar, daß er nicht den Juden und nicht die Beschneidung verwerfe, sondern gerade den Nicht-Juden und den Nicht-Beschnittenen. Scheinbar rettet er der Beschneidung die Ehre, aber doch zerstört er die hohe Meinung von ihr, indem er sie nur insoweit gelten läßt, als sie einen Erfolg (nämlich im sittlichen Leben) aufweist. Er zeigt nämlich, daß gar kein Unterschied bestehe zwischen einem Juden und einem Unbeschnittenen, ja daß sogar der Unbeschnittene höher stehe, wenn er acht hat auf sich; das sei der eigentliche Jude. Darum sagt er:

V. 28: „Denn nicht wer es im Äußeren ist, ist ein Jude, noch ist Beschneidung, die äußerliche, die am Fleische.“

— hier gibt er denen einen Merks, die alles nur des äußeren Scheines wegen tun —,

„sondern wer es im Innern ist, ist ein Jude, und Beschneidung ist eine solche des Herzens, dem Geiste und nicht dem Buchstabe nach.“


  1. Matth. 12, 41. ↩

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