• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works John Chrysostom (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
ACHTE HOMILIE: Kap. III, V. 9—31.

9.

Willst du also deinen Kindern großen Reichtum hinterlassen, so hinterlaß ihnen Gottes Vormundschaft. Wie sollte er, der ohne dein Zutun dir Seele und Leib und Leben geschenkt hat, wenn er von dir einen Erweis solcher Hochherzigkeit sieht, daß du nämlich das Erbe deiner Kinder mit ihm teilst, wie sollte er dann diesen nicht alle Schleußen des Reichtums öffnen? Wenn schon Elias dafür, daß er mit ein wenig Mehl genährt worden war, weil er sah, daß jenes Weib ihm den Vorzug vor ihren Kindern gab, in dem kleinen Haushalt der Witwe für Küche und Keller sorgte, stelle dir vor, welche Erkenntlichkeit der Herr des Elias zeigen wird! Schauen wir also nicht darauf, wie reich wir unsere Kinder zurücklassen, sondern wie tugendhaft! Denn wenn sie auf ihren Reichtum pochen, werden sie keine Sorge S. b126 haben um etwas anderes in der Meinung, ihr schlechter sittlicher Wandel sei gedeckt durch ihr vieles Geld. Wenn sie dagegen wissen werden, daß sie des Trostes irdischen Gutes entbehren, werden sie sich mit allen Kräften bemühen, in reichem Tugendleben Trost zu suchen für ihre Armut. Hinterlaß ihnen darum nicht Reichtum, damit du ihnen Tugend hinterlassest. Es ist ja doch höchste Unbesonnenheit, bei Lebzeiten die Kinder nicht zu Herren von allem zu machen, nach dem Tode dagegen ihrer jugendlichen Ungebundenheit volle Freiheit zu gewähren; denn solange wir leben, können wir sie zur Rechenschaft ziehen, ihnen bei schlechter Verwendung (des Reichtums) vernünftig zureden und ihnen einen Zügel anlegen; geben wir ihnen aber bei unserm Absterben den Gebrauch des Reichtums frei, so stoßen wir die armen bedauernswerten Kinder, verwaist und voll jugendlichen Leichtsinnes, wie sie sind, hinaus in ein Meer voller Klippen, wir schüren Feuer (um sie) an und gießen Öl in die gefährliche Glut. Darum nochmals, willst du dein Erbe in Sicherheit zurücklassen, so hinterlaß deinen Kindern Gott als ihren Schuldner und händige ihm ihr Schuldbuch ein. Wenn sie selbst das Geld in Empfang nehmen, werden sie nicht wissen, wem sie es übergeben sollen, und sie werden manchen Schmarotzern und Leuten, die ihnen keinen Dank wissen, zum Opfer fallen; wenn du es vorweg bei Gott auf Zinsen anlegst, so bleibt dein Schatz in Sicherheit und wird dir mit aller Bereitwilligkeit zurückgestellt. Gott hat sogar seine Freude daran, wenn er uns zurückgibt, was er uns schuldet; er sieht solche lieber, die ihm auf Zinsen geliehen haben, als andere, die ihm nicht geliehen haben, und liebt die am meisten, denen er am meisten schuldet. Willst du daher ihn dauernd zum Freunde haben, so mach’ dir ihn dadurch recht viel zum Schuldner. Kein Geldverleiher freut sich so darüber, daß er Schuldner hat, wie Christus sich freut, daß er Gläubiger hat. Ja, er flieht solche, denen er nichts schuldig ist, und sucht die auf, bei denen er in Schulden steht.

Tun wir also alles, um ihn zum Schuldner zu bekommen! Jetzt ist gelegene Zeit dazu, [bei ihm] Geld anzulegen, jetzt befindet er sich in Not. Wenn du ihm S. b127 jetzt nicht gibst, nach deinem Hingange braucht er dich nicht mehr. Hier auf Erden dürstet er, hier hungert er; er dürstet aber, weil er nach deinem Heil durstig ist. Darum geht er als Bettler, darum geht er nackt einher um dir zum ewigen Leben zu verhelfen. Übersieh ihn also nicht! Er will ja nicht gespeist werden, sondern Speise reichen, nicht ein Kleid bekommen, sondern eins geben, dir nämlich das goldene Ehrenkleid, das königliche Prachtgewand verschaffen. Siehst du nicht, wie Ärzte, die ihr Amt recht ernst nehmen, wenn sie Kranken ein Bad bereiten, auch selbst baden, obzwar sie es nicht nötig haben? So tut auch Christus alles Mögliche dir zuliebe in deiner Krankheit. Darum fordert er nicht mit Gewalt von dir, damit er dir recht reichlich vergelten könne, damit du siehst, daß er nicht aus eigener Not bettelt, sondern um deiner Not abzuhelfen. Darum kommt er in dürftigem Kleid zu dir und streckt seine Hand dir entgegen. Wenn du ihm auch nur einen Heller reichst, er verschmäht ihn nicht; und wenn du seiner nicht achtest, er steht nicht ab, sondern er kommt wieder zu dir. Er will ja so sehnsüchtig, gar so sehnsüchtig unser Heil. Verachten wir also das Geld, damit wir nicht von Christus verachtet werden! Wenn wir es hienieden (gar zu ängstlich) hüten, werden wir gänzlich darum kommen im Diesseits und im Jenseits. Wenn wir es aber recht freigebig austeilen, werden wir es gut haben in diesem und jenem Leben. Wer also reich werden will, werde arm, damit er reich werde; er teile aus, um zusammenzuhäufen; er zerstreue, um zu sammeln. Wenn dir das aber befremdlich und widerspruchsvoll vorkommt, so schau’ hin auf den Sämann und bedenke, daß auch dieser nicht anderes mehr bekommen kann, als wenn er das, was er hat, ausstreut und das, was ihm sicher ist, hinwirft. Säen also auch wir aus, bebauen wir das Saatfeld des Himmels, damit wir einmal eine reiche Ernte haben und der ewigen Güter teilhaftig werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, mit welchem dem Vater zugleich mit dem Hl. Geiste sei Ehre, Macht und Herrlichkeit jetzt und allezeit bis in alle Ewigkeit. Amen. S. b128

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (477.49 kB)
  • epubEPUB (446.80 kB)
  • pdfPDF (1.69 MB)
  • rtfRTF (1.43 MB)
Translations of this Work
Commentaire sur l'épître aux Romains Compare
Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
Commentaries for this Work
Einleitung

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy