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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
ELFTE HOMILIE: Kap. V, V. 12—21 und Kap. VI, V. 1—4.

1.

Kap. V, V. 12—21 und Kap. VI, V. 1—4.

V. 12: „Demnach wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod, und so ist der Tod auf alle Menschen übergegangen, weil alle in ihm gesündigt haben.“

Wie die besten Ärzte immer der Wurzel der Krankheiten nachforschen und auf die Quelle des Übels zurückgehen, so auch der hl. Paulus. Er hat den Satz ausgesprochen, wir seien gerechtfertigt worden, und hat ihn bewiesen aus der Geschichte des Patriarchen, aus der Mitteilung des Hl. Geistes und aus dem Tode Christi. Christus wäre ja nicht gestorben, wenn er uns nicht hätte rechtfertigen wollen. Nun führt er den Beweis weiter und gründet den in Rede stehenden Satz auf das Gegenteil, das ist auf den Tod und die Sünde. — Wie geht er dabei vor? — Er untersucht, woher der Tod gekommen und wie er zur Herrschaft gelangt ist. Wie kam er also und gelangte er zur Herrschaft? Durch die Sünde des einen. — Was heißt: „In welchem alle gesündigt haben“? — Nach dem Fall jenes ersten Menschen sind von diesem her auch die, welche selbst nicht von dem Baume gegessen haben, sterblich geworden.

V. 13: „Denn bis zum Gesetze war Sünde in der Welt; Sünde aber wird nicht zugerechnet, solange kein Gesetz da ist.“

Mit dem Ausdrucke „bis zum Gesetze“ sind manche der Ansicht, habe der Apostel die Zeit vor der Gesetzgebung gemeint, nämlich die Zeit Abels, Noes, Abrahams bis zur Geburt des Moses. Welche Sünde gab es denn damals? — Einige sind der Ansicht, der Apostel meine die Sünde im Paradiese. Diese, sagen sie, war ja nicht getilgt, sondern lebte fort in ihrer Frucht. Sie hatte nämlich den Tod über die ganze Menschheit gebracht, und dieser herrschte über sie wie ein Tyrann. — Warum fügt er bei: „Sünde aber wird nicht zugerechnet, solange S. b171 kein Gesetz da ist“? — Als einen Einwand der Juden, meinen die, welche mit uns übereinstimmen, habe der Apostel das hergesetzt; er habe sagen wollen: Wenn es keine Sünde gibt ohne ein Gesetz, wieso hat denn der Tod alle hingerafft vor dem Gesetze? — Mir scheint aber eine andere Erklärung besser begründet und dem Gedankengang des Apostels entsprechender zu sein. Welche denn? — Wenn der Apostel sagt, daß bis zum Gesetze Sünde in der Welt war, so scheint es mir, als sage er: Nachdem das Gesetz gegeben war, herrschte die Sünde aus dem Grunde der Übertretung, und sie herrschte insoweit, inwieweit es ein Gesetz gab. Es kann ja, will er sagen, gar keine Sünde geben, wo es kein Gesetz gibt. Wenn nun eben diese Sünde, will er sagen, aus dem Grunde der Übertretung des Gesetzes den Tod erzeugte, wieso mußten denn alle sterben, die vor dem Gesetze gelebt hatten? Denn wenn der Tod seine Wurzel in der Sünde hat, eine Sünde aber nicht angerechnet wird, wo es kein Gesetz gibt, wieso konnte der Tod herrschen? Daraus ist ersichtlich, daß die Sünde, von der hier die Rede ist, nicht eine (persönliche) Gesetzesübertretung ist, sondern jener Ungehorsam des Adam; dieser war es, der alles ins Verderben gezogen hat. Und der Beweis dafür? — Die Tatsache, daß alle, die vor dem Gesetze lebten, gestorben sind.

V. 14: „Es herrschte ja der Tod von Adam bis Moses auch über die, welche nicht gesündigt hatten.“

Wie herrschte er:

„In Ähnlichkeit der Übertretung Adams, welcher ein Vorbild des Zukünftigen ist.“

Demnach ist Adam ein Vorbild Christi. Wieso denn? fragst du. Geradeso wie Adam für seine Nachkommen, obwohl diese nicht von dem Baume gegessen hatten, die Ursache des durch seinen Genuß herbeigeführten Todes geworden ist, ebenso ist Christus für seine Nachkommen, obzwar sie nicht gerecht handelten, der Vermittler der Gerechtigkeit geworden, die er uns allen durch seinen Kreuzestod verdient hat. Darum betont der Apostel immer und immer wieder das „einen“ und wiederholt es beständig. „Gleichwie durch einen Menschen die S. b172 Sünde in die Welt gekommen ist“ 1. — „Wenn durch die Übertretung des einen die vielen gestorben sind 2. — Nicht verhält es sich mit der Sünde durch den einen wie mit dem Geschenk 3 „Das Gericht wegen des einen zur Verdammung 4. — „Denn wenn durch des einen Sünde der Tod herrschte durch den einen“ 5. — „Gleichwie also durch die Übertretung des einen“ 6 — „Gleichwie durch den Ungehorsam des einen die vielen zu Sündern geworden sind“ 7 — Von diesem „einen“ läßt er nicht ab, damit du, wenn dir der Jude sagt: „Wie, durch das Rechttun eines, des Christus, ist die ganze Menschheit gerettet worden?“ an ihn die Gegenfrage stellen kannst: „Wie, durch den Ungehorsam eines, des Adam, ist die ganze Menschheit verdammt worden?“ Und dabei ist Sünde und Gnade nicht einmal auf dieselbe Stufe zu stellen, ebensowenig wie Tod und Leben, wie Teufel und Gott, sondern es besteht ein himmelweiter Unterschied. Wenn also aus der Natur der Sache, aus der Macht dessen, der als Geber in Betracht kommt, und aus dem, was sich für ihn schickt — für Gott schickt es sich mehr, zu retten als zu strafen —, wenn aus allem dem hervorgeht, daß die Gnade über der Sünde steht, welchen Grund kannst du noch haben, ungläubig zu sein? — Daß die Tatsache (der Erlösung) auch vernunftgemäß sei, führt der Apostel aus, indem er spricht:

V. 15: „Aber nicht wie mit der Übertretung verhält es sich mit dem Geschenk; denn wenn durch die Übertretung des einen die vielen gestorben sind, so ist um so mehr die Gnade Gottes und das Gnadengeschenk des einen Menschen Jesus Christus vielen reichlich zuteil geworden.“

— Der Apostel will damit folgendes sagen: Wenn die Sünde eine solche Kraft hatte und dazu noch die Sünde eines einzigen Menschen, wie sollte nicht die Gnade, und zwar die Gnade Gottes, nicht allein die des Vaters, S. b173 sondern auch des Sohnes, noch darübergehen? Das hat doch viel mehr Sinn. Daß einer eines andern wegen gestraft werde, das scheint mir nicht sonderlich viel Sinn zu haben; daß aber einer durch einen andern gerettet werde, das ist viel geziemender und vernunftentsprechender. Wenn nun jenes erstere wirklich geschehen ist, so um so mehr dieses letztere.


  1. Röm. 5, 12. ↩

  2. Ebd. V. 15. ↩

  3. Ebd. V. 16. ↩

  4. Ebd. ↩

  5. Ebd. V. 17. ↩

  6. Ebd. V. 18. ↩

  7. Ebd. V. 19. ↩

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