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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
ZWÖLFTE HOMILIE: Kap. VI, V. 5—18.

1.

Kap. VI, V. 5—18.

V. 5: „Denn wenn wir mit ihm zusammengepflanzt sind zur Ähnlichkeit seines Todes, werden wir es auch in der Auferstehung sein.“

Ich wiederhole hier zunächst eine Bemerkung, die ich schon früher einmal gemacht habe, nämlich daß der Apostel beständig sittliche Ermahnungsreden einflicht. Er geht hier nicht so vor wie in den anderen Briefen, die er gewöhnlich in zwei Teile gliedert, deren ersten er der Erörterung von Glaubenslehren bestimmt, den zweiten der sittlichen Ermahnung. Hier hält er es nicht so, sondern im ganzen Briefe mischt er beides durcheinander, damit seine Rede eine gefällige Form bekomme. — Von zweierlei Sterben spricht er hier, von zweierlei Tod; der eine sei von Christus in der Taufe bewirkt worden, der andere müsse von uns durch unser sittliches Streben herbeigeführt werden. Daß unsere früheren Sünden begraben worden sind, ist Gottes Geschenk; daß wir nach der Taufe für die Sünde tot bleiben, das soll das Werk unserer eigenen sittlichen Arbeit sein, wenn wir dabei auch vielfältig die Gnadenhilfe Gottes erfahren. Die Taufe hat nämlich nicht bloß die Kraft, die Verfehlungen des vergangenen Lebens zu tilgen, sondern sie beugt auch den zukünftigen vor. Wie du nun zur Tilgung jener den Glauben notwendig hattest, so mußt du, um dich nicht mit späteren Sünden zu beflecken, einen Gesinnungswandel an den Tag legen. Das rät der Apostel, wenn er spricht: „Denn wenn wir mit ihm zusammengepflanzt sind zur Ähnlichkeit seines Todes, werden wir es auch in der Auferstehung sein.“ — Siehst du nicht, wie der Apostel den Zuhörer dadurch zu gewinnen trachtet, daß er ihn Gott, seinem Herrn, an die Seite stellt und eine möglichst große Ähnlichkeit zwischen Gott und ihm aufzuweisen sich bemüht? Darum sagt er nicht „zum Tode“, sondern „zur Ähnlichkeit des Todes“, um Einwänden vorzubeugen; denn S. b190 nicht das Wesen des Menschen ist gestorben, sondern der Mensch, soweit er sündig ist, d. h. seine Sündhaftigkeit. Er sagt auch nicht: „Wenn wir die Ähnlichkeit des Todes miteinander gemeinsam haben“, sondern was? „Wenn wir zusammengepflanzt sind.“ Durch das Wort „pflanzen“ legt er den Gedanken an eine Frucht nahe. Wie nämlich das Begrabenwerden des Leibes Christi in die Erde die Erlösung der Welt als Frucht gebracht hat, so hat unser Begrabenwerden in das Wasser der Taufe als Frucht die Gerechtigkeit, Heiligung, Gotteskindschaft und tausend andere Güter gebracht; als weiteres Geschenk wird sie uns noch die Auferstehung bringen. Weil wir nun begraben worden sind in das Wasser, er aber in die Erde, wir der Sünde nach, er dem Leibe nach, darum sagt der Apostel nicht: „zusammengepflanzt zum Tode“, sondern: „zur Ähnlichkeit des Todes“. Ein Tod nämlich ist das eine wie das andere, aber nicht in derselben Beziehung. — Wenn er sagt, wir seien zusammengepflanzt zum Tode und werden es auch „zur Auferstehung“ sein, so meint er hier die zukünftige Auferstehung. Oben hatte er vom Tode gesagt: „Oder wisset ihr nicht, Brüder, daß, so viele wir ihrer getauft sind in Christus, auf seinen Tod getauft sind?“ Da hatte er nicht klar von der Auferstehung gesprochen, sondern von dem Lebenswandel nach der Taufe; er hatte nämlich befohlen, in einem neuen Leben zu wandeln. Er nimmt darum hier die Rede von demselben Gegenstand wieder auf und verkündet uns die zukünftige Auferstehung. Und damit man wisse, daß er nicht von der Auferstehung der Taufe spreche, sondern von der unseres Leibes, darum fährt er nach den Worten „wenn wir zusammengepflanzt sind zur Ähnlichkeit seines Todes“ nicht fort, daß wir es auch sein werden zur Ähnlichkeit der Auferstehung, sondern (einfach): „in der Auferstehung“. Damit man nicht sagen könne; „Wie? Wenn wir nicht gestorben sind, wie er gestorben ist, sollen wir da auferstehen, wie er auferstanden ist? Darum sagte er, wo er vom Tode spricht, nicht: „zusammengepflanzt im Tode“, sondern: „zur Ähnlichkeit des Todes“; wo er aber von der Auf- S. b191 erstehung spricht, sagt er nicht: „zur Ähnlichkeit der Auferstehung“, sondern: (wir werden ihm gleich sein) „in der Auferstehung selbst“ 1. Er sagt auch nicht: „wir sind es geworden“, sondern: „wir werden es sein“, um durch diese Redewendung wieder zu verstehen zu geben, daß die Auferstehung (von der er spricht) noch nicht stattgefunden hat, sondern erst statthaben wird.

Um seine Rede glaubwürdig zu machen, legt er dar, daß die andere (geistige) Auferstehung im Diesseits schon vor jener andern (leiblichen) stattgefunden habe, damit man auf Grund der schon geschehenen an die zukünftige glaube. Nachdem er nämlich gesagt hat, daß wir zusammengepflanzt sein werden in der Auferstehung, fährt er fort:

V. 6: „Das wissen wir, daß unser alter Mensch ist mitgekreuzigt worden, damit der Leib der Sünde vernichtet werde.“

Hiermit spricht der Apostel zugleich den Grund und den Beweis der zukünftigen Auferstehung aus. Er sagt nicht: „ist gekreuzigt worden“, sondern: „ist mitgekreuzigt worden“, und stellt damit der Taufe das Kreuz an die Seite. In demselben Sinne hat er auch oben gesagt: „Wir sind zusammengepflanzt worden zur Ähnlichkeit seines Todes“. — „Damit der Leib der Sünde vernichtet werde“; er meint damit nicht diesen (unsern) Leib, sondern die Sünde in ihrem ganzen Umfange. Wie er nämlich (an einer andern Stelle) 2 das Böse überhaupt „den alten Menschen“ nennt, so bezeichnet er im gleichen Sinne das aus verschiedenen Teilerscheinungen bestehende Böse als „den Leib“ dieses (alten) Menschen. Daß diese Auslegung nicht eine bloße Mutmaßung ist, das magst du aus dem entnehmen, was Paulus weiter sagt. Nach den Worten: „damit der Leib der Sünde vernichtet werde“, fährt er S. b192 fort: „und wir nicht mehr der Sünde dienen“, (d. h.): Ich verlange ein Totsein nicht in dem Sinne von Nichtmehrsein oder Sterben, sondern von Nichtmehrsündigen. — Im folgenden macht er diesen Gedanken noch klarer.

V. 7: „Denn wer gestorben ist, der ist gerechtfertigt von der Sünde.“

Vom Menschen, in jedem Sinne genommen, sagt er das. Wie der (dem Leibe nach) Gestorbene, wenn er tot daliegt, vom ferneren Sündigen bewahrt bleibt, so soll auch der, welcher der Taufe entstiegen ist, nachdem er einmal (der Sünde) abgestorben ist, in jeder Beziehung tot bleiben für die Sünde.


  1. Der Apostel sagt übrigens tatsächlich „zur Ähnlichkeit der Auferstehung“, wenn auch nicht wörtlich, so doch dem Sinne nach; er läßt nur das Wort „zur Ähnlichkeit“ den Leser ergänzen, wo er von der Auferstehung spricht. ↩

  2. Kol. 3, 9. ↩

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