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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In epistulam i ad Corinthios argumentum et homiliae 1-44 Homilien über den ersten Brief an die Korinther (BKV)
Neunundzwanzigste Homilie

IV.

Diese Gnadengabe schien eine hohe zu sein, weil sowohl die Apostel zuerst diese empfingen, als auch viele Korinther dieselbe besaßen, nicht aber die Lehrgabe. Darum nennt er diese zuerst, jene aber zuletzt; denn um jener willen ist diese und sind alle andern da: die Gnadengabe der Weissagung, der Wunderkraft, der Sprachen-Arten, der Sprachen-Auslegung; denn Nichts kommt dieser Gnadengabe (der Lehre) gleich; daher sagt er auch: „Priester, die würdig vorstehen, halte man doppelter Ehre würdig, zumeist die, welche sich mühen in Wort und Lehre.“1 Und an Timotheus schreibt er die Worte: „Halte an der Lesung, der Ermahnung, der Lehre! Vernachlässige nicht die Gnadengabe, welche in dir ist!“2 Siehst du, wie er auch Dieses eine Gnadengabe nennt? Darauf wiederholt er denselben Trostgrund wie oben mit den Worten: „Derselbe Geist“ und setzt bei: „Dieß alles aber wirkt der eine und derselbe Geist, welcher den Einzelnen zutheilt, so wie er will.“ Hier tröstet er nicht nur, sondern bringt auch die Gegner zum Schweigen, indem er sagt: „welcher den Einzelnen zutheilt, so wie er will.“ Man muß auch schmerzende, nicht bloß lindernde Mittel anwenden, wie es auch im Brief an die Römer geschieht, wo es heißt: „Wer bist du, daß du mit Gott rechtest?“3 So auch hier: „Welcher den Einzelnen mittheilt, so wie er will.“ Zugleich gibt er zu erkennen, daß Alles, was des Vaters ist, auch dem Geiste zukomme. Vom Vater sprach S. 505 er: „Derselbe Gott aber, der Alles in Allem wirkt;“ so auch vom Geiste: „Dieß alles aber wirkt ein und der nämliche Geist.“ Aber es wird von Gott auf ihn gewirkt, sagst du. Nirgends sagt Das der Apostel, sondern es ist deine Erfindung; denn wenn er sagt: „der Alles in Allem wirkt,“ so sagt er Das in Bezug auf die Menschen; nirgends zählt er den Geist zu den Menschen, wenn du auch tausendmal diese verrückte und sinnlose Behauptung aufstellst. Denn nachdem er gesagt: „durch den Geist“, fügt er bei, damit du nicht wähnest, dieses „durch“ ziele auf eine Erniedrigung oder auf eine abhängige Wirkungskraft: „Der Geist wirkt,“ nicht: Er wird zum Wirken bewogen; und er wirkt, „wie er will,“ nicht, wie ihm befohlen wird. Denn gleichwie der Sohn vom Vater sagt, daß er die Todten erwecke und neu belebe,4 und auch von sich, daß er belebe, welche er will, so wird auch, allerdings an einer andern Stelle, vom Geiste gesagt, daß er aus eigener Machtvollkommenheit Alles thue und ihn Nichts zu hindern vermöge; denn jener Ausdruck: „Er weht, wo er will,“5 obwohl er eigentlich vom Winde gebraucht wird, bereitet uns zu Dem, worüber wir sprechen, den Weg; hier aber sagt er: „Er wirkt Alles, so wie er es will.“ Daß er nicht zu Denen gehöre, auf welche eingewirkt wirkt, sondern eine wirkende Person sei, magst du noch aus einer andern Stelle ersehen. „Denn wer weiß,“ heißt es, „was des Menschen ist, wenn nicht der Geist des Menschen? Also auch was Gottes ist, weiß Niemand ausser der Geist Gottes.“6 Daß aber der Geist des Menschen, das heißt seine Seele, keiner Einwirkung bedürfe, um zu wissen, was in ihrem Innern sei, ist Jedem einleuchtend; also bedarf auch der heilige Geist ihrer nicht, um zu wissen, was in Gott sei. Denn er spricht also: Der heilige Geist kennt die Geheimnisse Gottes, so wie der Menschengeist seine Ge- S. 506 heimnisse kennt. Wenn aber die Seele zu dieser Erkenntniß keiner Einwirkung bedarf, so bedarf um so weniger Derjenige einer solchen, welcher die Tiefe der Gottheit durchschaut, und der nicht von Andern dazu bestimmt wird, den Aposteln jene Gnade mitzutheilen. Zudem werde ich das Nämliche, was ich schon früher gesagt, noch einmal sagen. Was ist nun Das? Wenn der Geist geringer und mit dem Vater nicht gleicher Wesenheit wäre, so würde diese Tröstung und der Ausdruck: „Ein und der nämliche Geist“ Nichts gefruchtet haben. Denn wer von einem Könige ein Geschenk empfängt, der findet eben darin einen Trost, daß er selbst es ihm gab; wer aber von einem Sklaven beschenkt wird, den schmerzt es wohl eher, wenn man ihm eine solche Bescheerung anbietet. So geht es denn auch hieraus hervor, daß der heilige Geist nicht von niedrigem Range, sondern königlicher Würde sei. Gleichwie er sie also tröstete mit den Worten: „Und Vertheilungen der Dienste gibt es, jedoch es ist derselbe Herr; und Vertheilungen von Wirkungsweifen gibt es, jedoch es ist derselbe Gott,“ so auch oben, da er sprach: „Vertheilungen aber der Gnadengaben gibt es, jedoch derselbe Geist ist es;“ und weiter unten: „Dieß alles aber wirkt ein und der nämliche Geist, der den Einzelnen mittheilt, so wie er es will.“ Daher sollen wir uns, sagt er, nicht grämen und ängstlich fragen: Warum habe ich Dieses und nicht Jenes empfangen? Auch sollen wir vom Heiligen Geiste keine Rechenschaft fordern; denn wenn du einmal weißt, daß er dir aus Fürsorge Dieses geschenkt, so bedenke, daß er aus gleicher Fürsorge dir auch dieses Maß bestimmt habe; sei mit Dem, was du empfangen, zufrieden und freue dich Dessen; gräme dich nicht um Dasjenige, was du nicht empfangen, sondern danke vielmehr, daß du nicht mehr erhalten, als deine Kräfte zu tragen vermögen.


  1. I. Tim. 5, 17. ↩

  2. Ebend. 4, 13. 14. ↩

  3. Röm. 9, 20. ↩

  4. Joh. 5, 21. ↩

  5. Ebend. 3, 8. ↩

  6. I. Kor. 2, 11. ↩

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