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Works John Chrysostom (344-407) In epistulam ii ad Corinthios argumentum et homiliae 1-30 Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)
Dreiundzwanzigste Homilie.

III.

„Wenn sie nun aber Dasselbe sagen,“ könnte man einwenden, „was suchst du sie daran zu hindern?“ Weil sie unter heuchlerischer Maske fremdartige Lehrsätze einzuführen suchen. Doch sagt Paulus Das hier noch nicht, wohl aber spricht er es später aus mit den Worten: „Sie wissen sich umzugestalten in Apostel Christi.“ Für jetzt sucht er noch in mehr schonender Weise seine Schüler aus diesem Banne zu lösen; denn ihn leitet nicht Übelwollen gegen die Gegner, sondern die Sorge für die Sicherheit der Seinigen. Warum würde er sonst den Apollo ungestört walten lassen, der doch auch ein beredter Mann und in den Schriften bewandert war? Warum ermuntert er ihn vielmehr und verheißt ihn zu senden? Weil Dieser mit der Bildung auch die Reinheit der Glaubenslehre verband, woran es eben bei Jenen fehlte. Darum erhebt sich Paulus gegen Diese und verweist es den Seinigen, daß sie so verwundert an ihrem Munde hängen. Wenn wir, sagt er, etwas zur Sache Gehöriges übergangen, und Diese es ergänzt haben, so wehren wir es Niemand, auf sie zu merken; wenn aber Alles von uns zum Abschlusse gebracht und Nichts übrig gelassen ist, woher kommt es dann, daß euch Jene so einzunehmen wußten? Darum fährt er auch fort:

5. Denn ich meine in Nichts zurückgeblieben zu sein hinter den übergroßen Aposteln.

Hier stellt er sich nun nicht mehr mit den Gegnern in Vergleich, sondern mit Petrus und den übrigen Aposteln. Wenn sie daher mehr wissen als ich, so wissen sie auch mehr als jene Apostel. Und beachte, wie gemäßigt er auch hier spricht! Er sagt nicht: Die Apostel haben um Nichts mehr gesagt als ich, sondern wie? „Ich meine;“ ich glaube so, daß ich in keiner Weise zurückgeblieben bin hinter den übergroßen Aposteln. Diese nämlich schienen den Glanz des Paulus zu verdunkeln; sie hatten früher deinen großen Namen und waren von hohem Ruhme um- S. 368 geben; mit ihrem Ansehen suchten sich die falschen Lehrer zu decken; darum stellt sich Paulus in Vergleich zu ihnen, und zwar in der ihm eigenthümlichen geziemenden Weise. Darum erwähnt er sie auch unter Lobsprüchen; er sagt nicht einfach: Den Aposteln, sondern: „Den übergroßen Aposteln,“ wobei er an Petrus, Jakobus und Johannes denkt.

6. Bin ich aber auch unbewandert in der Rede, so doch nicht in der Erkenntniß.

Weil die falschen Lehrer die Redegewandtheit voraushatten, so berührt Paulus auch diesen Umstand und gibt zu verstehen, daß er hierin nachzustehen sich nicht schäme, sondern diesen Mangel eher als einen Vorzug erachte. Und er sagt nicht: Bin aber auch ich unbewandert in der Rede, so sind es jene Apostel ebenfalls. Denn Das hieße die falschen Lehrer auf Kosten der Apostel hinaufheben; er will vielmehr von weltlicher Weisheit an und für sich Nichts wissen. Auch im ersten Briefe bekämpft er sie nachdrücklich und sagt von ihr, daß sie, statt zur Predigt Etwas beizutragen, sogar den Ruhm des Kreuzes verdunkle: „Ich kam,“ spricht er, „nicht in Überschwänglichkeit des Wortes und der Weisheit zu euch, damit nicht entkräftet werde das Kreuz Christi.“1 Und ähnlich spricht er sich mehrmals aus; sie dagegen waren an Einsicht unbewandert, und dieß ist von allen Arten die schlimmste.

So sehen wir denn: wenn es sich um den Vergleich in wichtigen Dingen handelt, so stellt sich Paulus in eine Reihe mit den Aposteln; wo es sich aber um Etwas handelt, was als Nachtheil erscheint, da stellt er sich nicht mehr den Aposteln gegenüber, sondern faßt die Sache selbst in’s Auge und weist nach, daß ihm der Nachtheil zum Vor- S. 369 theil geworden sei; wo keine Nothwendigkeit ihn drängt, da nennt er sich den letzten der Apostel, sogar unwürdig dieses Namens; hier aber wiederum, wo die Umstände es nöthig machen, sagt er, er sei nicht zurückgeblieben hinter den vornehmsten Aposteln. Er wußte nämlich, daß jetzt gerade Dieses den Schülern von Nutzen sei. Darum fährt er auch fort: „In jeglicher Hinsicht haben wir uns in Allem euch gegenüber geoffenbart.“

Hier beschuldigt er wieder die falschen Lehrer, daß sie nicht in Aufrichtigkeit wandeln. Von sich hatte er schon früher versichert, daß er nicht den Menschen zu gefallen suche, daß ihn nicht falsche Absicht oder Gewinnsucht bei der Verkündigung des Wortes leite. Seine Gegner waren anders nach innen und schienen anders nach aussen; aber nicht so Paulus. Darum ist er auch überall so stolz darauf, daß er Nichts um des Scheines willen thue, daß er sein Denken und Handeln nicht zu verbergen brauche. So sprach er schon früher: „Durch die Offenbarung der Wahrheit empfehlen wir uns an ein jegliches Gewissen der Menschen;“2 und jetzt sagt er: „In jeder Hinsicht sind wir euch gegenüber offenbar geworden.“ Was heißt denn Das eigentlich? Wir sind ungelehrt, will er sagen, und verbergen es nicht; wir nehmen von Manchen Gaben an und geben uns nicht den Anschein, als ob wir Nichts empfingen, wie es die Gegner thun; vor euch haben wir keine Geheimnisse. Das ist die Sprache Dessen, der zu den Seinigen das größte Zutrauen hat, und bei all seinen Worten genau bei der Wahrheit bleibt. Darum kann Paulus sich auch auf ihr eigenes Zeugniß berufen. So jetzt, wenn er sagt: „In Allem sind wir euch gegenüber offenbar geworden;“ und früher,* als er sprach: „Wir schreiben euch nichts Anderes, als was S. 370 ihr leset oder auch sonst erkennet.“3 Nach diesen erläuternden Bemerkungen über sein allgemeines Verhalten beginnt er nun eine härtere Sprache, wenn er sagt:

7. Oder habe ich Sünde gethan, indem ich mich selbst erniedrigte, damit ihr erhöht würdet?

Und sich näher darüber erklärend spricht er: „Andere Kirchen habe ich beraubt, indem ich Unterhalt nahm, zu euerem Dienste.“ Damit will er sagen: In bedrängten Verhältnissen habe ich gelebt; denn Das liegt in den Worten. „Indem ich mich selbst erniedrigte.“ Ist es nun wohl Das, was ihr mir vorzuwerfen habt? Gibt euch Das mir gegenüber solches Selbstgefühl, daß ich mit Bitten, im Kampfe mit Noth und Mangel mich selbst erniedrigt habe, um euch zu erhöhen? Und wie diente zur Erhöhung der Korinther die Bedrängnis des Apostels? Sie kamen um so besser voran und liefen nicht Gefahr, Anstoß zu nehmen. Das ist wohl die stärkste Anklage wider sie und ein schwerer Vorwurf auf ihre Schwäche, daß sich der Apostel zu ihrer Erhöhung erst erniedrigen mußte. Wollt ihr mir nun meine Erniedrigung übel nehmen? Dieser verdankt ihr ja euere Erhöhung. Denn nachdem sie ihm, wie schon weiter oben bemerkt, nachsagten, er sei anwesend zwar demüthig, aber in <Abwesenheit muthig, so weist er nun diesen Vorwurf hier wieder mit einem Gegenvorwurfe auf sie zurück und sagt: Auch Das ist für euch.

8. Andere Kirchen habe ich beraubt.

Von jetzt an spricht er geradezu im Tone des Vorwurfes; doch das Vorausgehende läßt ihn weniger fühlbar erscheinen. Er hat ja gesagt: „Ertraget mich ein wenig ob S. 371 des Unverstandes!“ Und vor seinen übrigen Tugenden bildet die Uneigennützigkeit den ersten Gegenstand seines Rühmens. Denn darauf schaut die Welt vor Allem, und das war auch der Stolz seiner Gegner. Darum kommt er nicht zuerst auf seine Gefahren oder die Wunderzeichen zu sprechen, sondern auf die Verachtung des Geldes, weil die Gegner damit sich groß machten; zugleich aber deutet er auch auf den Reichthum der Korinther. —


  1. I. Kor. 2, 1; 1, 17. ↩

  2. I. Kor. 4, 2. ↩

  3. II. Kor. 1, 13. ↩

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Commentaire sur la deuxième épitre aux Corinthiens Compare
Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)

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