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Works John Chrysostom (344-407) In epistulam ii ad Corinthios argumentum et homiliae 1-30 Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)
Dreiundzwanzigste Homilie.

IV.

Am meisten müssen wir aber Das bewundern, daß Paulus sich hier nicht darauf beruft, er habe sich mit der Arbeit seiner Hände den Unterhalt verschafft, obschon er Das füglich hätte thun können; er führt lieber Das an, was die Korinther vor Allem beschämen mußte, ohne doch ein Lob auf ihn selbst einzuschließen, daß er von Anderen Gaben empfangen habe. Und er sagt nicht: Ich habe Gaben empfangen, sondern: Ich habe Andere beraubt, d. h. ich habe sie entblößt und arm gemacht. Und was noch mehr ist, ich that Dieses nicht, um Überfluß, sondern um die nothwendigen Bedürfnisse zu haben; denn wenn er von Unterhalt redet, so versteht er immer nur die nothwendigen Bedürfnisse. Und das Beschämendste ist noch Dieses, wenn er beifügt: „Zu eurem Dienste.“ Euch predigen wir, euch oblag die Pflicht des Unterhaltes, und von Anderen hab’ ich ihn genossen. Das ist ein doppelter, ja, wenn man will, ein dreifacher Vorwurf. Paulus war bei ihnen; er mühte sich ab in ihrem Dienste, es gebrach ihm an dem nöthigen Unterhalte, und er mußte Andere finden, die ihm denselben reichten. Diese stehen also den Korinthern weit voran. Denn die Korinther kümmern sich nicht, und Jene sind voll regen Eifers; die Korinther sorgen nicht für den Unterhalt des anwesenden Apostels, Jene schicken ihm sogar aus der Ferne.

Nach dieser harten Bemerkung mildert er allmählig wieder die Schärfe des Tadels, indem er sagt:

S. 372 9. Selbst als ich bei euch war und Mangel litt, bin ich Niemandem beschwerlich geworden.

Er sagt nicht: Ihr habt mir nicht gegeben, sondern: Ich habe Nichts angenommen. Denn noch schont er ihrer; aber gleichwohl liegt auch in dieser Milderung der Rede noch ein verborgener Stachel; denn gar zu laut spricht diese Zusammenstellung: „Ich war bei euch“ und: „Ich litt Mangel.“ Damit sie nämlich nicht sagen konnten: Was nun, wenn du Nichts nöthig hattest? so fügt er bei: „Ich litt Mangel und bin Niemandem beschwerlich geworden.“ Im Letzteren liegt wiederum ein gemäßigter Tadel, als ob sie nur ungerne an einen solchen Beitrag gingen und ihn als Last betrachteten. Dann folgt auch der Grund, der ihm Das möglich machte, ein Grund voll Anklage und geeignet, mächtig die Eifersucht zu wecken. Darum stellt er ihn auch nicht eigens in den Vordergrund, sondern flicht ihn unter die Angabe ein, woher und von wem er den Unterhalt bekommen, um so wieder ohne den Schein der Absichtlichkeit für die Sache des Almosens zu ermuntern. „Denn meinen Mangel,“ sagt er, „ergänzten die Brüder, die aus Macedonien kamen.“ Siehst du, wie er wiederum den Wetteifer entzündet durch das Beispiel der Brüder, die sich ihm dienstfertig erwiesen? Zuerst macht er sie begierig, zu erfahren, wer denn diese Wohlthäter seien, als er sprach: „Andere Kirchen habe ich beraubt;“ dann nennt er sie ihnen auch, was eben den Korinthern keine geringe Anregung für das Almosen sein mußte. Denn schon stehen sie im Unterhalte des Apostels zurück; jetzt dürfen sie nicht auch in der Unterstützung der Armen wieder zurückbleiben. Die Sache selbst rühmt Paulus auch im Briefe an die Mazedonier, wenn er sagt: „In meinen Bedürfnissen habt ihr mir ein und das andere Mal geschickt, beim S. 373 Beginne des Evangeliums;“1 und darin liegt gerade das größte Lob, daß sie gleich Anfangs sich hervorthaten. Und beachte, wie Paulus überall nur vom Bedürfnisse redet und nirgends vom Überflusse!

Wenn er nun sagt: „Ich war bei euch und litt Mangel,“ so spricht er damit aus, daß den Korinthern die Pflicht des Unterhaltes oblag; und wenn er beifügt: „Meinem Mangel halfen die Brüder ab,“ so gibt er zu verstehen, daß er die Erfüllung dieser Pflicht gar nicht verlangt habe. Er führt nämlich auch den Grund an, warum er es nicht gethan. Und welches ist dieser? Weil ihm Andere gaben. „Denn meinem Mangel,“ sagt er, „halfen die Brüder ab, die da kamen.“ Das ist es, warum er sagt: „Ich bin Niemandem beschwerlich geworden;“ und nicht der Mangel an Vertrauen. Der tiefere Grund ist freilich das Letztere, wie sich aus dem Folgenden leicht abnehmen läßt; aber Paulus spricht diesen Grund nicht geradezu aus, sondern deutet ihn nur unbestimmt an und überläßt das Weitere ihrem eigenen Bewußtsein. Und unvermerkt gibt er ihn im Folgenden zu erkennen, wenn er sagt: „Und in Allem habe ich ohne Beschwerniß mich bewahrt und werde künftig mich bewahren.“ Glaubet nicht, will er sagen, ich erwähne Dieses um der künftigen Gaben willen. Aber das „Ich werde künftig mich bewahren“ fällt schwerer auf’s Herz, wenn ja der Apostel ferner kein Vertrauen mehr hat, wenn er ein für allemal auf ihre Gaben verzichtet. Und er deutet auch an, daß ihnen solche Unterstützung sogar als Last erschiene; darum sagt er: „Sonder Beschwerniß habe ich mich bewahrt und werde künftig mich bewahren.“ So spricht er auch im ersten Briefe: „Nicht darum habe ich geschrieben, daß künftig so an mir geschehe; S. 374 denn mir frommt es, eher zu sterben, als daß Jemand meinen Ruhm vereitle.“2 Und hier wiederum: „Sonder Beschwerniß habe ich mich bewahrt und werde künftig mich bewahren.“ Sodann um der Meinung zu begegnen, als suche er sie mit diesen Worten nur um so mehr für sich einzunehmen, spricht er:

10. Es ist Wahrheit Christi in mir.

Glaubet nicht, will er sagen, meine Absicht sei auf künftige Gaben, auf euere größere Gunst gerichtet. „Denn es ist,“ sagt er, „Wahrheit Christi in mir, daß dieses mein Rühmen nicht soll gehemmt werden in den Landstrichen Achajas.“ Damit ja Niemand meine, Paulus sei darüber voll Betrübniß und Unwillen, so nennt er sein Verhalten sogar Anlaß zum Rühmen. Und ähnlich verfährt er auch im ersten Briefe. Denn auch dort sagt er, um ihnen den Schmerz zu ersparen: „Welches ist nun mein Lohn? Daß ich ohne Entgelt verkündige das Evangelium Christi.“3 Und wie dort vom Lohne, so redet er hier vom Rühmen, damit seine Worte sie nicht allzu tief beschämen, als hätten sie ihm ungeachtet seiner Bitte die Gabe versagt. Denn wie, frägt er, wenn auch ihr geben würdet? aber ich nehme Nichts an. Wenn er dann sagt: „Mein Rühmen soll nicht gehemmt werden,“ so nimmt er das Bild vom Flusse; indem überallhin sich der Ruf von ihm ergoß, daß er auf alle Gaben verzichte. Ihr sollt durch euer Geben nicht meine Freiheit hemmen. Doch sagt er nicht: Ihr sollt nicht hemmen, weil Das allzu tief verwundet hätte, sondern: „Mein Rühmen soll nicht gehemmt werden in den Landstrichen Achaja’s.“ Das Letztere ist wiederum ein schwerer Schlag, der sie recht niederbeugen und kleinmüthig machen muß, wenn Paulus bei S. 375 ihnen allein eine Ausnahme macht. Denn suchte er darin seinen Ruhm, so hätte er ihn überall suchen sollen; thut er es aber nur bei ihnen allein, so liegt der Grund offenbar in ihrer eigenen Schwäche. Damit nun solche Erwägungen sie nicht gänzlich entmuthigen, so siehe, wie er sie wiederum aufrichtet, wenn er sagt:

*11. Warum? weil ich euch nicht liebe? Gott weiß es.

Damit führt er schnell und leicht die Lösung herbei; doch bleiben auch so noch die Vorwürfe. Denn er sagt nicht: Ihr seid nicht schwach oder: Ihr seid stark, sondern: „Ich liebe euch,“ ein Umstand, der sie gerade die Anklage um so schmerzlicher empfinden ließ. Das ist nämlich gerade der Beweis seiner innigsten Liebe, daß er aus dem Grunde von ihnen Nichts annahm, weil ihnen das Geben so schwer erschien.


  1. Phil. 4, 15. ↩

  2. I. Kor. 9, 15. 18. ↩

  3. I. Kor. 9, 15. 18. ↩

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Commentaire sur la deuxième épitre aux Corinthiens Compare
Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)

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