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Works John Chrysostom (344-407) In epistulam ii ad Corinthios argumentum et homiliae 1-30 Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)
Siebente Homilie.

III.

„Denn bis auf den heutigen Tag bleibt der nämliche Schleier bei der Lesung des alten Bundes, indem (ihnen) nicht enthüllt wird, daß er in Christus sein Ende hat.“

Mit diesen Worten will Paulus sagen: Gerade Das ist der Grund, warum die Juden nicht sehen, daß das Gesetz aufgehört hat, weil sie nicht an Christus glauben. Denn wenn es durch Christus aufgehört hat, wie Das wirklich der Fall ist, und wenn das Gesetz Dieses im voraus verkündet hat, wie sollten dann Jene sehen, daß das Gesetz zu Ende ist, die nicht an Christus glauben, der dem Gesetze ein Ende gemacht hat? Wer aber Das nicht S. 137 zu erkennen vermag, dem ist auch der Sinn des Gesetzes selbst, das Solches vorherverkündet, und seine ganze Herrlichkeit verborgen.

Und wo sagt denn das Gesetz, daß es in Christus Ende hat? Das sagt es nicht bloß mit Worten, sondern zeigt es auch durch Thatsachen. Denn für’s Erste hat Gott die Opfer und den gesammten Gottesdienst auf einen Ort beschränkt, den Tempel, und diesen selbst später zerstört. Hätte nun Gott nicht das Aufhören der Opfer und des ganzen diese betreffenden Gesetzes gewollt, so hätte er von zwei Dingen eines thun müssen: entweder hätte er den Tempel nicht zerstört, oder wenn Dieses, so hätte er doch nicht verboten, anderswo zu opfern. So aber hat er auf der ganzen Erde und in Jerusalem selbst keine Stätte mehr für solchen Opferdienst gelassen. Indem nun aber Gott für diesen Dienst einzig nur den Tempel eingeräumt und angewiesen, dann auch diesen nachher zerstört hat, so hat er auf’s klarste durch die Thatsachen selbst gezeigt, daß die alte Ordnung durch Christus aufgehört hat; denn Christus ist es, der auch den Tempel zerstört hat. — Und willst du auch aus Aussprüchen sehen, wie das Gesetz durch Christus ein Ende hat, so höre den Gesetzgeber selbst, der da sagt: „Einen Propheten wie mich wird euch der Herr erwecken aus eueren Brüdern; auf ihn sollt ihr hören in Allem, was er immer euch gebietet; und es wird sein, jegliche Seele , die nicht hört auf jenen Propheten, wird ausgetilgt werden.“1 Siehst du, wie das Gesetz hingewiesen hat, daß es in Christus aufhört? Denn dieser Prophet, das ist Christus dem Fleische nach, auf den Moses zu hören befahl, dieser hat Sabbath und Beschneidung und all diese Verordnungen aufgehoben. Und auch David kündigt Dasselbe an, wenn er von Christus sagt: „Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung S. 138 Melchisedech’s,“2 nicht nach Aarons Ordnung. Darum sagt auch Paulus in genauer Erklärung dieser Worte: „Wird der Stand des Priesterthums geändert, so muß nothwendig auch eine Änderung des Gesetzes eintreten.“3 Und noch an einer anderen Stelle sagt David: „Schlacht- und Speisopfer willst du nicht, an Brand- und Sündopfern hast du kein Wohlgefallen; da sprach ich: Siehe, ich komme!“4 Und ausserdem ließen sich noch weit mehr Zeugnisse aus dem alten Testamente anführen, die alle beweisen, wie das Gesetz durch Christus ein Ende hat.

Daraus folgt, daß du erst vom Gesetze dich losmachen mußt, wenn du klar das Gesetz erkennen willst; wenn du aber am Gesetze festhältst und nicht an Christus glaubst, dann verstehst du auch das Gesetz nicht. Gerade Das will Paulus recht einleuchtend machen, wenn er also fortfährt:

15. Sondern bis auf den heutigen Tag, wenn Moses gelesen wird, liegt eine Deckeauf ihren Herzen.

Der Apostel hat vorher gesagt, daß auf der Lesung des alten Testamentes noch immer der Schleier liegt. Das könnte man aber von einer Dunkelheit des Gesetzes verstehen. Einer solchen Auffassung nun trat Paulus schon vorher entgegen, als er sprach: „Verhärtet wurde ihr Sinn,“ womit er die Schuld auf die Juden weist; und auch hier thut er es wieder. Denn er sagte oben nicht: Auf der Schrift liegt der Schleier, sondern: „auf der Lesung“; die Lesung aber ist eine Thätigkeit des Lesenden; und auch hier sagt er wieder: „Wenn Moses gelesen wird.“ Noch deutlicher aber zeigt er uns Dieses durch die folgenden S. 139 Worte, indem er unverhüllt sagt: „Eine Decke liegt auf ihrem Herzen.“ Denn auch auf dem Angesichte des Moses lag der Schleier nicht um des Moses willen, sondern wegen der Unempfänglichkeit und rein irdischen Gesinnung des Volkes.


  1. Deut. 18, 18. 19. ↩

  2. Ps. 109, 4. ↩

  3. Hebr. 7, 12. ↩

  4. Ps. 39, 7. 8. ↩

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Commentaire sur la deuxième épitre aux Corinthiens Compare
Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)

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