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Works John Chrysostom (344-407) In epistulam ii ad Corinthios argumentum et homiliae 1-30 Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)
Eilfte Homilie.

IV.

Dieß kann man sogar im täglichen Leben sehen. Wer seinen besten Freund beleidigt hat, der findet dann am ehesten seine Ruhe wieder, wenn er sich zur Rechenschaft und Strafe gezogen hat. Wir sehen Das am Beispiele Davids, der da sprach: Ich, der Hirt, habe gesündigt und ich, der Hirt, habe Böses gethan; und diese, die Heerde, was haben sie gethan? Es komme deine Hand über das Haus meines Vaters.“1 Und als er den Absalom verlor, da legte er sich selbst die strengste Buße auf; und doch hatte er Unrecht nicht gethan, sondern erlitten.* Aber weil er den Verlorenen so sehr liebte, so härmte er sich lange mit Betrübniß ab, indem er auf diese Weise Trost suchte. So wollen denn auch wir es machen und uns zur Strafe ziehen, wenn wir gegen Den sündigen, gegen welchen wir nicht sündigen sollten. Seht ihr nicht Die, welche liebe Kinder verlieren, wie sie deßhalb sich schlagen und sich die Haare raufen, weil ein Trost darin liegt, sich für Die zu quälen, die man liebt? Wenn es uns aber schon da, wo wir den Geliebten nichts Schlimmes gethan haben, Trost bringt, zu leiden dafür, daß es Jenen übel ergangen ist, wird es uns dann da, wo wir selbst es sind, die erzürnt und beleidigt haben, nicht weit eher beruhigen, wenn wir gestraft werden, als wenn wir ungestraft bleiben? Das ist wohl Jedem klar. Wer S. 207 Christus liebt, wie man ihn lieben soll, der versteht, was ich sage, der weiß, wie er selbst dann, wenn Christus verzeiht, es nicht ertragen könnte, ohne Strafe zu bleiben; denn deine größte Strafe besteht eben darin, daß du Christus erzürnt hast. Ich weiß nun wohl, daß meine Worte den Meisten unglaublich klingen, aber doch ist es so, wie ich gesagt habe. Wenn wir demnach Christus lieben, wie man ihn lieben soll, so werden wir uns selbst zur Strafe ziehen, wenn wir sündigen. Dem Liebenden fällt nicht Das schwer, dafür zu leiden, daß er den Freund erzürnt hat, sondern vor Allem gerade der Umstand, daß er den Geliebten erzürnt hat. Und wenn dieser zürnt, aber nicht straft, so foltert er den Liebenden nur um so mehr; zieht er ihn aber zur Strafe, so tröstet er ihn.

So fürchten wir denn nicht die Hölle, sondern die Beleidigung Gottes; denn schrecklicher als die Hölle ist es, wenn Gott zürnend von uns sich wendet; das ist schlimmer, das drückender als Alles. Und damit du lernest, wie groß das Übel ist, so erwäge, was ich sage! Denken wir uns, ein König sieht einen Menschen, einen Räuber und Missethäter, den eben die Strafe ereilt, und der König gibt seinen geliebten, eingebornen, ebenbildlichen Sohn in den Tod und überträgt nebst dem Tode auch die Schuld von jenem Menschen auf den Sohn, der doch keine Schuld auf sich hat, und befreit so den Verurtheilten nicht bloß von der Strafe, sondern auch von der Schmach, und erhebt ihn dann noch zu großer Herrschaft: wenn nun, sage ich, dieser König nach Gewährung solchen Heiles und so unaussprechlicher Herrlichkeit von Dem beschimpft würde, der solche Wohlthaten empfangen hat, würde nicht jener Mensch, wenn er anders Verstand hat, es lieber vorziehen, tausendmal zu sterben, als so rohen Undankes schuldig zu erscheinen? Das nun wollen wir auch hier bedenken und bitterlich darüber seufzen, daß wir den Wohlthäter erzürnt haben; und hüten wir uns deßhalb guten Muthes zu sein, weil Gott die Beleidigungen langmuthig erträgt; ja gerade Das soll uns am S. 208 tiefsten schmerzen. Wir sehen es ja auch bei den Menschen: Wer auf die rechte Wange geschlagen auch die linke reicht, der rächt sich mehr an seinem Gegner als mit tausend Streichen; und wer beschimpft wird und nicht wieder schmäht, sondern segnet, der verwundet den Gegner tiefer als mit unzähligen Vorwürfen. Wenn wir nun aber schon vor Menschen uns beschämt fühlen, wenn wir die Beleidigungen mit Langmuth erwidert sehen, um wie viel mehr müssen dann nicht Jene Gott gegenüber fürchten, die da immerfort sündigen, ohne daß es ihnen übel ergeht? Denn zum Verderben ihres eigenen Hauptes häuft sich ihnen die unendliche Strafe.

Dieses nun erwägend wollen wir vor Allem die Sünde fürchten! Denn in ihr ist Qual und Hölle und Übel ohne Zahl. Aber fürchten wir sie nicht bloß, sondern fliehen wir sie auch und bemühen wir uns, Gott immerdar zu gefallen. Denn darin liegt Reich und Leben und Güter ohne Maß. So werden wir schon hier des Reiches theilhaftig werden und einst der künftigen Güter. Mögen diese uns allen zu Theil werden durch die Gnade und Güte unseres Herrn Jesus Christus, mit welchem dem Vater zugleich mit dem heiligen Geiste Ruhm, Macht und Ehre jetzt und immer und zu ewigen Zeiten. Amen.

S. 209


  1. II. Kön. 24, 17. ↩

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Commentaire sur la deuxième épitre aux Corinthiens Compare
Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)

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