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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistulam ii ad Corinthios argumentum et homiliae 1-30 Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)
Zwölfte Homilie.

IV.

Mit diesen Worten weist der Apostel auf Gottes unermeßliche Macht und zugleich auf sein eigenes Dulden. S. 129 Denn soweit es, sagt er, auf die Anschläge der Gegner ankommt, sind wir dem Tode verfallen, und Alle haben diesen Glauben; aber durch Gottes Hilfe sind wir allen Gefahren entronnen. Und der Grund, warum Gott Dieses zuläßt, ist angegeben in den Worten: „Als gezüchtigt, und nicht dem Tode überlassen.“ Damit will Paulus auf den großen Gewinn hinweisen, der ihm schon vor der himmlischen Belohnung aus den Bedrängnissen erwächst, und wie die Feinde selbst wider ihren Willen ihm zum Nutzen dienen.

10. Als betrübt, aber immer freudig.

Solche, die draussen stehen, haben von uns die Meinung, wir wären immer voll Betrübniß; wir lassen ihnen diese Meinung, während wir doch die höchste Freude genießen. Und zum „freudig“ setzt er auch noch das „immer“ hinzu; „immer freudig,“ heißt es. Was kann man sich wohl Schöneres denken als ein Leben, in welchem über allem Ungemach, das hereinbricht, siegreich die Freude schwebt? — „Als arm, aber Viele bereichernd.“ Manche denken hier an den geistigen Reichthum; ich aber meine, es sei auch der irdische mitinbegriffen; denn auch an diesem waren die Apostel reich, indem ihnen auf eine vorher unbekannte Weise alle Häuser offen standen. Das erhellt aus den weiteren Worten: „Als Nichts habend und Alles besitzend.“ Und wie kann Das sein? Wie ist Das möglich, was sich widerspricht? Wie soll Der, welcher Vieles besitzt, Nichts haben, und Der, welcher Nichts hat, Alles besitzen? Und wie hier, so finden wir es auch sonst, daß aus dem Gegentheile das Gegentheil hervorging. Nimmt es dich aber so Wunder, wie es möglich ist, Nichts zu haben und Alles zu besitzen, so findest du gerade an Paulus ein sprechendes Beispiel, an ihm, der dem Erdkreise Befehle gab und nicht bloß über die Schätze, sondern selbst über die Augen der Gläubigen verfügen S. 220 konnte. Denn „wäre es möglich,“ sagt er, „so hättet ihr euch die Augen ausgegraben und sie mir gegeben.“1

Dieses sagt Paulus, um die Korinther zu mahnen, sich von den Meinungen des großen Haufens nicht beirren zu lassen, mögen sie uns auch, sagt er, Betrüger heissen und nicht kennen wollen, uns für verurtheilt und dem Tode verfallen halten, mögen sie auch wähnen, wir wären betrübt und arm und besäßen Nichts, wir wären niedergebeugt, obschon wir immer frohen Muthes sind. Denn auch der Blinde sieht ja die Sonne nicht, und der Wahnsinnige weiß Nichts von der Freude der Vernünftigen. Die Gläubigen allein haben das richtige Urtheil über die Dinge, und Anderes erweckt ihnen Freude und Trauer als den Kindern dieser Welt. Wer mit den Wettkämpfen unbekannt einen Ringkämpfer sieht, mit Wunden am Leibe und den Kranz auf dem Haupte, der wird ihn für betrübt halten wegen der Wunden, denn er weiß Nichts von der Freude über den Kranz. So ist es auch mit den Ungläubigen. Sie wissen, was wir leiden, aber wofür wir leiden, ist ihnen unbekannt, und so bilden sie sich natürlich nach Diesem allein ihre Meinung; denn Kämpfe und Gefahren sehen sie, aber Preise und Kränze und der Grund der Kämpfe sind ihnen verborgen. Was hat man sich nun unter dem „Alles“ zu denken, das Paulus besaß, wenn er sagt: „Als Nichts habend und Alles besitzend“? Es sind die irdischen Güter und die geistigen Schätze. Denn wie hätte Der, den die Städte wie einen Engel empfingen, für den die Gläubigen sich die Augen ausgegraben und den eigenen Nacken unter’s Schwert gebeugt hätten, wie hätte Der, sage ich, nicht auch alle Habe der Gläubigen besitzen sollen? Und willst du auch die geistigen Schätze sehen, so wirst du finden, daß Paulus gerade an diesen vor Allem reich war. Denn wer so wie S. 221 er der Freundschaft des Königs aller Dinge sich erfreut, daß ihm der Herr der Engel sogar seine Geheimnisse mittheilt, wie sollte Der nicht an Reichthum Alle übertreffen und Alles besitzen? Sonst wären ihm nicht die bösen Geister so unterworfen gewesen, sonst wären nicht Leiden und Krankheiten so vor ihm gewichen.

So wollen denn auch wir, was wir etwa um Christi willen leiden, nicht bloß starkmüthig ertragen, sondern sogar mit Freude. Beim Fasten wollen wir fröhlich sein, als wären wir bei reichem Mahle, und bei Schmähungen frohlocken, als vernähmen wir unser Lob; den Aufwand für das Gute wollen wir als Gewinn und die Gaben an die Armen als Geschenke betrachten, die wir selbst empfangen. Wer nicht mit solcher Gesinnung gibt, der wird überhaupt niemals gerne geben. Willst du demnach milde deine Hand öffnen, so schaue nicht so fest auf die Verminderung des Vermögens als vielmehr und in erster Linie auf den reicheren Gewinn. Und wie mit dem Almosen, so ist es mit jeder Tugend; schaue nicht auf das Bittere der Mühen, sondern auch auf das Süße des Lohnes, und vor Allem auf Grund und Ziel der Kämpfe, auf unsern Herrn Jesus; so wirst du leicht in den Kampf gehen und all deine Tage in Freude verleben! Denn Nichts macht solche Freude wie ein gutes Gewissen. Darum lebte Paulus, dem doch jeder Tag neue Drangsale brachte, in Freude und Frohlocken; die Leute jetzt aber dürfen kaum einen Schatten von Dem zu ertragen haben, so klagen und jammern sie schon, und Das aus keinem anderen Grunde, als weil ihnen die rechte Einsicht fehlt. Weßhalb denn, sage mir, dein Jammern ? Weil du arm bist und am Nöthigen Mangel hast? Sollte man da nicht vielmehr dich bejammern, nicht weil du weinst oder arm bist, sondern daß du so kleinmüthig bist? nicht weil du keine Güter hast, sondern daß du so hohen Werth auf die Güter legst? Tag für Tag kam Paulus dem Tode nahe, und statt zu weinen freute er sich; mit dem Hunger hatte er beständig S. 222 zu kämpfen, und statt sich darüber zu betrüben, frohlockte er.


  1. Gal. 4, 15. ↩

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Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)

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