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Works John Chrysostom (344-407) In epistulam ad Philippenses Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Philipper (BKV)
Dritte (Zweite) Homilie. *Phil. I, 8—19.*

3.

Laßt uns denn die Sache untersuchen! Wenn er selbst geboten hätte, so zu predigen wie jene, würde er damit keineswegs die Häresien verteidigt haben. — Wieso? Weil jene die gesunde Lehre vortrugen; und weil zwar der Zweck und die Absicht, womit sie dies taten, schlecht war, die Lehre selbst aber keine Veränderung erlitt. Ja sie waren direkt gezwungen, ebenso zu predigen. — Warum? — Weil sie, wenn sie anders predigten, nicht wie Paulus, wenn sie anders lehrten, nicht wie dieser, nimmermehr den Grimm des Kaisers hätten schüren können. Nun sie aber sein Evangelium verbreiteten, in Übereinstimmung mit ihm lehrten und gleich ihm Schüler gewannen, vermochten sie den Kaiser dadurch gegen ihn aufzubringen, weil die Zahl der Schüler sich sichtlich vergrößerte. — Aber da greift ein gottloser und unverständiger Mensch diese Stelle auf und behauptet; Jene hätten doch das gerade Gegenteil tun müssen, sie hätten die bereits Gläubigen abspenstig machen, nicht auf die Vermehrung der Gläubigen hinarbeiten müssen, wenn sie ihm in der Tat empfindlich schaden wollten. — Was sollen wir nun darauf erwidern? Daß jene nur den einen Zweck im Auge hatten, ihn in die gegenwärtigen Gefahren zu verwickeln, ihn nicht entkommen zu lassen; eher denn auf jene glaubten sie auf diese Weise ihn kränken und der Predigt des Evangeliums ein Ende machen zu können. Andernfalls nämlich hätten sie den Zorn des Kaisers beschwichtigt und dazu beigetragen, daß der Apostel freigelassen wurde und die Predigt wieder aufnahm; so aber meinten sie, mit ihm die ganze Sache aus der Welt zu schaffen, wenn sie nämlich ihn beseitigten. Solch raffinierten Plan auszuhecken, war nicht vielen gegeben, sondern nur einigen verbissenen Menschen. — „Und darüber“, fährt er fort, „freue ich mich, ja werde ich mich auch ferner freuen. Was heißt das: „ja werde ich mich auch ferner freuen“ ? Er will sagen: Auch wenn es noch mehr geschieht. Denn sie arbeiten mir, ob sie wollen oder nicht, in die Hände; und für ihre Bemühungen werden S. 35 jene Strafe, ich aber, ohne etwas dabei zu tun, Belohnung empfangen. — Kann es etwas Ruchloseres geben als den Teufel? Für die Predigt Züchtigung, für die Mühen Strafe zu ersinnen! Siehst du, in welches Unglück er seine Anhänger stürzt? Wie hätte sonst auch ein Feind und Widersacher ihres Heiles das Ganze so angelegt? Siehst du, daß jener, welcher die Wahrheit bekämpft, nichts ausrichtet, sondern vielmehr sich selbst verwundet, wie derjenige, der wider den Stachel löckt1?

V. 19: „Denn ich weiß“ fährt er fort, „daß dieses mir zum Heile gereichen wird durch euer Gebet und den Beistand des Geistes Jesu Christi.“

Nichts ist verruchter als der Teufel. Solcherart überhäuft er allenthalben seine Anhänger mit fruchtlosen Arbeiten und reibt sie auf. Ja er läßt sie nicht nur keiner Belohnung (dafür) teilhaftig werden, sondern bewirkt auch, daß sie der Züchtigung verfallen. Er versteht es, ihnen nicht bloß die Predigt des Evangeliums zum Gesetze zu machen, sondern auch ein Fasten und eine Jungfräulichkeit, welche nicht allein des Lohnes beraubt, sondern auch denen, die sich ihrer befleißigen, großes Unglück zuzieht. Von diesen gilt sein Wort: „Gebrandmarkt sind sie in ihrem eigenen Gewissen2.“

Darum bitte ich euch, laßt uns für alles Gott danken, daß er uns die Arbeit erleichtert und den Lohn vermehrt hat! Denn des Lohnes, welchen bei uns die keuschen Eheleute erhalten, werden bei jenen selbst die jungfräulichen Seelen nicht teilhaftig; vielmehr sind bei den Häretikern diejenigen, welche die Jungfräulichkeit bewahren, demselben Gerichte verfallen wie diejenigen, welche Unzucht treiben. Das alles, weil sie nicht in der rechten Absicht handeln, sondern nur um die Geschöpfe Gottes und seine unerforschliche Weisheit zu lästern. — Laßt uns also nicht sorglos sein! Gott hat uns Kämpfe zu bestehen gegeben, denen unsere Kräfte gewachsen sind, die keine Anstrengung erfordern; sehen wir sie doch S. 36 darum nicht als geringfügig an! Denn wenn die Häretiker sich mit fruchtlosen Arbeiten abmühen, wie werden wir es dann verantworten, wenn wir nicht einmal die geringeren und mit reichlicherem Lohne verbundenen auf uns nehmen wollen?

Welches der Gebote Christi ist denn lästig, welches schwer? Du kannst nicht jungfräulich leben? Es steht dir ja frei, zu heiraten. Du kannst dich nicht all deiner Güter entäußern? Es steht dir ja frei, von deinem Besitze Unterstützung zu gewähren. „Euer Überfluß soll dem Mangel jener abhelfen3.“ Denn das scheint wirklich schwer zu fallen. — Was? — Die irdischen Güter zu verachten, meine ich, und die sinnliche Lust zu beherrschen. Alles andere aber erheischt keinen Aufwand, keine Anstrengung. Denn sage mir, welche Anstrengung sollte es kosten, Schmähung und Verleumdung einfach zu unterlassen? Welche Anstrengung ferner, andere nicht um ihr Glück zu beneiden? Oder welche Anstrengung, nicht dem äußeren Scheine zu huldigen? — Sich martern lassen und die Qualen ertragen, erfordert Standhaftigkeit; wahre Lebensweisheit üben, erfordert Standhaftigkeit; Armut ertragen, erfordert Standhaftigkeit; mit Hunger und Durst ringen, (erfordert Standhaftigkeit). Wenn es sich aber um nichts Derartiges handelt, sondern es dir freisteht, das Deinige zu genießen, wie es sich für einen Christen geziemt: welche Anstrengung sollte es da kosten, die andern nicht um das Ihrige zu beneiden? Der Neid, ja alles Böse hat seinen Ursprung nirgendwo anders als in der Anhänglichkeit an die zeitlichen Güter. Denn könntest du dich dazu erschwingen, die Güter und die Ehre dieser Welt für nichts zu halten, so würdest du nicht scheelsüchtig auf jene blicken, welche sie besitzen.


  1. Vgl. Apg. 9, 5. ↩

  2. 1 Tim. 4, 2. ↩

  3. 2 Kor. 8, 14. ↩

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Commentaire sur l'épître aux Philippiens Compare
Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Philipper (BKV)
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Einleitung

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