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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistulam ad Philippenses Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Philipper (BKV)
Achte (Siebte) Homilie. *Phil. II, 5—11.*

2.

Was sagen nun die Häretiker? Siehe, sagt man, er ist nicht (wirklich) Mensch geworden — die Anhänger des Marcion meine ich —, sondern was? Er ist nur „den Menschen ähnlich“ geworden, sagt man. Wie aber ist es möglich, den Menschen ähnlich zu werden? S. 104 Durch Annahme eines Scheinleibes1? Nun, das wäre dann ein Schattenbild (εἴδωλον), nicht aber ein Ebenbild (ὁμοίωμα) des Menschen. Denn ein Ebenbild des Menschen — ein anderer Mensch. Und was kannst du dem Ausspruche des hl. Johannes entgegenhalten: „Das Wort ist Fleisch geworden2“? Aber auch der hl. Paulus selber sagt an einer andern Stelle: „In der Ähnlichkeit des Fleisches der Sünde3.“ — „Und in der äußeren Erscheinung wie ein Mensch erfunden.“ Siehst du, heißt es, „in der äußeren Erscheinung“ und „wie ein Mensch“. Dieser Ausdruck aber „wie ein Mensch sein“ und „in der äußeren Erscheinung ein Mensch sein“ bezeichnet nicht einen wirklichen Menschen; denn „in der äußeren Erscheinung“ Mensch sein, ist doch nicht gleichbedeutend mit „von Natur“ Mensch sein. — Seht ihr, mit welcher Unparteilichkeit ich die von den Gegnern vorgebrachten Gründe anführe? Denn unser Sieg ist umso glänzender und überwältigender, je weniger wir ihre scheinbar starken Beweise vertuschen; denn das Vertuschen ist eher ein täuschender Kniff als ein Sieg. Was behaupten sie also? Laßt uns ihre Einwände wiederholen! Der Ausdruck „in der äußeren Erscheinung“ deckt sich nicht mit dem Ausdruck „von Natur“; und „wie ein Mensch sein“ und „einem Menschen ähnlich sein“, das ist nicht gleichbedeutend mit „wirklich ein Mensch sein“. — Also ist auch der Ausdruck „Knechtsgestalt annehmen“ nicht gleichbedeutend mit „wirklich Knechtsgestalt annehmen“. Folglich liegt hier ein Widerspruch vor. Und warum suchst du nicht zuerst diesen zu lösen? Denn gleichwie deiner Meinung nach jene Worte unserer Auffassung entgegenstehen, ebenso, behaupten unsererseits wir, stehen diese Worte deiner Auffassung entgegen. Es heißt nämlich nicht: „wie in Knechtsgestalt“, nicht: „einer Knechtsgestalt ähnlich“, nicht: „in der äußeren Erscheinung einer Knechtsgestalt“, sondern einfach: „er nahm Knechtsgestalt an“. Wie nun? Das ist doch offenbarer S. 105 Widerspruch! — Nichts weniger als ein Widerspruch, — Gott bewahre! — Wie aber lautet die abgeschmackte und lächerliche Erklärung der Häretiker? — Er nahm wirklich Knechtsgestalt an, sagen sie, denn er wusch, mit dem Linnentuche umgürtet, seinen Jüngern die Füße4. — Das soll ein Beweis für die Knechtsgestalt sein? Das ist ja nicht Knechtsgestalt, sondern Knechtsarbeit. Etwas anderes aber ist Knechtsarbeit sein und etwas anderes Knechtsgestalt annehmen. Warum heißt es denn nicht: Er verrichtete Knechtsarbeit, was doch viel deutlicher gewesen wäre? Aber nirgends steht in der Schrift „Gestalt“ für „Arbeit“; denn zwischen beiden Ausdrücken ist ein gewaltiger Unterschied: Der eine nämlich bezeichnet das Wesen, der andere aber die Tätigkeit. Auch im gewöhnlichen Sprachgebrauche nehmen wir nirgends „Gestalt“ in der Bedeutung von „Arbeit“. — Übrigens, nach der Ansicht jener konnte Christus die Arbeit gar nicht auf sich nehmen, sich gar nicht umgürten. Denn wenn alles nur Schein war, so war es nicht Wirklichkeit. Wenn er keine Hände hatte, wie konnte er dann waschen? Wenn er keine Hüfte hatte, wie konnte er sich mit einem Linnentuche umgürten? Und was für Kleider zog er an? Denn es heißt: „Er zog seine Kleider an5.“ Es stellt sich also heraus, daß weder hier wirkliche Arbeit verrichtet wurde, sondern bloß Täuschung obwaltet, noch daß er den Jüngern (die Füße) wusch. Denn wenn die unkörperliche Natur nicht sichtbar in die Erscheinung trat, so war sie nicht in einem wirklichen Körper. Wer nun hat den Jüngern die Füße gewaschen? — Was sollen wir nun wieder gegen Paulus von Samosata (vorbringen)? Was lehrt denn dieser? Auch er behauptet dasselbe. Aber es ist dies nun einmal keine Selbstentäußerung, wenn jemand, der die menschliche Natur besitzt und ein bloßer Mensch ist, seinen Mitknechten die Füße wäscht. Was wir gegen die Arianer gesagt haben, das muß auch diesen Sektierern entgegengehalten werden — sind doch beide nur durch einen kleinen Zeitraum S. 106 voneinander getrennt —; denn die einen wie die andern nennen den Sohn Gottes ein Geschöpf. Was sollen wir ihnen also entgegnen? Wenn er als bloßer Mensch Menschen die Füße wusch, so hat er sich nicht selbst entäußert, sich nicht selbst erniedrigt. Wenn er als bloßer Mensch sich nicht anmaßte, Gott gleich zu sein, so gebührt ihm dafür kein Lob. Wenn ein Gott Mensch wird, so ist das eine große, unsägliche, unbeschreibliche Selbsterniedrigung; wenn aber ein Mensch menschliche Arbeiten verrichtet, was soll das für eine Selbsterniedrigung sein? Wo aber wird Gottes Gestalt als Gottes Werk bezeichnet? Wenn Christus nämlich ein bloßer Mensch war und nur wegen seiner Werke „Gottes Gestalt“ genannt wird, warum (tun) wir bei Petrus nicht ebenso? Dieser hat größere Werke verrichtet als er. Warum sagst du nicht auch von Paulus, er habe Gottes Gestalt besessen? Warum hat Paulus nicht auch von sich selbst das Beispiel hergenommen, da er doch unzählige Knechtsarbeiten verrichtet und sich nicht gescheut hat zu bekennen: „Denn nicht uns selbst predigen wir, sondern Christum Jesum als den Herrn, uns selbst aber als eure Diener um Jesu willen6.“ Das ist lächerlich und unnützes Geschwätz. Wie hat er sich entäußert, sag an, und worin besteht die Selbstentäußerung? worin die Selbsterniedrigung? — Oder7 weil er Wunder gewirkt hat? Das haben auch Paulus und Petrus getan; daher wäre das für den Sohn Gottes kein außerordentlicher Vorzug. — Was besagen nun die Worte: „Er ward den Menschen ähnlich“? — Er hatte vieles von dem Unsrigen an sich, vieles aber auch nicht; dahin gehört z. B., daß er nicht infolge ehelichen Umgangs geboren wurde, daß er keine Sünde beging. Diese Dinge waren ihm allein eigen, diese hatte kein Mensch mit ihm gemein. Er war nicht nur, was er schien, sondern auch Gott. Er schien ein Mensch, war aber den Vielen nicht ähnlich. Denn die Ähnlichkeit bestand nur dem Fleische nach. Paulus will nun dies zum Ausdruck bringen, daß er nicht ein bloßer Mensch war. Deshalb sagt er: „den S. 107 Menschen ähnlich“. Wir nämlich bestehen aus Leib und Seele; er aber aus Gottheit und Seele und Leib. Deswegen heißt es: „ähnlich“. Damit du nämlich bei den Worten: „er entäußerte sich selbst“ nicht an eine Veränderung, Umwandlung und Vernichtung denkest, gibt der Apostel zu verstehen: Indem er blieb, was er war, nahm er an, was er nicht war; und nachdem er Fleisch geworden, blieb er, was er vordem war, das göttliche Wort.


  1. σκιὰν περιβαλλόμενον. ↩

  2. Joh. 1, 14. ↩

  3. Röm. 8, 3. ↩

  4. Vgl. Joh. 13, 5. ↩

  5. Joh. 13, 12. ↩

  6. 2 Kor. 4, 5. ↩

  7. nämlich: wird er Gottes Gestalt genannt. ↩

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