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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistulam ad Philippenses Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Philipper (BKV)
Achte (Siebte) Homilie. *Phil. II, 5—11.*

3.

In diesem Sinne also ist er einem Menschen ähnlich, und deshalb sagt Paulus: „in der äußeren Erscheinung“. Nicht die Natur hat sich verändert, nicht eine Vermischung hat stattgefunden, sondern „in der äußeren Erscheinung ist es vor sich gegangen“. Nachdem er gesagt, daß er Knechtsgestalt angenommen, fügte er kühn auch noch dieses hinzu, als hätte er alle Häretiker zum Schweigen bringen wollen. Denn auch mit den Worten: „in der Ähnlichkeit des Fleisches der Sünde“ will er nicht sagen, Christus habe kein Fleisch gehabt, sondern jenes Fleisch habe nicht gesündigt, sei aber dem sündigen ähnlich gewesen. Inwiefern ähnlich? In bezug auf die Natur, nicht in bezug auf das Böse; daher ähnlich einer sündigen Seele. Wie er nun hier den Ausdruck „ähnlich“ anwendet, weil keine völlige Gleichheit vorhanden ist, so gebraucht er auch an unserer Stelle den Ausdruck „Ähnlichkeit“, weil Christus nicht in allen Stücken den Menschen gleicht: so, daß er nicht infolge ehelichen Umgangs geboren wurde, daß er ohne Sünde war, daß er kein bloßer Mensch war. Treffend heißt es: „wie ein Mensch“; denn er war nicht einer von den vielen, sondern wie einer von den vielen. Denn das göttliche Wort wurde nicht in einen Menschen verwandelt, sein Wesen erlitt keine Umgestaltung; sondern er erschien sichtbar „wie ein Mensch“, nicht um uns ein leeres Scheinbild vorzugaukeln, sondern um uns in der Demut zu unterweisen. — Dieses also meint Paulus mit den Worten: „wie ein Mensch“; übrigens nennt er ihn auch anderweitig einen Menschen, wenn er sagt: „Ein Gott und ein Mittler, der Mensch Christus Jesus1.“ — S. 108 Damit hätten wir auch diesen Häretikern Rede gestanden; und wir müssen noch jenen erwidern, welche behaupten, er habe keine Seele angenommen. Wenn „Gottes Gestalt“ gleichbedeutend ist mit „vollkommener Gott“, so ist auch „Knechtsgestalt“ gleichbedeutend mit „vollkommener Knecht“. Wiederum gegen die Arianer. Der Apostel sagt: „Da er in Gottes Gestalt war, hielt er es für keinen Raub, Gott gleich zu sein.“ Hier, wo er von seiner Gottheit spricht, sagt er nirgends: „er wurde“, nirgends: „er nahm an“. — „Aber er entäußerte sich selbst, indem er Knechtsgestalt annahm, den Menschen ähnlich wurde.“ Hier, da er von seiner Menschheit redet, finden sich die Ausdrücke: „er nahm an“, und; „er wurde“. Dieses wurde er, dieses nahm er an; jenes war er. Also keine Vermengung, aber auch keine Trennung! Ein Gott, ein Christus, der Sohn Gottes. Wenn ich aber sage „ein“, so meine ich damit eine Vereinigung, nicht eine Vermischung, so als ob die eine Natur in die andere verwandelt worden sei, sondern daß beide sich zur Einheit verbunden haben. — „Er erniedrigte sich selbst, indem er gehorsam ward bis zum Tode, ja bis zum Tode am Kreuze.“ — Da siehst du's, sagen die Gegner, er ist gehorsam geworden aus freien Stücken; also war er nicht dem gleich, welchem er gehorcht hat. — Dies macht ihn um nichts geringer, ihr unsinnigen Toren! Denn auch wir gehorchen den Freunden, und es tut nichts zur Sache. Als Sohn gehorchte er dem Vater, ohne dadurch in die Stellung eines Knechtes herabzusinken; vielmehr hat er gerade durch die große Ehre, die er dem Vater erwies, die erhabene Würde der Ebenbürtigkeit erst recht bewahrt. Er hat den Vater geehrt, nicht damit du ihn entehren, sondern damit du ihn um so mehr bewundern, damit du ihn auch daran als ebenbürtigen Sohn erkennen solltest, daß er den Vater über alles geehrt hat. Niemand konnte Gott in solchem Grade ehren. So hoch die Würde war, die er inne hatte, so tief war umgekehrt die Erniedrigung, die er auf sich nahm. Wie er über alle erhaben ist und niemand ihm gleichsteht, so hat er auch in der Verehrung des Vaters alle übertroffen, nicht gezwungen, nicht widerwillig, sondern auch das ein Beweis seiner Tugend, wenn ich es so S. 109 nennen darf. — Fürwahr, etwas Großes und ganz Unaussprechliches ist schon die Annahme der Knechtsgestalt; daß er aber sogar dem Tode sich unterzog, das ist noch weit mehr. Allein es gibt noch etwas Größeres und Unbegreiflicheres als dies. Inwiefern? Weil nicht jede Todesart gleich ist. Denn die von ihm gewählte mußte als die allerschimpflichste erscheinen; sie war schmachvoll, sie war mit dem Fluche belastet. „Denn verflucht“, heißt es in der Schrift, „ist jeder, der am Holze hängt2.“ Deswegen trachteten auch die Juden so eifrig darnach, ihn auf diese Weise aus dem Wege zu räumen; sie wollten ihn mit Schimpf und Schande beladen, damit, wenn auch niemand wegen der Hinrichtung selbst ihn meide, so doch wegen dieser Art der Hinrichtung. Deswegen wurden auch zwei Schächer mit ihm gekreuzigt, damit er deren Schande teile und das Schriftwort sich erfülle: „Und unter die Missetäter ist er gerechnet worden3.“ — Doch nur um desto heller erglänzt die Wahrheit, nur um desto reiner erstrahlt ihr Licht. Wenn sie nämlich trotz aller Anstrengungen der Feinde, sein Ansehen zu untergraben, dennoch siegreich hervorbricht (wie die Sonne aus dunklem Gewölk), so erscheint dies nur um so großartiger. Denn nicht so fast durch die Hinrichtung selbst, als namentlich durch diese Art von Hinrichtung glaubten sie ihn zu einem Gegenstande des Abscheus zu machen und als den allerverabscheuungswürdigsten Menschen hinzustellen; und dennoch erreichten sie nichts. — Solche Verruchte aber waren die beiden Schächer — denn erst später bekehrte sich der eine von ihnen4 —, da sie, schon am Kreuze hängend, ihn noch verhöhnten. Und weder das eigene Schuldbewußtsein noch der Gedanke an ihre verdiente Strafe noch die Erduldung der nämlichen Strafe tat, ihrem wahnsinnigen Gebaren Einhalt. Eben dies hielt denn auch der eine dem andern vor und suchte ihn zum Schweigen zu bringen mit den Worten: „Fürchtest auch S. 110 du Gott nicht, da wir ja in gleicher Strafe sind5?“ So groß war ihre Bosheit — „Darum,“ heißt es, „hat ihn auch Gott erhöht und ihm einen Namen gegeben, der über jeden Namen erhaben ist.“ Sowie der hl. Paulus auf das Fleisch zu sprechen kommt, sagt er ungescheut alles heraus, was sich nur immer Erniedrigendes denken läßt. So lange er nämlich noch nicht von der Annahme der Knechtsgestalt gesprochen hatte, sondern von seiner Gottheit redete, beachte, wie erhaben er sich da ausdrückt! Erhaben, sage ich, soweit es ihm möglich ist; denn so erhaben, als es der göttlichen Würde entsprochen hätte, drückt er sich nicht aus; denn er ist es nicht imstande. Er schreibt: „Da er in Gottes Gestalt war, hielt er es für keinen Raub, Gott gleich zu sein.“


  1. 1 Tim. 2, 5. ↩

  2. Gal. 3, 13 (Deut 21, 23). ↩

  3. Is. 53, 12 (Mark. 15, 28; Luk. 22, 37). ↩

  4. Versuch des hl. Chrysostomus, Luk. 23, 39 ff. mit Matth. 27, 44 und Mark, 15, 32 in Übereinstimmung zu bringen. ↩

  5. Luk. 23, 40. ↩

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