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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistulam ad Philippenses Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Philipper (BKV)
Zehnte (Neunte) Homilie. *Phil. II, 19—30.*

6.

Wie verhält es sich also damit? Die Apostel haben den Vorschriften Christi nicht zuwider gehandelt — Gott bewahre! —, sondern vielmehr dieselben getreulich befolgt. Jene Vorschriften waren nämlich nur für eine bestimmte Zeit gegeben, nicht für immer. Das ist nicht eine willkürliche Vermutung von meiner Seite, sondern geht aus den göttlichen Schriften klar hervor. Inwiefern? Lukas erzählt, Christus habe zu seinen Jüngern gesagt: „Als ich euch aussandte ohne Beutel, Tasche, Gürtel und Schuhe, hat euch etwas gemangelt? Sie antworteten ihm: Nichts. — Nun denn, in Zukunft verschafft es euch1!“ — Oder sage mir, was hätten sie tun sollen? Nur einen Rock besitzen? Wie nun? Wenn dieser gewaschen werden mußte, hätten sie da nackt zu Hause sitzen sollen? Oder hätten sie, wenn die Not rief, nackt herumlaufen und den Anstand verletzen sollen? Bedenke, wie es sich ausgenommen hätte, wenn Paulus, der die ganze Welt durchzog, um eine so großartige Wirksamkeit zu entfalten, in Ermangelung eines Kleides hätte zu Hause bleiben und die Ausübung seines so wichtigen Berufes hätte unterbrechen müssen! Oder wie, wenn heftiger Frost einfiel, wenn es regnete oder gefror, wie wäre es da möglich gewesen, die Kleider zu trocknen? Hätten sie wieder nackt daheim bleiben sollen? Oder wie, wenn ihre Glieder vor Kälte erstarrten? Hätten sie erfrieren sollen, ohne einen Laut von sich zu geben? Denn daß ihr Körper nicht von Stahl und Eisen war, darüber höre, was Paulus von Timotheus sagt: „Genieße ein wenig Wein wegen deines Magens und deiner häufigen Schwächen2“, und wiederum von einem S. 150 andern: „Ich habe es für notwendig erachtet, euren Abgesandten und Diener für meine Bedürfnisse zu euch zu senden; denn er war todkrank, allein Gott hat sich seiner erbarmt, und nicht bloß seiner, sondern auch meiner3.“ Sie konnten also von allen möglichen Leiden befallen werden. Was nun? Hätten sie zugrunde gehen sollen? Keineswegs. — Weshalb gab denn nun Christus damals diese Vorschrift? Weil er seine Macht zeigen wollte, daß er auch in der Folge dies so hätte bewerkstelligen können, es aber nicht getan hat. Weshalb nun hat er es nicht getan? Die Apostel waren doch weit bewunderungswürdiger als die Israeliten, deren Schuhe und Kleider sich nicht abnützten4, und dies, während sie jene Wüste durchzogen, wo die Sonnenstrahlen mit solcher Glut herniederbrennen, daß sie sogar Steine zu zerbröckeln imstande sind. Weshalb nun tat er dies? Deinetwegen. Weil er nämlich voraussah, daß du nicht gesund bleiben, sondern verwundet werden würdest, so hat er dir Gelegenheit bieten wollen, dir Heilmittel zu verschaffen. Dies geht deutlich daraus hervor. Hätte er (die Apostel) nicht selbst zu ernähren vermocht? Wenn er dir, der ihn beleidigt hat, Nahrung gibt, hätte er sie nicht weit mehr noch einem Paulus geben können? Wenn er sie den Israeliten gab, die wider ihn murrten, Unzucht verübten und Götzendienst trieben, konnte er sie nicht um soviel mehr einem Petrus gewähren, der um seinetwillen alles verlassen hatte? Wenn er gottlose Menschen Nahrung finden ließ, konnte er sie nicht viel eher einem Johannes schenken, der ihm zuliebe sogar seinen Vater verlassen hatte? Allein er wollte dies nicht; sondern durch dich gibt er ihnen den Unterhalt, damit du dich heiligest. — Betrachte doch Gottes überschwengliche Menschenfreundlichkeit! Er wollte lieber seine Jünger benachteiligen, nur damit du dir etwas leichter tust. Denn wenn er sie bedürfnislos gemacht hätte, so wären sie wohl viel bewunderungswürdiger, viel ansehnlicher; aber dir wäre die Gelegenheit zum Heile abgeschnitten. Sie sollten daher lieber nicht Be- S. 151 wunderung einflößen, sondern vielmehr niedrig erscheinen, damit du gerettet würdest; so ließ er denn ihre Erniedrigung zu, um dir die Erlangung des Heiles zu ermöglichen. Denn der Lehrer, welcher auf Gaben angewiesen ist, steht nicht in gleicher Weise ehrwürdig da, sondern viel höher wird jener geachtet, der nichts annimmt; aber (in diesem Falle) hat der Schüler keinen Gewinn, sondern büßt die Frucht des Verdienstes ein. Siehst du die Weisheit des allgütigen Gottes? Gleichwie er nämlich selbst nicht seine eigene Ehre suchte, noch auf seinen eigenen Vorteil sah, sondern im Vollbesitze der Ehre um deinetwillen Schmach leiden wollte, so machte er es auch mit den Lehrern. Obwohl er ihnen eine ehrfurchtgebietende Stellung hätte verschaffen können, zog er es dennoch vor, sie einer möglichen Verachtung auszusetzen deinetwegen, damit du daraus Gewinn ziehen, damit du reich werden könntest. Damit du an geistlichen Gütern Überfluß habest, deshalb müssen jene an irdischen Gütern Mangel leiden. Wenn er sie also bedürfnislos machen konnte, so ist der Beweis erbracht, daß er sie (nur) um deinetwillen den Bedürfnissen unterworfen sein läßt. —

Da wir nun dieses wissen, so wollen wir uns nicht aufs Anschuldigen, sondern aufs Wohltun verlegen; wir wollen uns nicht vorwitzig um die Fehler anderer bekümmern, sondern unserer eigenen gedenken; an andern wollen wir das Gute anerkennen, an uns aber die Sünden betrachten; und auf diese Weise werden wir Gott wohlgefällig sein. Denn wer an andern nur die Sünden, an sich selbst aber nur die Tugenden sieht, der erleidet doppelten Schaden: Dieses nämlich bewirkt, daß er sich in törichtem Hochmute erhebt, jenes, daß er in sorglose Trägheit verfällt. Denn bei dem Gedanken, daß dieser oder jener sündigt, verfällt auch er leicht in Sünde; und bei dem Gedanken, daß er selbst Gutes tut, wird er leicht hochmütig. Wer dagegen seine eigenen guten Werke der Vergessenheit anheimgibt und bloß auf seine Sünden schaut und bei andern nicht den Sünden, sondern den guten Werken nachspürt, der wird reichlichen Gewinn ernten. Inwiefern? Wenn er sieht, daß der und der Gutes tut, so fühlt er sich zu gleichem Eifer an- S. 152 getrieben; wenn er sieht, daß er selbst sündigt, so wird er demütig und bescheiden werden. Wenn wir es so machen und so unser Leben einrichten, werden wir imstande sein, die verheißenen Güter zu erlangen, durch die Gnade und Menschenfreundlichkeit unseres Herrn Jesus Christus, mit welchem dem Vater gleichwie dem Hl. Geiste Herrlichkeit, Macht und Ehre sei, jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen.


  1. Vgl. Luk. 22, 35. 36. ↩

  2. 1 Tim. 5, 23. ↩

  3. Vgl. Phil. 2, 25. 27. ↩

  4. Vgl. Deut. 29, 5. ↩

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