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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In epistulam ad Philippenses Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Philipper (BKV)
Sechzehnte (Fünfzehnte) Homilie. *Phil. IV, 10—23.*

3.

Aber daß du es nicht mißverstehest! Nicht um Geld ist der Himmel käuflich, nicht das Geld erwirbt S. 219 ihn, sondern die Gesinnung dessen, der das Geld bezahlt, seine Tugendhaftigkeit (φιλοσοφία) seine Erhabenheit über die irdischen Dinge, seine Nächstenliebe, seine Barmherzigkeit. Denn könnte nur das Geld ihn erwerben, so hätte jene Witwe, die nur zwei Scherflein in den Opferkasten legte1, schwerlich großen Lohn dafür empfangen. Weil aber nicht das Geld, sondern die Gesinnung den Ausschlag gab, darum hat sie, die volle Bereitwilligkeit an den Tag legte, auch vollen Lohn dafür erhalten. Wir dürfen also nicht sagen, das Himmelreich sei um Geld käuflich; nicht Geld erkauft es, sondern gute Gesinnung, die sich durch Geldopfer betätigt. — Also bedarf man doch des Geldes, höre ich einwenden. Nicht des Geldes, sondern guter Gesinnung bedarf es. Hast du diese, so kannst du auch mit zwei Scherflein den Himmel erkaufen; hast du aber diese nicht, so reichen selbst Tausende von Talenten Goldes nicht so weit als die zwei Scherflein2. Warum? Wenn du nämlich viel Geld hast und nur wenig spendest, so gibst du zwar Almosen, aber kein so großes wie die Witwe; du spendest eben nicht mit so großer Bereitwilligkeit wie jene. Denn sie entblößte sich von allem; oder besser gesagt, sie entblößte sich nicht, sondern sie schenkte sich alles. (Nicht für Talente Goldes hat Gott das Himmelreich verheißen,) sondern für einen Becher frischen Wassers3, für den guten Willen; nicht für die Preisgabe des Lebens, sondern für die gute Gesinnung; denn der Tod ist nicht einmal von besonderem Werte. Was will es heißen, ein einziges Leben hinzugeben? Man hat einen Menschen hingegeben; ein Mensch aber ist kein entsprechender Preis für das Himmelreich.

V. 16: „Denn auch nach Thessalonike habt ihr einmal und noch ein zweites Mal für die Bedürfnisse mir geschickt.“

Wiederum ein großes Lob, da er, obwohl in der Hauptstadt wohnend, von einer so kleinen Stadt den S. 220 Unterhalt bekam. Und beachte wohl; um sie nicht, wie ich bereits früher hervorgehoben, durch fortwährende Betonung seiner Bedürfnislosigkeit nachlässiger zu machen, so macht er, nachdem er so eingehend bewiesen, daß er persönlich nichts brauche, dieses eine Mal nur eine Ausnahme und spricht: „für die Bedürfnisse“. Er sagt nicht: „für meine Bedürfnisse“, sondern läßt jeden Zusatz weg, um seine Würde zu wahren. Und nicht dadurch allein, sondern auch durch das, was gleich darauf folgt. Weil er sich nämlich bewußt war, daß seinen Worten eine sehr erniedrigende Deutung unterlegt werden könnte, so berichtigt er sie sofort wieder durch die Erklärung:

V. 17: „Nicht als suchte ich Geschenke,...“

Wenn er früher bemerkte: „Nicht als ob ich es wegen Mangels sagte4“, so besagt jene Stelle mehr als diese. Denn etwas anderes ist es, Mangel leiden und nichts suchen, und etwas anderes, den Mangel gar nicht als Mangel betrachten. — „Nicht als suchte ich Geschenke,“ spricht er, „sondern ich suche reichlichen Gewinn für eure Rechnung“, nicht für die meine. Siehst du, daß der Gewinn ihnen selbst zugute kommt? Um euretwillen sage ich dies, ist der Sinn, nicht um meinetwillen, zu eurem Heile; denn ich gewinne nichts dabei, wenn ich Wohltaten empfange; die Geber haben den Dank davon. Denn für die Geber wird im Jenseits die Vergeltung aufbewahrt, während von den Empfängern hier auf Erden die Gaben verbraucht werden. — Wiederum verbindet er mit dem Ausdrucke des Lobes und der Teilnahme den Hinweis auf seine dürftige Lage. Nachdem er gesagt hatte, daß er nichts suche, so fügt er, um sie nicht wieder nachlässiger zu machen, die Worte bei:

V. 18: „Ich bin mit allem versehen, und mehr als genug.“

Das heißt: durch diese Gabe habt ihr das bisher Versäumte vollauf gut gemacht. Eine solche Sprache war in besonderem Maße geeignet, ihre Bereitwilligkeit noch zu erhöhen. Denn je edelmütiger (φιλοσοφώτεροι) die S. 221 Wohltäter sind, umso mehr erwarten sie von dem Empfänger der Wohltaten Dankbarkeit. Paulus will sagen: Ihr habt nicht bloß das früher Unterlassene vollständig nachgeholt, sondern sogar im Überflusse gespendet. Damit es nämlich nicht scheine, als wolle er sie deshalb tadeln, so beachte, wie nachdrücklich er sich dagegen verwahrt! — Nachdem er gesagt: „Nicht als suchte ich Geschenke“ und: „endlich einmal“, und nachdem er gezeigt, daß dies ihre Schuldigkeit sei — denn das ist die Bedeutung des Wortes ἀπέχω5 —, zeigt er sodann wieder, daß sie über ihre Schuldigkeit hinausgegangen seien und versichert: „Ich bin mit allem versehen, und mehr als genug; ich habe (jetzt) in Hülle und Fülle.“ Nicht als bloße Redensart oder als Ausdruck meiner Seelenverfassung spreche ich dies aus, sondern? „..seitdem ich von Epaphroditus eure Geschenke erhalten, einen lieblichen Geruch, ein Gott angenehmes, wohlgefälliges Opfer.“ O wie hoch erhebt er ihr Geschenk! Nicht ich, sagt er, nicht ich habe es empfangen, sondern Gott durch mich. Wenn ich daher auch dessen nicht bedarf, so laßt euch das nicht kümmern; denn auch Gott bedurfte der Opfer nicht, und dennoch nahm er sie an, so daß die Heilige Schrift es nicht verschmäht zu sagen: „Gott roch den lieblichen Geruch6“, was doch gewiß ausdrücken soll, er habe daran seine Freude gehabt. Ihr wißt ja, ihr wißt, welche Wirkung der Wohlgeruch auf unsere Seele ausübt, wie er uns erfreut, wie er uns ergötzt. Darum scheute sich die Schrift nicht, von Gott einen so menschlichen und dem niedrigen Sinnenleben entnommenen Ausdruck zu gebrauchen, um den Menschen zu zeigen, daß die von ihnen dargebrachten Opfer Gott angenehm seien. Denn nicht der Duft und Rauch machte sie angenehm, sondern die Gesinnung, in welcher sie dargebracht wurden; sonst hätten ja auch die Gaben Kains Gott angenehm sein müssen. Die Schrift wollte also damit sagen, daß Gott (an den Gaben) Gefallen finde und inwiefern er daran Gefallen finde; denn auf andere Weise hätten es die Menschen nicht verstanden. S. 222 Obschon also jedem Mangel entrückt, äußerte Gott solches Wohlgefallen (an den Opfern), damit die Menschen nicht wegen seiner Bedürfnislosigkeit nachlässig würden. Und als sie in der Folge, ohne sich weiter um die Tugend zu kümmern, sich auf die Opfergerüche allein verließen, beachte, wie er sie da wiederum zurechtweist, indem er spricht: „Soll ich denn Fleisch der Stiere essen, oder Blut der Böcke trinken7?“ „Ich suche“, sagt er, „nicht Geschenke.“

V. 19: „Mein Gott aber erfülle all euer Bedürfnis nach seinem Reichtum in Herrlichkeit, in Christus Jesus.“


  1. Vgl. Luk. 21, 1-4. ↩

  2. Scherflein (τὸ λεπτόν) = 1/8 As. ↩

  3. Vgl. Matth. 10, 42. ↩

  4. V. 11. ↩

  5. Im griechischen Texte für „ich bin versehen“ gebraucht. ↩

  6. Vgl. Gen. 8, 21. ↩

  7. Ps. 49, 13. ↩

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