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Works John Chrysostom (344-407) In epistulam ad Colossenses commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Kolosser (BKV)
Dritte Homilie. *Kol. I, 15—20.*

2.

„Der Erstgeborene vor jeglichem Geschöpfe.“ Was also, sagst du? Sieh, er ist erschaffen worden! — Sage mir, warum? — Weil er ihn den „Erstgeborenen“ nennt. Aber er nennt ihn nicht den Ersterschaffenen, sondern den Erstgeborenen! Nach dieser Logik müßte man ihn alsdann verschieden heißen: man müßte ihn einen in allem (uns ähnlich gewordenen) Bruder nennen, ihm das Werk der Weltenschöpfung absprechen und weder an Würde noch sonstwie ihm einen Vorrang einräumen. Der Ausdruck „Erstgeborener“ deutet weder auf Rang noch Würde noch sonst etwas hin, sondern ist lediglich eine Zeitbestimmung. Was bezeichnet „der Erstgeborene“? Das, daß er erschaffen ist, sprichst du. Gut. Wenn dem also ist, so besitzt er auch Geschwister. Andrerseits aber ist der Erstgeborene wesensgleich mit denen, deren Erstgeborener er ist. Also ist der Sohn der Erstgeborene von allem; denn es heißt: „(Der Erstgeborene) vor jeglichem Geschöpfe.“ Also ist der Gott-Logos der Erstgeborene auch von Steinen, auch von mir! — Auf andere Weise: Sage mir, was bedeutet der Ausdruck: „Der Erstgeborene aus den Toten“? Das bedeutet nicht, daß er zuerst auferstanden ist; denn es heißt nicht: der Toten, sondern: „Der Erstgeborene aus den Toten“; er wollte auch nicht sagen, daß er zuerst gestorben, sondern daß er als der Erstgeborene aus den Toten auferstanden ist. Es bedeutet also nichts anderes, als daß er der Erstling (ἀπαρχή) der Auferstehung gewesen ist. Folglich hat es auch hier keinen anderen Sinn. — Sodann geht Paulus auf das Dogma selbst näher ein. Damit sie nämlich den Sohn Gottes nicht für jünger hielten, weil sie jetzt durch seine Vermittlung sich S. 274 Gott nahen sollten, während vordem diese Verbindung durch Engel vermittelt worden sei, so zeigt er erstens, daß diese hierzu gar nicht imstande waren — denn keiner von ihnen hätte die Menschheit aus der Finsternis herausführen können —; zweitens, daß der Sohn schon vor ihnen da war. Und zum Beweise dafür, daß er vor ihnen existierte, führt er an, daß sie durch ihn erschaffen worden sind; er sagt: „Denn in ihm wurde alles erschaffen.“ Was sagen hier die Anhänger des Paul von Samosata? — „... was im Himmel ist“; das, worüber sich streiten ließ, hat der Apostel an erster Stelle gesetzt; „und was auf Erden ist“. Dann fährt er fort: „das Sichtbare und das Unsichtbare“; Unsichtbares, z. B. Seele und alles, was im Himmel geworden ist; Sichtbares, z. B. Menschen, Sonne, Weltkugel. — „... seien es Throne ...“ Was zugestanden wird, übergeht er, was bestritten wird, führt er an, „... seien es Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten.“ Die Wendung „seien es — oder“ faßt nicht nur1 das Ganze zusammen, sie läßt auch vom Größeren auf das Kleinere schließen. Den Geist aber zählt er nicht mit den Gewalten auf. — Weiter heißt es: „Alles ist durch ihn und für ihn erschaffen.“ Beachte, der Ausdruck „in ihm“ ist gleichbedeutend mit „durch ihn“. Denn nachdem er zuvor gesagt „in ihm“, fährt er fort „durch ihn“. Was aber bedeutet „für ihn“? Dies will besagen: Von ihm hängt alles Bestehen ab. Er hat die Dinge nicht nur aus dem Nichts ins Dasein gerufen, sondern er erhält sie auch jetzt durch seine Allmacht; daher sie, losgerissen von seiner Vorsehung, dem Untergange und der Vernichtung verfallen müßten. Statt jedoch mit der Türe ins Haus zu fallen und zu sagen; Er erhält (alles) durch seine Allmacht, wählt er die feinere Bezeichnung: („Für ihn ist alles erschaffen“, d. h.) von ihm hängt alles ab. Die Abhängigkeit von ihm allein reicht hin, die Dinge zu erhalten und fest zusammenzuschließen. Daher steht auch das Wort „Erstgeborener“ im Sinne von „Grundlage“. Damit soll aber nicht ausgesprochen sein, daß er S. 275 gleichen Wesens mit den Geschöpfen sei, sondern daß jegliches Sein durch ihn und in ihm bestehe. So ist auch, wenn Paulus (an anderer Stelle) sagt: „Ich habe den Grund gelegt2“, nicht von seinem Wesen die Rede, sondern von seiner Wirksamkeit. Damit du nämlich dem Sohne nicht eine untergeordnete Stellung zuschreibest, so sagt der Apostel, er erhalte die Geschöpfe durch seine Allmacht, was in nichts der Erschaffung nachsteht. Ja bei uns Menschen ist es sogar noch etwas Größeres; denn das Erschaffen kann die menschliche Kunst nachahmen, das Erhalten aber nicht, noch kann sie das Verderben aufhalten. — Es heißt weiter: „und er ist vor allem.“ Dies paßt nur auf die Gottheit. Wo ist Paul von Samosata? — „... und alles besteht in ihm“; d. h. ist für ihn erschaffen. Der Apostel häuft die Wendungen für diese Wahrheit, um dadurch gleichsam Schlag auf Schlag die verderbliche Irrlehre mit der Wurzel auszurotten. Wenn nämlich trotz so vieler Aussprüche der Schrift und nach so langer Zeit noch ein Paulus von Samosata erstehen konnte, um wieviel mehr wäre dies der Fall gewesen, wenn diese deutlichen Aussprüche nicht vorlägen? „Und alles“, heißt es, „besteht in ihm.“ Wie könnte es bestehen in dem, der nicht ist? Also ist auch das, was durch die Engel geschieht, sein Werk, — „Und er ist das Haupt des Leibes der Kirche.“ Nachdem er von seiner Würde gesprochen, redet er nun auch von seiner Menschenfreundlichkeit, „Er ist“, sagt er, „das Haupt des Leibes der Kirche,“ Er sagt nicht: der Fülle; er meint dieses damit, will uns aber den Sohn Gottes vertraulich näher rücken, indem er zeigt, daß er, der so erhaben, ja über alles hocherhaben ist, mit den tief unter ihm Stehenden sich verbunden hat. Überall nämlich ist er der erste: der erste oben im Himmel, der erste in der Kirche — er ist ja deren Haupt —, der erste in der Auferstehung. Das ist die Bedeutung der Worte: „Damit er der erste sei.“


  1. Statt τοῦ παντὸς κ. τ. α. scheint die Lesart οὐ τοῦ παντὸς = οὐ μόνον τοῦ παντὸς vorzuziehen. ↩

  2. Vgl. 1 Kor. 3, 10. ↩

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