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Works John Chrysostom (344-407) In epistulam ad Colossenses commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Kolosser (BKV)
Elfte Homilie. *Kol. IV, 5—11.*

1.

V. 5: „In Weisheit gehet um mit denen, welche draußen sind, indem ihr die Zeit erkaufet!“

V. 6: „Eure Rede sei allezeit in Anmut, mit Salz gewürzt, so daß ihr wisset, wie ihr einem jeden antworten sollt!“

Was Christus zu seinen Jüngern sagte, dasselbe schärft auch Paulus jetzt ein. Und was sagte Christus? „Siehe, ich schicke euch aus wie Schafe mitten unter Wölfe; seid also klug wie die Schlangen und einfältig S. 385 wie die Tauben1!“ Das heißt: Seid vorsichtig und bietet ihnen keine Handhabe gegen euch! — Deswegen nämlich steht dabei: „mit denen, welche draußen sind“, damit wir begreifen, daß es den eigenen Gliedern gegenüber unsrerseits keiner so großen Behutsamkeit bedarf, wie im Umgange mit denen, welche draußen sind. Denn wo Brüder sind, da waltet auch viel Nachsicht und Liebe. Allerdings muß nun auch hier Behutsamkeit vorhanden sein, aber doch weit mehr noch draußen; denn es ist durchaus nicht gleich, ob man sich unter Feinden und Gegnern befindet oder unter Freunden. — Beachte sodann, wie er sie nach dieser Einschüchterung wieder ermuntert! „Indem ihr“, sagt er, „die Zeit erkaufet.“ Das heißt: Die gegenwärtige Zeit ist kurz. — Mit diesen Worten wollte er sie aber keineswegs zu Verschlagenheit und Heuchelei anleiten; denn das verriete nicht Weisheit, sondern Torheit; aber was meint er damit? In Dingen, will er sagen, in welchen sie euch nicht schaden, gebt ihnen keinen Anlaß zu irgendeiner Beschuldigung! So drückt er sich auch im Briefe an die Römer aus; „Gebet allen, was ihr schuldig seid: Steuer, wem Steuer; Zoll, wem Zoll; Ehre wem Ehre gebührt2!“ Einzig das Bekenntnis der christlichen Wahrheit darf dich zum Kampfe treiben, sagt er; dieser Kampf darf keine andere Veranlassung haben. Denn würden sie sich auch aus anderen Gründen mit uns verfeinden, so bekämen wir dafür keinen Lohn, sie selbst trieben es noch ärger, und es gewänne den Anschein, als ob ihre Klagen berechtigt wären; z. B. wenn wir die Abgaben nicht entrichteten, wenn wir die gebührenden Ehrenbezeigungen verweigerten, wenn wir nicht demütig wären. — Siehst du, wie nachgiebig Paulus dort ist, wo er es ohne Schaden für das Evangelium sein kann? Höre nur, wie er vor Agrippa spricht: „Ich schätze mich glücklich, daß ich vor dir heute mich verantworten darf, besonders da du alle jüdischen Gebräuche und Streitfragen kennst3.“ Hätte er aber geglaubt, den Fürsten übermütig verachten zu dürfen, so S. 386 würde er alles umgekehrt gemacht haben. Höre auch, wie bescheiden Petrus und seine Begleiter den Juden antworten: „Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen4.“ Und doch konnten sie als Menschen, die ihr Leben in die Schanze schlugen, sie verachten und ihnen allen möglichen Schimpf antun. Allein sie brachten das Opfer ihres Lebens, nicht um der Eitelkeit zu frönen — denn ein solches Benehmen wäre nichts anderes als Eitelkeit gewesen —, sondern um das Evangelium zu predigen und mit Freimütigkeit alles vorzutragen. Jenes dagegen hätte nur von Maßlosigkeit gezeugt. — „Eure Rede sei allezeit in Anmut, mit Salz gewürzt“; d. h. die Anmut arte nicht in Mangel an Unterscheidung aus. Denn man kann sich der feinsten Artigkeit befleißen und dabei doch eine entsprechende Ordnung beobachten. — „So daß ihr wisset, wie ihr einem jeden antworten sollt.“ Man soll also nicht in derselben Weise mit allen verkehren, mit Heiden nämlich und mit Christen; durchaus nicht; denn das wäre im höchsten Grade unvernünftig.

V. 7: „Das, was mich betrifft, wird euch alles Tychikus kund tun, der vielgeliebte Bruder und treue Diener und Mitknecht im Herrn.“

O wie groß ist doch die Weisheit des hl. Paulus! Wie versteht er es, nicht alles in seinen Briefen zur Sprache zu bringen, sondern nur das dringend Notwendige! Erstens, um dieselben nicht zu sehr in die Länge zu dehnen; zweitens, um auch dem Abreisenden größere Achtung zu verschaffen dadurch, daß er noch etwas zu erzählen hat; drittens, um zu zeigen, wieviel er auf ihn halte; denn sonst hätte er ihm diese Sendung nicht anvertraut. Sodann gab es manches, was sich für eine schriftliche Mitteilung nicht eignete — „Der vielgeliebte Bruder“, heißt es. Wenn „vielgeliebt“, so weiß er nun alles, und Paulus hat nichts vor ihm geheim gehalten. — „... und treue Diener und Mitknecht im Herrn.“ Wenn „treu“, so wird er nichts Unwahres berichten; wenn „Mitknecht“, so hat er alle Prüfungen (mit dem Apostel) redlich geteilt. Und S. 387 so hat denn Paulus von allen Seiten Beweise für dessen Glaubwürdigkeit zusammengebracht.

V. 8: „Den ich eben darum zu euch geschickt habe, ...“

Damit legt er seine große Liebe an den Tag, da er ihn ja gerade deshalb abgesandt hat und dies die Ursache seiner Abreise gewesen ist. So spricht er sich auch im Briefe an die Thessaloniker aus: „Darum, als wir es nicht länger ertrugen, fanden wir es für gut, allein in Athen zurückzubleiben, und sandten den Timotheus, unsern Bruder5.“ Auch an die Ephesier sendet er gleichfalls den Tychikus, und zwar zu demselben Zwecke6. — „... damit er erfahre,“ heißt es weiter, „wie es um euch steht, und eure Herzen tröste, ...“ Beachte, wie er sich ausdrückt! Nicht damit ihr erfahret, wie es um mich steht, sondern damit ich erfahre, wie es um euch steht. So sehr drängt er überall seine eigene Persönlichkeit in den Hintergrund. Er deutet auch an, daß sie sich in bedrängter Lage befanden, indem er sagt: „damit er eure Herzen tröste“,

V. 9: „mit Onesimus, dem vielgeliebten und treuen Bruder, der einer aus euch ist. Sie werden euch alles kundtun, wie es hier steht.“

Dieser Onesimus ist derselbe, von welchem er im Briefe an Philemon sagt: „Ich hätte ihn gerne bei mir behalten, damit er anstatt deiner mir diente in den Banden des Evangeliums; aber ohne deine Einwilligung wollte ich nichts tun7.“ Er macht einen Zusatz, der auch für die Stadt ein Lob enthält, damit sie sich seiner nicht nur nicht schämten, sondern auf ihn sogar stolz wären: „Der einer aus euch ist“, sagt er. „Sie werden euch alles kund tun, wie es hier steht.“

V. 10: „Es grüßt euch Aristarchus, mein Mitgefangener, ...“


  1. Matth. 10, 16. ↩

  2. Röm. 13, 7. ↩

  3. Apg. 26, 2. 3. ↩

  4. Apg. 5, 29. ↩

  5. 1. Thess. 3, 1. 2. ↩

  6. Vgl. Eph. 6, 21. 22. ↩

  7. Phil. 13, 14. ↩

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Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Kolosser (BKV)
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Einleitung

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