4.
Wenn nun die obenbezeichneten Vorgänge schon unerklärlich, ja so ganz unerklärlich sind, wie werden wir die übernatürliche Geburt des Sohnes Gottes verstehen? Denn unwillkürlich muß ich bei diesen Darlegungen an jene aberwitzigen Grübeleien denken, welche dieses Geheimniß ergründen wollen.
Also nicht wahr, Dinge, die Tag für Tag geschehen, die Gegenstand sinnlicher Wahrnehmung sind, die schon tausendmal untersucht wurden, diese hat man noch nicht erklären können? Wie soll man aber jene unerklärliche und geheimnißvolle Zeugung ergründen? Sehen jene Menschen das Vergebliche ihres Unterfangens nicht ein? Dreht sich ihnen der Verstand noch nicht im Kreise? Steht er ihnen noch nicht ganz still? Aber dessenungeachtet wollen sie sich nicht S. 655 belehren lassen. Das Entstehen und Wachsen der Trauben und Feigen ist ihnen ein Geheimniß, aber das Wesen Gottes wollen sie ergründen! Oder sage mir, wie kommt es denn, daß aus dem Traubenkernlein eine ganze Rebe mit Blättern und Zweigen hervorsprießt? Warum hat man denn vorher gar Nichts davon gesehen? Ja, sagst du, das kommt nicht vom Kern, sondern vom Einfluß des Bodens. Warum bringt aber der Erdboden allein ohne Kern Nichts hervor? Doch, zu welchem Zweck solches Gerede! Wir wissen es ja alle, die Entwicklung der Rebe geschieht nicht durch die Kraft des Kernes und nicht durch die Kraft des Erdbodens, sondern durch die Kraft Gottes, der da ist der Herr und Schöpfer des Erdbodens und des Samens. Und weil er das ist, darum hat er sowohl ohne diese Mittel, als auch mit denselben diese Dinge hervorgebracht; ohne dieselben, um seine Macht zu zeigen, da er sprach: „Es bringe die Erde Kräuter hervor!“1 , mit denselben, um uns, nachdem er seine Macht gezeigt hat, zu freudiger Arbeit und Thätigkeit anzuleiten.
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I. Mos. 1, 11. ↩