2.
Und dann wird der Verruchte hervortreten.
Und was dann? Dann kommt eine Zeit des Trostes. Denn der Apostel fährt fort:
Ihn wird der Herr Jesus mit dem Hauche seines Mundes tödten und durch den Glanz seiner Ankunft vernichten. Seine Ankunft geschieht durch Satans Wirkung.
Wie nämlich das Feuer kleine Thiere schon lähmt und tödtet, auch schon in einiger Entfernung, bevor es noch sie selbst berührt, also wird auch Christus durch sein bloßes Gebot und seine Erscheinung den Antichrist vernichten. Es genügt, daß er erscheint, und all Dieses ist verschwun- S. 780 den. Kaum hat er sich gezeigt, so sinken alle Truggebilde in ihr Nichts zurück.
Nun fährt der Apostel weiter, und bezeichnet näher, wer Derjenige sei, dessen Ankunft durch Satans Wirkung geschehe, indem er sagt:
Mit aller täuschenden Kraft, mit Zeichen und Wundern.
Das will sagen: Der Antichrist wird allerlei Kräfte zeigen, allein es ist nichts Wahres daran, es ist lauter Täuschung. Dieß sagt der Apostel voraus, damit sich die Gläubigen in der Zukunft nicht irre führen lassen. „Und mit täuschenden Wundern“ d. h. mit Scheinwundern, oder mit Wundern, die zu falscher Lehre verleiten.
10. Und mit gottlosem Betrug jeder Art unter Denen, welche verloren gehen.
Wie hat aber doch Gott, so wendet man ein, Solches zulassen können? Was ist seine Absicht dabei? Was haben wir für einen Gewinn von der Erscheinung des Antichrists, wenn er doch nur zu unserm Schaden kommen wird? Fürchte dich nicht, mein Lieber, sondern höre das Wort des Apostels, der da sagt, der Antichrist habe nur Gewalt über Diejenigen, welche verloren gehen, und welche nicht geglaubt hatten, auch wenn kein Antichrist erschienen wäre. Was ist also der Zweck seiner Erscheinung? Denjenigen, welche verloren gehen, den Mund zu stopfen. Inwiefern? Diese hätten nicht an Christus geglaubt, gleichviel, ob der Antichrist gekommen wäre oder nicht; nun aber, da der Antichrist kommt, überführt Christus sie ihres Unglaubens ganz und gar. Käme der Antichrist nicht, so hatten sie vielleicht folgende Ausrede gebrauchen können: Wir haben darum nicht an Christus geglaubt, weil er sich S. 781 Gott nannte, oder vielmehr, da er dieß nie klar und bestimmt von sich gesagt hat, weil seine späteren Anhänger dieß von ihm lehrten; haben wir doch nie anders gehört, als daß nur ein Gott sei, der Schöpfer und Urheber alles Geschaffenen. Kommt nun der Antichrist und findet Glauben auf seine falschen Wunder und Zeichen hin, obwohl er keine vernünftigen, sondern gottlose Vorschriften gibt, so ist Jenen ohne Weiteres der Mund gestopft. Denn wenn du Christo nicht glaubtest, so durftest du ja noch viel weniger dem Antichrist glauben. Denn Christus sagte, er sei vom Vater gesandt, jener aber behauptet das Gegentheil. Darum sagt der Heiland: „Ich bin im Namen des Vaters gekommen, und ihr habt mich nicht aufgenommen; wenn ein Anderer kommt in seinem Namen, so werdet ihr ihn aufnehmen.“1 Aber, sagt man, wir haben Wunder und Zeichen gesehen. Sind denn aber solche nicht auch zur Zeit Christi geschehen, zahlreich und groß? Hättest du daher ihm nicht viel eher glauben müssen? Ueberdieß war vom Antichrist Vieles vorausgesagt, daß er ein Verruchter, ein Sohn des Verderbens sei, daß seine Erscheinung durch die Kraft des Satans stattfinde, während von Christus verkündet war, daß er der Heiland sei, daß er Heil und Segen bringe.
Weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, um selig zu werden, darum wird Gott die Macht des Irrthums über sie kommen lassen, so daß sie der Lüge glauben; 11. damit das Gericht über Alle ergehe, welche der Wahrheit nicht geglaubt, sondern an der Ungerechtigkeit ihr Wohlgefallen gehabt haben.
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Joh. 5, 43. ↩