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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistulam ii ad Timotheum homiliae 1-10 Homilien über den II. Brief an Timotheus (BKV)
Zweite Homilie.

IV.

Sage mir, wenn du mit einer Wunde behaftet in die Wohnung des Arztes kommst, wirst du ohne eine Salbe anwenden und die Wunde pflegen zu lassen, den Arzt mit Fragen behelligen, ob er selber eine Wunde hat oder nicht? Und wenn er eine hat, kümmerst du dich darum? Oder pflegst du, weil er mit einer Wunde behaftet ist, die deinige nicht, und sagst du, der Arzt sollte selber erst gesund sein; weil er als Arzt selber nicht gesund ist, lasse auch ich meine Wunde unkuriert? Und wenn der Priester schlecht ist, wird das für den Laien eine Beruhigung sein? Ganz und gar nicht. Im Gegentheil, jener wird zwar der ihm bestimmten Strafe verfallen, aber auch dir wird die verdiente und geziemende Strafe zu Theil. Denn hierin stehen Priester und Laien auf gleicher Stufe. „Alle werden von Gott belehrt sein,“1 heißt es in der hl. Schrift, und es wird Keiner mehr zum Andern sagen: „Erkenne den Herrn!“ denn Alle werden mich kennen vom Kleinsten bis zum Größten.2

Warum ist er dann uns vorgesetzt? sagt man weiter. Warum nimmt er denn diese Stelle ein? Ach, laßt uns doch von den Lehrern der Kirche nicht Übles reden, wollen wir nicht so streng über sie aburtheilen, damit wir uns S. 278 nicht selber schaden! Schauen wir auf uns selber, und reden wir von Niemandem Übles! Halten wir den Tag in Ehren, an welchem uns der Priester das Licht gespendet hat! Wenn Jemand einen Vater hat und dieser hätte tausend Fehler an sich, so deckt er Alles zu. „Rühme dich nicht, heißt es, mit der Schmach deines Vaters; denn das macht dir weniger Ehre als Schande.“3 Verläßt ihn der Verstand, so habe Nachsicht! Wenn Dieß schon von den leiblichen Vätern gilt, so noch viel mehr von den geistigen. Halte es für etwas Großes, daß er dir jeden Tag Dienste leistet, dich die hl. Schrift verstehen lehrt, daß er deinetwegen das Haus (Gottes) schmückt, deinetwegen auf den Schlaf verzichtet, für dich betet, deinetwegen flehend vor Gott steht, für dich Sühne vollzieht; für dich obliegt ihm der gesammte (heilige) Dienst. Das halte für etwas Großes daran denke, und nähere dich ihm mit aller Ehrfurcht!

Sag’ mir, er ist ein Sünder? Nun, was dann? Spendet dir Derjenige, der kein Sünder ist, im eigenen Namen all die großen Segnungen? Keineswegs. Auf deinem Glauben beruht sein ganzes Wirken. Es wird dir weder ein guter Priester Etwas nützen, wenn du nicht gläubig bist, noch ein schlechter Etwas schaden, wenn du gläubig bist. Durch Kühe hat Gott gewirkt bei der Bundeslade,4 als er sein Volk retten wollte. Sollte der Lebenswandel eines Priesters, sollte seine Tugend eine so große Wirkung haben? Die Segnungen Gottes sind nicht derart, daß sie sich durch priesterliche Tugend vollziehen. Alles ist Sache der göttlichen Gnade, der Priester hat nur den Mund zu öffnen. Die Hauptsache wirkt Gott, der Priester vollzieht nur die symbolische Handlung. Betrachte den großen Unterschied zwischen Johannes und Jesus. Höre, wie Johannes spricht: „Ich habe nöthig von dir getauft zu werden,“ S. 279 und: „Ich bin nicht würdig, seine Schuhriemen aufzulösen.“5 Und trotzdem, trotz dieses großen Abstandes, ließ sich doch der heilige Geist herab, den Johannes nicht hatte; denn „aus seiner Fülle, heißt es, haben wir Alle empfangen.“6 Trotzdem aber stieg der hl. Geist nicht herab, bevor die Taufe vor sich ging, und Johannes war es jedenfalls nicht, der ihn herabrief. Warum geschieht also Dieß? Damit du siehst, daß der Priester bloß die symbolische Handlung vollzieht. Kein Mensch steht einem andern so ferne wie Johannes Jesu ferne steht, und doch stieg auf diesen der hl. Geist herab, damit du siehst, daß Gott es ist, der die Hauptsache wirkt und vollbringt. Ich will einen paradoxen Satz aussprechen, aber verwundert, beunruhigt euch nicht! Wie lautet dieser Satz? Das hl. Opfer (προσφορά) ist ein und dasselbe, ob es nun der erste beste Priester oder ob es Petrus oder Paulus darbringt, es ist immer dasselbe Opfer, welches der Herr seinen Jüngern anbefohlen und welches heute die Priester darbringen. Dieses letztere ist nicht geringer als das andere, weil ja auch dieses nicht Menschen consecrieren, sondern Der nämlich, der auch jenes consecriert hat. Gleichwie die Worte, welche aus Gottes Mund gekommen, dieselben sind, welche der Priester heute spricht, so ist’s auch mit dem Opfer und mit der Taufe, welche Gott dem Priester übertragen hat. So beruht Alles auf dem Glauben. Auf den Hauptmann Cornelius flog der hl. Geist sofort hernieder, weil er zuvor schon das Seinige gethan und den Glauben mitgebracht hatte. In dem einen wie in dem andern Falle7 haben wir also den Leib Christi; wer glaubt, daß der heutige geringer sei als der frühere, der weiß nicht, daß Christus auch heute noch gegenwärtig ist, auch heute noch wirket.

S. 280 Da wir also Das wissen — ich habe all Das nicht ohne Absicht gesagt, sondern zu dem Zwecke, daß ich euere Gesinnung bessere, daß ich euch für die Zukunft desto sicherer dazu bringe, das Gesagte genau zu beobachten. Wenn wir aber immer bloß zuhören, niemals aber dem Gehörten gemäß handeln, dann haben wir von dem Gesagten nicht den geringsten Nutzen. Also halten wir uns genau an das Gesagte, schreiben wir es uns in’s Herz, halten wir es fest eingegraben im Gewissen, und schicken wir unaufhörlich unser Lob empor dem Vater, dem Sohne und dem heiligen Geiste!

S. 281


  1. Is. 54, 13. ↩

  2. Jerem. 31, 34. ↩

  3. Eccl. 3, 12. ↩

  4. I. Kön. 6, 7 ff. ↩

  5. Matth. 3, 11; Joh. 1, 26. ↩

  6. Joh. 1, 16. ↩

  7. D. h. bei dem Opfer der apostolischen und der jetzigen Zeit. ↩

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Commentaire sur la deuxième épitre à Timothée Comparer
Homilien über den II. Brief an Timotheus (BKV)

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