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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) Homilien über den Brief an Titus (BKV)
Vierte Homilie.

III.

8. Im Lehramte zeige Unbestechlichkeit, Ernst, ein gesundes, tadelloses Wort, damit Der, welcher auf der entgegengesetzten Seite steht, beschämt werde, indem er nicht im Stande ist, über uns Böses zu sagen.

Mit Dem, „der auf der entgegengesetzten Seite steht,“ meint der Apostel den Teufel und dessen Diener. Wenn nämlich der Lebenswandel des Lehrers ein leuchtendes Beispiel gibt, wenn sein Wort dazu stimmt, ruhig, mild, sanft ist und dem Gegner keine Handhabe (zur Schmähung) bietet, dann ist unendlich viel erreicht. Also groß ist der Nutzen des Lehramtes, freilich nur dann, wenn nicht der nächste Beste, sondern ein angesehener, tadelloser S. 459 Mann es ausübt, der sich den böswilligen Leuten gegenüber keine Blöße gibt.

9. Die Dienstboten ermahne, ihren Herren gehorsam zu sein, in Allem nach ihrem Wohlgefallen trachtend!

Siehst du, was der Apostel vorher gesagt hatte? „Der, welcher auf der entgegengesetzten Seite steht, soll beschämt werden, indem er nicht im Stande ist, über uns Böses zu sagen.“ Also ist tadelnswerth, wer die Weiber von den Männern trennen will unter dem Vorwande der Abtödtung, sowie Derjenige, der unter demselben Titel den Herrschaften ihre Dienstboten entzogen wissen will. Eine solche Lehre ist nicht tadelfrei. Sie gibt auch den Ungläubigen eine starke Handhabe und entfesselt alle Lästerzungen gegen uns.

Die Dienstboten ermahne, ihren Herren unterthänig zu sein, in Allem nach ihrem Wohlgefallen trachtend, nicht widersprechend, 10. Nichts veruntreuend, sondern in Allem sich vollkommen zuverlässig erweisend, damit sie der Lehre unseres göttlichen Heilandes Ehre machen.“

Mit Recht also sagte der Apostel anderswo: „Als ob sie Gott dienen würden, nicht den Menschen.“1 Wenn du nämlich deinem Herrn mit bestem Willen dienst, so ist doch die Furcht Gottes der Ausgangspunkt dieses Diensteifers. Wer daher mit solcher Furcht Gottes seinem Herrn dient, der wird des größten Lohnes theilhaftig werden. Wenn er also über seine Hand und seine böse Zunge nicht Herr ist, S. 460 wie soll dann der Heide unsern Glauben bewundern? Wenn aber die Heiden sehen, wie der Knecht ein Weiser in Christus ist und mehr Selbstbeherrschung zeigt als ihre Philosophen und seinen Dienst mit Sanftmuth und gutem Willen vollzieht, dann werden sie die Kraft des Christenthumes auf’s Höchste bewundern. Denn die Heiden beurtheilen das Dogma nicht nach dem Dogma, sondern vom praktischen Standpunkt aus und nach dem Lebenswandel. Es sollen also auch die Weiber und die Dienstboten durch ihren Wandel für sie zu Lehrern werden. Es herrscht nämlich bei ihnen sowie allenthalben die Ansicht, daß die Dienstboten eine dreiste, schwer zu lenkende und starrköpfige Bande seien, nicht ihrer Natur nach, nein, sondern in Folge ihres Berufes und der schlechten Behandlung seitens ihrer Herrschaften. Da nämlich die Herrschaften sich weiter um gar Nichts kümmern, sondern nur um ihre Dienstleistungen, und weil sie, wenn sie sich je um ihre Aufführung umsehen, auch Das nur thun, so weit es ihre Bequemlichkeit erheischt, damit nämlich durch deren Hurereien, Diebstähle und Räusche ihnen keine Ungelegenheit erwachse: so führt diese Vernachlässigung und dieser Mangel an Beaufsichtigung naturgemäß dazu, daß sie in einen wahren Pfuhl von Schlechtigkeit versinken. Denn wenn selbst da, wo der Vater daneben steht und die Mutter und der Erzieher und der Hofmeister und der Lehrer und die Altersgenossen, und wo das Bewußtsein der freien Geburt und manches Andere sich geltend macht, wenn selbst da, sage ich, Einer nur mit Mühe dem bösen Umgange entgeht: was wird es erst mit den Leuten sein, welche alles Das entbehren, die mit Verruchten zusammengesellt sind und ohne Scheu umgehen können, mit wem sie wollen, ohne daß Jemand da wäre, der ihren Umgang kontrolirt? Was muß aus solchen Menschen werden? Darum ist es so schwer, daß ein Sklave ein guter Mensch wird. Ausserdem entbehren sie allen Unterrichts sowohl bei den Heiden als bei uns. Sie haben keinen Umgang mit freien, edel denkenden Männern, die auf ihre Ehre halten. Deßhalb ist es ausserordentlich schwer S. 461 und ein wahres Wunder, wenn ein Dienstbote einmal ein braver Mensch wird. Und wenn nun die Herren sehen, daß die Kraft des Christenthums diesem dreisten Volke einen Zügel angelegt und die Dienstboten zu den bestgesitteten, bravsten Leuten gemacht hat, so werden sie bei all ihrem Unverstande einen hohen Begriff von unserem Glauben bekommen. Denn es ist klar, daß nur die Furcht vor der Auferstehung und dem Gerichte und den übrigen Lehren über das jenseitige Leben, die von uns zuerst in ihre Seele gelegt wurden, im Stande waren, sie von der Sünde abzuhalten; diese Furcht bildet ein Gegengewicht zur bösen Lust in ihrer Seele. Daher spricht der Apostel gar oft über dieses Thema und nicht bloß so im Vorbeigehen. Denn je schlechter die Sklaven sind, um so bewundernswerther tritt an ihnen die Kraft des Christenthumes zu Tage. Auch einen Arzt bewundern wir dann am meisten, wenn er einen aufgegebenen, der Pflege entbehrenden, seinen eigenen unzeitigen Wünschen gegenüber ohnmächtigen und ihnen nachgebenden Kranken kurirt und ihm Genesung verschafft.

Man beachte ferner, was der Apostel von den Dienstboten verlangt. Dasjenige, was zumeist zur Befriedigung der Herrschaft gereicht. „Nicht widersprechend, nichts veruntreuend;“ d. h. sie sollen den besten Willen zeigen in allen Dingen, womit sie betraut werden, daß sie besonders in ihrem Benehmen gegen die Herrschaft sich willig zeigen, gehorsam gegen ihre Befehle.


  1. Ephes. 6, 7. ↩

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Traductions de cette œuvre
Commentaire sur l'épître de Saint Paul à Tite Comparer
Homilien über den Brief an Titus (BKV)

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