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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In epistulam ad Titum homiliae 1-6 Homilien über den Brief an Titus (BKV)
Fünfte Homilie.

V.

Danken wir also Gott und schmähen oder lästern wir nicht über Andere, sondern reden wir ihnen eher im Guten S. 482 zu! Beten wir für sie, stehen wir ihnen rathend und mahnend zur Seite, auch wenn sie uns beleidigen und zurückstoßen. So sind ja überhaupt die Kranken. Aber Diejenigen, die sich um ihre Gesundheit bemühen, ertragen Das alles, sie thun alles Mögliche, auch wenn sie Nichts ausrichten, damit sie sich nicht selber den Vorwurf machen müssen, als hätten sie dieselbe vernachlässigt. Oder ist es euch nicht bekannt, daß manchmal ein Arzt den Kranken schon aufgegeben hat, und da tritt Einer von dessen Angehörigen zu ihm hin und sagt: „Versuch’ es nochmal mit einer Arznei! Laß nicht aus, damit ich mir keinen Vorwurf machen muß, damit ich keinen Tadel verdiene, damit ich nicht mit mir selber unzufrieden sein muß!“ Seht ihr, welche Sorge die Angehörigen für die Kranken haben? was sie Alles für dieselben thun und wie sie den Ärzten zureden und anliegen? Wenn wir doch ebenso handeln würden! Und doch ist der Gegenstand der Sorge nicht der gleiche. Für den Körper des kranken Kindes würde sich Niemand weigern sogar eine weite Reise zu unternehmen; ist aber die Seele krank, so nimmt Niemand davon Notiz, sondern alle sind wir schuldig, alle sind wir leichtsinnig und nachlässig, indem wir gar nicht beachten, wie unsere Weiber und Kinder und wir selber von schwerer Krankheit befallen sind. Freilich, später werden wir es schon einsehen. Bedenket, wie beschämend und lächerlich es sein wird, wenn wir später sagen müssen: „Das haben wir nicht erwartet; wir haben nicht geglaubt, daß es so kommen würde.“ Aber nicht bloß beschämend ist es, sondern auch gefährlich. Wenn es schon in Bezug auf das irdische Leben eine Thorheit ist, für die Zukunft nicht zu sorgen, um wie viel mehr in Bezug auf das ewige Leben, da wir sogar jetzt so viele belehrende und mahnende Stimmen hören, die uns sagen, was wir zu thun und zu lassen haben.

Halten wir also fest an dieser Hoffnung, kümmern wir uns um unser Heil, rufen wir alle Zeit Gott an, daß er uns seine Hand reiche! Wie lange wollen wir noch leichtsinnig, wie lange noch sorglos sein, wie lange uns selber S. 483 und unsere Mitbrüder vernachlässigen? Gott hat die Gnade des heiligen Geistes in reichem Maaße über uns ausgegossen. Bedenken wir also, welche Gnade er uns erwiesen, und wollen wir ein zwar nicht gleiches, — denn Das ist nicht möglich, — aber doch wenigstens ein geringes Maaß von Eifer zeigen! Denn bleiben wir auch nach so vielen Gnadenerweisungen unempfindlich, dann wird uns ein noch größeres Maaß von Strafe zu Theil werden. „Wenn ich nicht gekommen wäre und zu ihnen geredet hätte,“ sagt der Heiland, „so würden sie keine Sünde haben; so aber haben sie keine Entschuldigung.“1 Aber möge dieses Wort nicht uns gelten, sondern mögen wir alle der Seligkeit theilhaftig werden, die Denen verheissen ist, die Gott lieben, in Christus, unserem Herrn u. s. w.

S. 484


  1. Joh. 15, 22. ↩

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Übersetzungen dieses Werks
Commentaire sur l'épître de Saint Paul à Tite vergleichen
Homilien über den Brief an Titus (BKV)

Inhaltsangabe

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