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Works John Chrysostom (344-407) In epistulam ad hebraeos argumentum et homiliae 1-34 Homilien über den Brief an die Hebräer (BKV)
Dreiundzwanzigste Homilie.

II.

Welche Verheissungen aber meint er? Denn Isaak und Jakob hatten die Verheissung des Landes. Aber welche Verheissungen hatten Noe und Abel und Henoch? Entweder redet er von diesen Dreien, oder wenn er auch von Jenen spricht, so war Dieß keine Verheissung, daß Abel in Bewunderung stand, daß Henoch hinweggenommen, und daß Noe gerettet wurde; sondern Dieß wurde ihnen ihrer Tugend wegen zu Theil, war aber ein Vorgeschmack des Zukünftigen. Denn weil Gott von Anfang an wußte, daß das Menschengeschlecht einer großen Herablassung bedürfe, so schenkt er uns nicht nur, was zukünftig ist, sondern auch die Güter der Gegenwart; wie auch Christus zu seinen Jüngern sagte: „Und wer immer sein Haus oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Weib oder Kinder oder Aecker um meines Namens willen verläßt: Der wird Hundertfältiges dafür erhalten und das ewige Leben besitzen.“1 Und wieder: „Suchet das Reich Gottes, und Dieß alles wird euch zugegeben werden!“2 Siehst du, daß Dieses von ihm als Zugabe gegeben wird, damit wir nicht ermüden? Denn wie die Athleten, auch wenn sie kämpfen, Pflege genießen, sich aber nicht volle Ruhe erlauben, - denn sie leben nach Gesetzen, - und die ganze Erholung erst hernach für sie eintritt: so läßt auch Gott uns hier nicht vollkommene Ruhe zu Theil werden. Er erweist sich zwar schon hienieden wohlthätig, aber das gänzliche Ausruhen hat er der Zukunft vorbehalten. Und daß Dieß sich so verhält, hat er in dem Zusatze angedeutet: „sondern von Ferne es angeblickt und begrüßt.“3 Hier findet sich eine mystische Andeutung, denn er zeigt, daß sie Alles vorher empfangen haben, was von den zukünftigen S. 345 Dingen, von der Auferstehung, vom Himmelreiche und von allem Dem, worüber Christus nach seiner Ankunft geprediget hat, gesagt ist. Denn diese Verheissungen meint er. Entweder sagt er nun Dieses oder, daß sie derselben zwar nicht theilhaftig geworden, aber im Vertrauen auf dieselben hingeschieden seien. Im Glauben aber allein wurzelte ihr Vertrauen. Er sagt, daß sie dieselben (Verheissungen) von Ferne angeblickt haben, nämlich vor vier Geschlechtern; denn nach so vielen kamen sie wieder aus Egypten herauf. „Und begrüßt,“ sagt er, „und erfreut“. So überzeugt waren sie davon, daß sie dieselben auch begrüßten. Er hat sich in einem den Schiffern entlehnten Bilde ausgedrückt, welche, ehe sie die Städte, die sie von Ferne sehen, und nach denen sie verlangen, betreten, denselben mit dem Gruße entgegen kommen und als sich zugehörig betrachten.

10. Denn sie erwarteten, sagt er, die festbegründete Stadt, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.

Siehst du, daß die Worte: sie sind derselben theilhaftig geworden, so viel bedeuten, als daß sie dieselben bereits erwartet und fest darauf vertraut haben? Wenn also fest vertrauen so viel ist als besitzen, so können auch wir dieses Besitzthum haben. Denn obgleich sie dieselben noch nicht genossen, so wurden sie dennoch durch das Verlangen von ihnen geschaut. Warum aber geschieht Dieß? Auf daß wir uns schämen, weil Jene, auch da ihnen die irdischen Güter verheissen wurden, sich nicht daran klammerten, sondern die zukünftige Stadt suchten, Gott aber zu uns fort und fort von dem himmlischen Wohnsitze spricht, und wir dennoch den irdischen erlangen wollen. Er hatte ihnen gesagt: ich will euch die gegenwärtigen Güter geben; da er aber sah, oder vielmehr weil sie zeigten, daß sie besserer werth waren, ließ er sie nicht diese, wohl aber jene besitzen, um uns zu zeigen, daß sie der bessern würdig seien, da sie S. 346 an jene nicht gekettet sein wollten; wie wenn Jemand irgend Einem, der Verstand hat, Etwas, was für Knaben paßt, verheilen wollte, nicht damit er es annehme, sondern um die Weisheit Dessen, der nach Höherem trachtet, offenkundig zu machen. Denn Dieß will er zeigen, weil sie mit einem solchen Eifer der Erde ferne blieben, daß sie nicht einmal nahmen, was ihnen gegeben wurde. Darum empfangen Dieses die Nachkommen; denn diese waren der Erde würdig. - Was heißt Das: „die festgegründete Stadt“? Ist denn hier kein fester Grund? In Vergleich mit jener nicht, „deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.“ Ha! welches Lob jener Stadt gespendet wird!

11. Durch den Glauben hat selbst die Sara.

Hier beginnt er sie zu beschämen, da sie noch kleinmüthiger als Sara erschienen. Aber es könnte Jemand sagen: Wie ist denn Diejenige gläubig, die da gelacht hat? Das Lachen kommt zwar aus dem Unglauben, die Furcht aber aus dem Glauben; denn die Worte: „Ich habe nicht gelacht“4 kamen aus dem Glauben. Nachdem also der Unglaube verschwunden war, hielt der Glaube seine Einkehr. „Durch den Glauben hat selbst die Sara Kraft bekommen, über die Zeit ihres Alters eine Frucht zu empfangen.“ Was heißt Das: eine Frucht zu empfangen? Die Frucht aufzunehmen und zu behalten erhielt sie Kraft, obgleich sie schon erstorben und unfruchtbar war. Denn der Mangel war ein zweifacher, indem er einerseits in der Zeit lag, weil sie in der That alt war, andererseits in der Natur seinen Grund hatte; denn sie war unfruchtbar. S. 347

12. Darum sind auch von einem Einzigen und noch dazu von einem Abgelebten Alle entstanden, zahlreich wie die Sterne des Himmels und unzählbar wie der Sand am Ufer des Meeres.

„Deßhalb,“ sagt er, „sind auch von einem Einzigen Alle entstanden.“ Er sagt hier nicht nur, daß sie geboren habe, sondern daß auch sie so Vieler Mutter geworden wie selbst fruchtbare Mütter nicht. „Wie die Sterne,“5 sagt er. Wie nun zählt er sie oft, da er doch sagte: Wie die Sterne des Himmels nicht gezählt werden, so wird auch euere Nachkommenschaft unzählbar sein? Entweder hat er hier hyperbolisch gesprochen, oder er hat diese Worte in Bezug auf Jene gebraucht, welche immer noch hernach geboren wurden. Denn die Nachkommen eines Hauses kann man zählen; z. B. Dieser stammt von Jenem, und Jener wieder von Dem; hier aber, wo die Abkömmlinge der Menge der Sterne verglichen werden, ist Das nicht möglich.


  1. Mt 19,29 ↩

  2. Mt 6,33 ↩

  3. V. 13 ↩

  4. Gen 18,15 ↩

  5. Gen 13,16 ↩

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Translations of this Work
Commentaire de Saint Jean Chrysostome sur l'épître de Saint Paul aux Hébreux Compare
Homilien über den Brief an die Hebräer (BKV)
Commentaries for this Work
Einleitung: Homilien über den Brief an die Hebräer

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