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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In epistulam ad hebraeos argumentum et homiliae 1-34 Homilien über den Brief an die Hebräer (BKV)
Fünfundzwanzigste Homilie.

III.

Weißt du nicht, daß der ganze Erdkreis zehn Mal und hundert Mal und zehntausend Mal und doppelt so oft genommen, noch nicht den kleinsten Theil der himmlischen Güter ausmacht? Wer daher die irdischen Güter bewundert, fügt jenen Schmach zu, weil er dieselben seiner Sorge werth hält, die von dem himmlischen so weit übertroffen werden. Er wird aber auch jene nicht bewundern können; denn wie wäre Das möglich, da er bezüglich derselben voll ängstlicher Sorgen ist? Durchschneiden wir denn endlich, wenn auch spät, ich bitte euch, die Seile und die Stricke, denn Das sind die irdischen Dinge. Wie lange beugen wir uns denn erdwärts? Wie lange verfolgen wir einander, wie die wilden Thiere und wie die Fische? Oder vielmehr, die wilden Thiere stellen einander nicht nach, sondern nur anderartigen Wesen. So zerreißt z. B. ein Bär nicht leicht einen Bären, noch tödtet die Schlange eine andere, indem sie sich vor der gleichen Art scheuen. Denjenigen aber, der mit dir die gleiche Abstammung und unzählige Rechte gemein hat: die Verwandtschaft, die Vernunft, die Erkenntniß Gottes, deinen Verwandten also und den Genossen derselben Natur mordest du und bereitest ihm unsägliches Elend. Denn wenn auch dein Schwert ihm nicht in den Hals fährt, wird darum deine Rechte nicht in Blut getaucht? Du vollbringst, was schwerer als Dieß ist, indem du ihn in beständige Trauer versetzest. Thätest du Jenes, so würdest du ihn von seinen Sorgen erlösen, jetzt aber überlieferst du ihn dem Hunger und der Knechtschaft, der Verzweiflung und vielen andern Sünden. Diese Worte spreche ich, und werde nicht aufhören, also zu sprechen, nicht um euch zum Morde zu reizen, noch um euch zu einem geringern Vergehen, als dieses ist, zu veranlassen, sondern damit ihr nicht ein dreistes Vertrauen S. 376 habet, als würdet ihr ungestraft bleiben: „Das Brod der Armen,“ heißt es, „ist das Leben der Armen; wer ihn darum bringt, ist ein Mörder.“1 Halten wir daher endlich unsere Hände an uns, ich bitte euch, halten wir sie an uns, oder vielmehr, halten wir sie nicht an uns, sondern strecken wir dieselben schön aus, nicht im Dienste der Habsucht, sondern zum Almosenspenden. Unsere Hand sei nicht unfruchtbar noch dürr; denn wenn sie keine Almosen spendet, ist sie dürr; wenn sie dabei noch von der Habsucht geführt wird, ist sie verrucht und schmutzig. Niemand esse mit solchen Händen; denn es wäre eine Schmach für die geladenen Gäste. Denn sage mir, wenn Jemand auf Teppichen und einer weichen Decke und goldgestickter Leinwand in einem prachtvollen und großen Hause uns Platz nehmen ließe, und eine große Menge Diener zur Verfügung anstellte, und einen Tisch aus Gold und Silber bereitete, und nachdem er ihn mit den kostbarsten und mannigfaltigsten Speisen vollgestellt, uns zu essen nöthigte, wenn wir nun dulden wollten, daß er selbst mit schmutzigen und mit Menschenkoth beschmierten Händen sich niederlasse: würde wohl Einer diese Plage ertragen und das Ganze nicht für eine Schmach halten? Ich wenigstens glaube es, und er würde wohl rasch davon laufen. Jetzt aber erblickst du nicht bloß die Hände mit wahrhaftigem Kothe besudelt, sondern auch die Speisen selbst sind davon voll und du läufst nicht weg, du fliehest nicht, du sprichst dich nicht tadelnd aus; sondern wenn er sich im Glanze der Herrschaft befindet, so hältst du Das für Etwas gar Großes, und du richtest deine Seele zu Grunde, indem du solche Speisen genießest; denn schlimmer als jeglicher Koth ist die Habsucht; denn sie besudelt die Seele, nicht den Leib, und der Schmutz ist schwer wegzusäubern. Wenn du nun siehst, daß er sich zu Tische niederläßt, und mit S. 377 diesem Kothe an den Händen und im Gesichte beschmutzt ist, und daß das ganze Haus und der Tisch voll davon sind (denn schmutziger und abscheulicher als Koth, und was noch eckelhafter als solcher ist, sind jene Speisen), - hältst du dich dann für geehrt und zu einem leckeren Mahle geladen? Und du fürchtest Paulus nicht, der uns, wenn wir wollen, unbehindert zu dem Tische der Heiden hingehen läßt, es aber nicht duldet, auch wenn wir es wünschten, an den Tischen der Geizigen Platz zu nehmen? Denn er sagt: „Wenn Einer, der unter euch Bruder heißt, ein Hurer oder ein Geiziger ist.“2 Bruder nennt er hier jeden Gläubigen, nicht einen, der einsam lebt. Denn was bewirkt die Bruderschaft? Das Bad der Wiedergeburt, das Recht, Gott Vater nennen zu dürfen, so daß der Katechumen, wenn er auch ein Einsiedler wäre, nicht Bruder heißt, der Gläubige aber Bruder ist, wenn er auch in der Welt lebt: „Wenn einer,“ sagt er, Bruder heißt; denn damals war noch keine Spur von einem Einsiedler, sondern dieser Selige sprach alle seine Worte zu Weltleuten. „Wenn Einer,“ sagt er, „Bruder heißt, ein Hurer, ein Geiziger oder ein Säufer ist, mit einem solchen sollet ihr nicht einmal essen.“ Bezüglich der Heiden sagt er Solches nicht, sondern was? „Wenn Jemand von den Ungläubigen euch einladet, und ihr hingeben wollet, so esset Alles, was euch vorgesetzt wird.“3 „Wenn aber Jemand,“ sagt er, „der dein Bruder heißt, ein Säufer ist.“


  1. Ekkli 34,25 ↩

  2. 1 Kor 5,11 ↩

  3. 1 Kor 10,27 ↩

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Homilien über den Brief an die Hebräer (BKV)
Kommentare zu diesem Werk
Einleitung: Homilien über den Brief an die Hebräer

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