• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works John Chrysostom (344-407) In epistulam ad hebraeos argumentum et homiliae 1-34 Homilien über den Brief an die Hebräer (BKV)
Achtundzwanzigste Homilie.

VII.

Vielleicht hört ihr meine Worte mit Verdruß und sprechet ärgerlich: Der hetzt die Männer noch mehr gegen die Weiber auf. Ich spreche diese Worte nicht, um die Männer aufzureizen, sondern weil ich wünsche, daß ihr aus freien Stücken euch also benehmet, und zwar um Euerer, nicht um Jener willen; nicht damit ich Jene vom Neide befreie, sondern damit ich euch frei mache von den Trugbildern des Lebens. Du willst schön erscheinen? Das wünsche auch ich, aber ich wünsche eine Schönheit, welche Gott sucht, wornach der König verlangt. Von wem willst du geliebt werden, von Gott oder von den Menschen? Wenn du den Glanz dieser Schönheit besitzest, so wird Gott nach deiner Schönheit ein Verlangen haben; hast du aber diese nicht, sondern eine andere, so wird er dich verabscheuen; deine Liebhaber aber werden verruchte Männer sein, denn Niemand ist gut, der nach einem verehelichten Weibe brennt. Dasselbe erwäge auch bei dem äussern Schmucke; denn jener Schmuck, ich meine nämlich den der Seele, zieht Gott an, dieser aber hinwieder die Bösewichter. Siehst du, daß ich um euch besorgt und für euch bedacht bin, daß ihr schön, in Wahrheit schön, in Wahrheit ruhmvoll sein möget, und daß ihr statt ruchloser Menschen den Herrn Aller, Gott zum Liebhaber habet? Welche aber Diesen zum Liebhaber hat, S. 430 wem wird sie ähnlich sein? Mit den Engeln wird sie den Chor aufführen; denn wenn Diejenige, welche der König liebt, vor Allen glücklich gepriesen wird, - welche Würde hat denn Diejenige, welche von Gott mit inniger Liebe geliebt wird? Denn wenn du den ganzen Erdkreis ihr gegenüber aufstellen wolltest, Nichts ist jener Schönheit würdig. Diese Schönheit wollen wir also pflegen, mit diesem Schmucke uns schmücken, damit wir in den Himmel kommen, in den geistigen Säulensaal, in das unbefleckte Brautgemach. Denn diese (irdische) Schönheit wird von Allem angegriffen, und wenn sie auch ihren Glanz behielte und weder Krankheit noch Sorge ihr zusetzten, was aber unmöglich ist, - sie dauert keine zwanzig Jahre; Jene aber prangt in ewiger Blüthe, in ewiger Kraft. Dort ist kein Wechsel zu fürchten, noch führt das anrückende Alter Runzeln herbei; Niemand wird von einer ausmergelnden Krankheit befallen; dort üben Traurigkeit und Kummer keinen zerstörenden Einfluß: über all’ Dieses ist jene Schönheit erhaben. Diese aber ist verschwunden, ehe sie fast erschien, und erschienen hat sie nicht viele Bewunderer; denn die Bescheidenen bewundern sie nicht, die sie aber bewundern, thun Das mit Lustbegierde. Diese wollen wir daher nicht pflegen, sondern Jener nachstreben, damit wir mit hellleuchtenden Lampen in das Gemach des Bräutigams eintreten. Dieß ist nicht ausschließlich den Jungfrauen verheissen, sondern den jungfräulichen Seelen; denn hatten darauf nur Jungfrauen Anspruch, so wären die fünf nicht ausgeschlossen worden. Es werden also Alle daran Antheil gewinnen, welche jungfräuliche Seelen haben, die frei sind von den Gesinnungen dieses Lebens, denn diese Gesinnungen richten die Seelen zu Grunde. Wenn wir daher unsere Unschuld bewahren, werden wir dorthin kommen und daselbst Aufnahme finden: „Denn ich habe euch verlobt,“ heißt es, „euch als keusche Jungfrau Christo darzustellen.“1 Diese Worte sprach er S. 431 nicht zu den Jungfrauen, sondern zur Gemeinschaft der ganzen Kirche; denn eine Jegliche, welche eine unverdorbene Seele hat, ist eine Jungfrau, und wenn sie auch einen Mann hat; sie ist eine Jungfrau mit dem Besitze der wahren und bewunderungswürdigen Jungfrauschaft, denn die leibliche Jungfrauschaft ist nur die nachfolgende Dienerin und der Schatten von jener, welche aber die wahre Jungfrauschaft ist. Diese wollen wir pflegen, und so werden wir im Stande sein, mit klarglänzendem Antlitze den Bräutigam zu schauen, mit hellleuchtenden Lampen einzutreten, wenn uns das Öl nicht ausgegangen ist, wenn wir uns, nachdem wir das Gold geschmolzen haben, solches Öl beschaffen, welches die Lampen hell macht. Dieses Öl aber ist die Liebe zu den Mitmenschen. Wenn wir von unserm Vermögen Andern mitgetheilt, wenn wir dasselbe zu Öl gemacht haben, so wird es uns dereinst helfen, und wir werden zu jener Zeit nicht sprechen: „Gebt uns Öl, denn unsere Lampen erlöschen;“2 wir werden keiner fremden Hilfe bedürfen, und wir werden nicht, da wir weggegangen sind, um Öl zu kaufen, uns ausgeschlossen finden, noch werden wir, wenn wir an die Thür anklopfen, jene furchtbare und schauerliche Stimme hören: „Ich kenne euch nicht,“ sondern er wird uns kennen, und wir werden mit dem Bräutigam hineingehen, und wenn wir uns in dem geistigen Brautgemache befinden werden wir unzählige Güter genießen. Denn wenn hier das Brautgemach so prachtvoll ist, und die Säle so glänzend sind, daß sich daran Niemand satt sehen kann: um wie viel mehr wird Dieß dort der Fall sein? Das Gemach ist der Himmel, und noch vorzüglicher als der Himmel ist das Brautgemach; dort werden wir Eintritt finden. Wenn aber das Brautgemach so schön ist, wie wird erst der Bräutigam sein? Und was sage ich: wir wollen Alles, was von Gold ist, ablegen und es den Bedürftigen geben? Wenn ihr euch selbst verkaufen, wenn ihr statt der Freiheit das Loos der S. 432 Mägde eintauschen müßtet, um bei jenem Bräutigam sein zu können, seine Schönheit zu genießen, nur sein Antlitz zu schauen: müßte man da sich nicht Allem freudig unterziehen? Um einen irdischen König auch nur zu sehen, lassen wir oft, bloß um Diesen zu betrachten, Alles, womit wir gerade beschäftigt sind, und wäre es auch noch so nothwendig, im Stiche. Was müßten wir aber nicht thun, um nicht allein gewürdigt zu werden, den König und Bräutigam im Himmel zu schauen, sondern auch ihm mit Lichtern voranzugehen, uns in seiner Nähe aufzuhalten und immer bei ihm zu sein? Was müßten wir da nicht thun, was nicht leiden? Darum, ich bitte euch, wollen wir ein Verlangen nach jenen Gütern fassen, wollen uns nach dem Bräutigam sehnen, wollen wirkliche und wahre Jungfrauen sein; denn die Jungfrauschaft der Seele verlangt der Herr. Mit dieser wollen wir in den Himmel eingehen, und keine Makel, keine Runzel, noch sonst Etwas der Art an uns haben, damit wir die verheissenen Güter erlangen, deren wir alle theilhaftig werden mögen durch die Gnade und Menschenfreundlichkeit u. s. w. S. 433


  1. 2 Kor 11,2 ↩

  2. Mt 25,8 ↩

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (346.53 kB)
  • epubEPUB (314.69 kB)
  • pdfPDF (1.24 MB)
  • rtfRTF (1.00 MB)
Translations of this Work
Commentaire de Saint Jean Chrysostome sur l'épître de Saint Paul aux Hébreux Compare
Homilien über den Brief an die Hebräer (BKV)
Commentaries for this Work
Einleitung: Homilien über den Brief an die Hebräer

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy