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Werke Dionysius Areopagita, ps. (520) De ecclesiastica hierarchia

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Kirchliche Hierarchie (BKV)

§ 7a.

1) Nächst den Katechumenen folgen als zweite Klasse die Energumenen, welche schon irgendwie an den heiligen Sakramenten teilgenommen haben, aber noch unter dem Einfluß der bösen Geister stehen. 2) Die Ausschließung der Energumenen von den Hauptteilen der Messe hat ihren Grund darin, daß dieselben nicht die geeignete Disposition besitzen, um die höchsten Geheimnisse mitzufeiern und Tempel des heiligen Geistes zu werden. 3) Der echte Schüler des heiligen Geistes triumphiert über die schreckhaften Versuchungen des bösen Feindes, ja er wird auch andern ein Rater und Helfer wider sie sein. 4) Schlimmere Besessenheit als die erwähnten Energumenen weisen die groben Sünder auf, welche mit den Dämonen in Gesinnung und Sitten übereinstimmen und in wilder Leidenschaft den sinnlichen Genüssen fröhnen. Sie müssen daher noch strenger als eigentliche Energumenen und Büßer von der eucharistischen Feier fortgewiesen werden.

Was die Gruppe der Energumenen betrifft, so ist sie allerdings auch unrein, nimmt aber doch den nächst höheren Platz nach den zu tiefst stehenden Katechumenen ein. Denn keineswegs, wie ich glaube, auf gleicher Stufe stehend mit der vollständig uneingeweihten und von den göttlichen Sakramenten gänzlich ausgeschlossenen Klasse, hat sie eine gewisse Anteilnahme an den heiligsten Sakramenten schon gewonnen, ist aber noch in die feindseligen Lockungen und Verwirrungen verstrickt. Immerhin wird auch ihnen das Schauen und Genießen des Allheiligen entzogen und zwar durchaus mit Recht. Denn wenn es wahr ist, daß der allwegs göttliche Mensch, der würdige Genosse der göttlichen Geheimnisse, der den Höhepunkt der ihm möglichen Gottähnlichkeit auf den Stufen vollständiger, vollendender Ver- S. 131 gottung erstiegen hat, auch nicht die Werke des Fleisches vollbringen wird es sei denn infolge der Notwendigkeit der Natur, und selbst das im gegebenen Falle nur vorübergehend, so wird er zugleich ein Tempel und ein Jünger des urgöttlichen Geistes auf der ihm möglichen höchsten Stufe der Vergöttlichung sein, indem er das Ähnliche auf dem Ähnlichen aufbaut. Wer so beschaffen ist, möchte wohl nicht von den feindlichen Phantasievorstellungen oder Schrecknissen beeinflußt werden; er wird eher über sie lachen, ihre Anwandlungen niederringen und verscheuchen, mehr handelnd als leidend auftreten und nebstdem, daß er in seiner persönlichen Verfassung keinen Zwang der Leidenschaften, keine Nachgiebigkeit gegen sie kennt, wird er auch für andere als ein Helfer gegen solche Einwirkungen erscheinen.

Ich denke aber oder weiß vielmehr gewiß, daß außerdem das ungetrübteste Urteil der Hierarchen andere Menschen kennt, welche mehr als jene mit der fluchwürdigsten Besessenheit behaftet sind, nämlich alle die, welche, vom gottähnlichen Leben abtrünnig, den schlimmen Dämonen an Gesinnung und Sitten ähnlich werden, da sie sich infolge ihrer höchsten, ihnen selbst verderblichen Torheit von dem wahrhaft Seienden, von dem unverlierbaren Besitztum und den ewig währenden Freuden abwenden, dagegen den unsteten Wechsel in materiellen Dingen und zahllosen Leidenschaften, die vergänglichen und verderbenbringenden Genüsse, die unstete, in den fremden Bereichen nicht wirklich sondern nur scheinbar vorhandene Lust wünschen und erstreben. Diese Menschen sind es, welche der Liturge an erster Stelle und mit mehr Fug und Recht als die eigentlichen Energumenen mit seinem ausscheidenden Zurufe fortweisen soll. Denn es ist nicht recht, daß sie an irgend einem andern heiligen Akte teilnehmen außer an der Unterweisung der heiligen Schriften, die den Zweck hat, auf ihre Bekehrung hinzuwirken1.

S. 132 Die überweltliche, heilige Opferhandlung wird selbst vor denen geheim gehalten, welche im Stande der Buße sind und vor denen, welche doch schon früher zu ihr zugelassen waren, und gestattet nur der vollkommenen Heiligkeit den Zutritt. Ganz heilig ruft sie (die Liturgie) uns auch das Wort zu: „Ich biete mich nicht den Blicken und der Gemeinschaft solcher dar, welche in irgend einer Hinsicht zu schwach und unvollkommen sind, um die Höhe der Gottähnlichkeit zu ersteigen. Der in gar keiner Beziehung eine Vermengung duldende Zuruf (des Diakon) scheucht auch diejenigen hinweg, welche noch nicht mit den würdigen Teilnehmern an den göttlichsten Geheimnissen sich vereinigen können. In viel höherem Grade wird also der Haufe derer, welche Energumenen der bösen Leidenschaften sind, unrein und aller Betrachtung und Anteilnahme an den heiligen Geheimnissen unfähig sein.


  1. Es scheint, daß D. an dieser Stelle eine Kritik an der kirchlichen Praxis übt, welche nach seinem Sinne nicht strenge genug gegen manche sündhafte Christen verfährt, sondern sie mit Umgehung der öffentlichen Buße an der Eucharistie teilnehmen läßt. ↩

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Kirchliche Hierarchie (Edith Stein)

§ 7a.

Auch die Schar der Besessenen ist unrein, aber sie nimmt den vorletzten Platz, über der untersten Stufe der Katechumenen, ein. Denn ich möchte mit dem durchaus Unheiligen, das an den göttlichen Sakramenten noch gar keinen Anteil hat, das nicht gleichsetzen, was schon einen gewissen Anteil daran erlangt hat, wenn es auch jetzt unter einem entgegengesetzten Zwang steht und in Störungen verwickelt ist; indessen wird auch ihnen der Anblick des Allerheiligsten und die Vereinigung damit entzogen, und das mit vollem Recht. Wenn es nämlich wahr ist, daß ein ganz göttlicher und der Gemeinschaft mit dem Göttlichen würdiger Mann, der nach seinem Vermögen durch vollkommene und vollkommenheitgebende Heiligungen zum Gipfel der Gottähnlichkeit aufgestiegen ist, sich um fleischliche Dinge nur noch so weit kümmert, als es die Naturnotwendigkeit erfordert, und das nur nebenbei, wenn es gerade nötig ist, vielmehr in seiner höchsten Vergöttlichung ein Tempel des Heiligen Geistes sein wird, dem er zugleich nachfolgt, indem er Gleiches zu Gleichem gesellt – dann wird ein solcher gewiß niemals von entgegengesetzten Vorstellungen der Einbildungskraft und Schrecknissen geplagt werden, vielmehr wird er ihrer spotten, sie verjagen und verfolgen, wenn sie ihm nahen, und mehr wirken als leiden; ja, sein Gleichmut und seine Standhaftigkeit werden ihn befähigen, sich andern als Arzt in solchen Heimsuchungen zu erweisen.

Ich bin aber der Ansicht, oder vielmehr ich weiß es sicher, daß nach dem klaren Urteil des heiligen Standes im Vergleich zu ihnen jene von abscheulicher Gewalt besessen werden, die vom göttlichen Leben abfallen und durch ihre Ansichten wie durch ihren Wandel mit den verworfenen bösen Geistern übereinstimmen, während sie dem, was wahrhaft ist und unsterblicher Besitz wird und ewige Freude gewährt, im äußersten, ihnen selbst verderblichen Wahn widerstreben; dem Stofflichen und mit vielen Wirrnissen behafteten Wandelbaren, verworfenen und verderblichen Genüssen, flüchtiger, fremder und nicht wahrhaft seiender, sondern scheinbarer Freude jagen sie nach. Diese also werden zuerst und mit noch größerer Berechtigung als jene durch das wegweisende Wort des Dieners entfernt. Denn es wäre nicht recht, ihnen an etwas anderem Heiligen Anteil zu gewähren als am Wort Gottes, durch dessen Belehrung sie zum Besseren bekehrt werden können. Denn diese überirdische Feier der göttlichen Geheimnisse wird selbst vor den Büßern, die schon einmal daran teilhatten, verborgen gehalten, da sie nur die ganz Heiligen zuläßt. Ja, sie ruft: Ich bin für jene, die sich wegen ihrer Unvollkommenheit nicht zum Gipfel der Gottähnlichkeit erheben, unsichtbar und unmitteilbar (denn jene ganz reine Stimme wehrt auch jene ab, die sich der Mitteilung des Göttlichen nicht würdig anschließen können); um so mehr wird die Schar der leidend Besessenen unrein sein und ausgeschlossen von jedem Anblick und jeder Mitteilung des Heiligen.

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