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Kirchliche Hierarchie (Edith Stein)
§ 7.
Ihre zahllosen Angesichter und vielen Füße bezeichnen, glaube ich, ihre Kraft und Eigenart, womit sie viele göttliche Erleuchtungen schauen, ihr Verstehen göttlicher Güter, das in ständiger Bewegung ist und vieles durchwandert; die sechs Flügel aber, die die Schrift erwähnt, bezeichnen nach meiner Meinung nicht eine heilige Zahl, wie manche annehmen, sondern daß eben diese Kräfte von höchstem Wesen oder von der Ordnung, die immer in Gottes Nähe weilt, die ersten, mittleren und letzten, ganz geistig und gottähnlich sind, nach oben streben, vollkommen frei und überirdisch. Darum gibt die Weisheit der Heiligen Schrift in dem Bild von den Flügeln ihrem Antlitz, der Mitte des Körpers und den Füßen Fittiche, um anzudeuten, daß sie ganz und gar geflügelt sind und sich mit aller Kraft zu dem erheben, was wahrhaft oben ist.
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Kirchliche Hierarchie (BKV)
§ 7.
1) Der Umstand, daß die Seraphim mit zahllosen Augen und vielen Füßen dargestellt werden, belehrt uns, daß sie eine außerordentlich starke Sehkraft für das göttliche Licht und eine immer rege, nach vielen Richtungen sich bewegende Kenntnis des Göttlichen besitzen. 2) Die Sechszahl der Flügel ist nicht von einer heiligen Zahl zu verstehen, sondern von der Eigenart jener höchsten Wesen, sofern sie mit allen ihren Kräften, den ersten, mittleren und letzten, ganz nach oben gezogen und entrückt sind. 3) Die Schilderung der heiligen Schrift zeigt je ein Flügelpaar am Haupte, an den Schultern und an den Füßen der Seraphim, um deren vollständige Beflügelung und Erhebung ins Übernatürliche nahe zu legen.
S. 157 Der Umstand nun, daß sie (die Seraphim) zahllose Augen und viele Füße haben1, offenbart meines Erachtens ihr mächtiges Sehvermögen für die göttlichsten Einstrahlungen und ihr stets bewegliches, vielseitiges Erkennen der göttlichen Güter. Die sechsfältige Stellung der Flügel aber, von denen die Schrift spricht, bezeichnet nach meiner Meinung keineswegs irgend eine heilige Zahl, wie einige glauben, sondern vielmehr die Tatsache, daß sowohl die ersten wie die mittleren und die letzten geistigen und gottähnlichen Kräfte der höchsten, (unmittelbar) um Gott stehenden Natur und Ordnung im Aufstreben ganz und gar ungehemmt und überweltlich sind. Deshalb setzt die heiligste Weisheit der Schrift, wenn sie die Bildung der Flügel beschreibt, dieselben an die obersten und mittleren Glieder und an die Füße (der Seraphim), um uns bildlich zu belehren, daß sie vollständig beflügelt sind und eine auf alle Weise zum wahrhaft Seienden emporführende Kraft besitzen.
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D. vermengt die Beschreibung der Cherubim (Ezech. 1, 9; 10, 14; 10, 19; vgl. Apoc. 4, 7—8) mit jener der Seraphim (Js. 6). Eine ähnliche Verwechslung findet sich schon bei Clemens v. Al. strom. 5, 6 (M. 9, 61 A). ↩