§ 8.
Wenn die Seraphim nur mit einem Flügelpaar fliegen, mit den zwei andern sich verhüllen, so ist der mystische Sinn davon, daß selbst die höchsten Engel in der Anschauung Gottes nicht über das ihnen gesetzte Maß hinausgehen wollen, vielmehr all ihr Erkennen nach der Bestimmung Gottes regeln.
Wenn sie (die Seraphim) aber Angesicht und Füße verhüllen und nur mit den mittleren Flügeln fliegen, so erwäge fromm, daß die über die höchsten Wesen so weit hinausragende Ordnung (der Seraphim) von heiliger Scheu gegen die Geheimnisse erfüllt ist, welche für ihr Erkennen zu hoch und zu tief ist und daß sie nur mit den mittleren Flügeln in schöner Maßhaltung zur Schau Gottes emporschwebt. Unterstellt sie ja ihr Leben den Bestimmungen Gottes und wird von ihnen zur eigenen Selbsterkenntnis heiliger Weise angeleitet.
