Übersetzung
ausblenden
Von den göttlichen Namen (Edith Stein)
1. Der göttliche Friede und sein Geschenk
Nun wollen wir den göttlichen, Einigung wirkenden Frieden in friedlichen Lobliedern besingen; denn er ist es, der alles verbindet und die Eintracht und den Zusammenhang aller Dinge erzeugt und bewirkt. Darum streben auch alle nach ihm, damit er ihre geteilte Menge zur ganzen Einheit zurückführe und den Bruderkrieg im Weltall schlichte zu einträchtigem Zusammenwohnen. Durch Teilhaben am göttlichen Frieden werden auch die ursprünglichsten zusammenführenden Kräfte in sich und miteinander geeint und mit dem einen ursprünglichen Frieden des Alls; und sie einen das, was unter ihnen ist, sowohl in sich als untereinander und mit dem einen, vollkommenen Urgrund und der Ursache des Friedens aller Dinge, die ungeteilt zu allen kommt und wie mit Ketten, die das Getrennte zusammenbinden, alles begrenzt, bestimmt und sichert und das Geteilte nicht auseinanderfließen läßt ins Unbegrenzte und Unbestimmte, Ungeordnete und Heimatlose (= ohne festen Platz) und nicht, von Gott verlassen, aus der eigenen Einheit heraustreten und miteinander sich ungesondert mischen. Was dieser göttliche Frieden und das göttliche Schweigen denn eigentlich sei – der heilige Justus nennt es lautlose Stille und Unbeweglichkeit zu jedem erkennbaren Aus-sich-Herausgehen –, darüber ist es keinem [geschaffenen] Seienden erlaubt oder möglich zu reden oder zu denken; [und ebenso darüber,] wie Gott ruht und schweigt, wie Er in sich und innerhalb Seiner ist, wie Er mit sich ganz und gar, über alles Maß, eins ist und nicht in sich eingeht und, sich selbst vervielfältigend, die eigene Einheit verläßt, vielmehr zu allem ausgeht und doch ganz im Innern bleibt wegen des Übermaßes Seiner alles übertreffenden Einigung. Dies also ist unaussprechlich und unerkennbar; doch wir wollen uns nach [dem Frieden] selbst als dem, was hoch über allem ist, ausstrecken und das Teilhaben an ihm, das erkennbar und ausdrückbar ist, betrachten: auch dies [nur], soweit es für Menschen möglich ist und besonders für uns, die wir hinter vielen guten Menschen so weit zurückbleiben.
Übersetzung
ausblenden
Schriften über "Göttliche Namen" (BKV)
§ 1.
Nun wohlan, laßt uns den göttlichen Frieden, den Urquell aller friedlichen Vereinigung,1 in Friedenshymnen laut verkünden! Er ist es ja, welcher alles einigt und die Eintracht und Harmonie des Universums erzeugt und auswirkt. Deshalb begehrt auch alles nach ihm: er wendet die zerteilte Vielheit der Dinge zur Gesamteinheit und einigt den innerlichen Streit im Weltall zu einträchtigem Zusammensein. Infolge der Teilnahme am göttlichen Frieden einigen sich die vornehmeren der vereinigenden Mächte in sich selbst und untereinander und mit dem einen Urfrieden des All. Die ihnen untergeordneten Dinge einen sie dann sowohl in sich selbst, als auch gegenseitig und mit der einen und allvollkommenen Urquelle und Ursache des allgemeinen Friedens. Dieser aber ist ungeteilt über das Universum hinergossen und umschließt gleichsam wie mit Riegeln, die das Getrennte zusammengefügt halten, alle Welt, grenzt sie ab, stellt sie sicher und läßt nicht zu, daß sie auseinanderfalle und ins Endlose und Grenzenlose versinke, so daß alle Dinge ungeordnet würden, ihre Grundlage verlören, aus Gottes Vorsehung kämen,2 aus ihrer eigenen Einigung herausstürzten und untereinander cha- S. 142 otisch sich verwirrten. Über Gottes Frieden und Ruhe selbst nun, welche der heilige Justus Lautlosigkeit und Unbewegtheit bei allem erkennbaren Hervortreten nennt, wie dieser Friede stille ist und Ruhe hält, wie er in sich und innerhalb seiner selbst ist und wie er in sich selbst ganz und gar übereinig geeint ist, und wie er, weder wenn er in sich selbst eingeht, noch wenn er sich vervielfältigt, seine eigene Einigung verliert, sondern auch in der Weise in alles hervortritt, daß er wegen der Überfülle der alles übertreffenden Einigung ganz in sich innerlich verbleibt, das ist keinem Sterblichen zu sagen oder zu denken weder gerecht noch möglich. Wir wollen vielmehr auch diese Frage als unaussprechlich und unerkennbar dem göttlichen Frieden, da er über alles hinausliegt, anheimgeben und nur die erkennbaren und sagbaren Mitteilungen desselben ins Auge fassen, soweit es Menschen und uns, die wir hinter vielen guten Männern zurückstehen,3 möglich ist.