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Von den göttlichen Namen (Edith Stein)
14. Gott als Liebender und Geliebter
Was wollen nun eigentlich die Theologen sagen, wenn sie Gott bald Liebe und Wertschätzung nennen, bald den Geliebten und Geschätzten? Denn Er ist ihr [der Liebe] Urheber und gleichsam Hervorbringer und Erzeuger; dieses aber [geliebt und geschätzt] ist Er selbst. Durch jenes ist Er in Bewegung, durch dieses bewegt Er. Denn Er leitet und bewegt sich selbst und zu sich selbst hin. So nennen sie Ihn den Geschätzten und Geliebten als das Schöne und Gute; die Liebe und Wertschätzung aber als die bewegende Kraft, die alles aufwärts zieht zu Ihm, der allein das Schöne und Gute selbst durch sich selbst ist und gleichsam die Offenbarung Seiner selbst durch sich selbst und wie das Herausgehen der überragenden Einigung aus sich selbst und die liebende, einfache, durch sich selbst bewegte, durch sich selbst wirkende Bewegung, die im Guten vorausbesteht und aus dem Guten auf das Seiende überfließt und wiederum zum Guten zurückkehrt. Darin erweist sich die göttliche Liebe in hervorragender Weise als anfang- und endlos, als immerwährender Kreislauf, der um des Guten willen, aus dem Guten, im Guten und zum Guten hin in unablenkbarer Hinwendung sich dreht, in demselben und im Hinblick auf dasselbe stets vorwärtsgehend, bleibend und zurückkehrend. Dazu hat auch unser ruhmreicher Führer zum Heiligen gottbegeistert in seinen Liebesgesängen angeleitet; es ist nicht unangebracht, sie hier zu erwähnen und unsere Abhandlung über die Liebe damit wie mit einer Bekrönung zu schließen.
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Schriften über "Göttliche Namen" (BKV)
§ 14.
Was wollen aber überhaupt die Hagiographen, wenn sie Gott bald Liebe (Eros) und Liebesgesinnung (Agape), bald liebreizend (eraston) und liebenswert (agapeton) nennen? Er ist nämlich Urheber, gleichsam Hervorbringer und Erzeuger des einen, das andere ist er selbst. Durch das eine wird er bewegt, durch das andere bewegt er. Oder (mit anderen Worten) er ist Hervorbringer und Beweger seiner selbst für sich selbst. Auf diese Weise nennen sie ihn liebenswert (ἀγαπητόν) und liebreizend (ἐραστόν) sofern er schön und gut ist; Eros hinwieder und Agape, sofern er zugleich bewegende und zu sich emporführende Kraft ist, das einzige an und für sich durch sich Schöne und Gute, das gleichsam Offenbarung seiner selbst durch sich selbst ist und gütiger Hervorgang aus der überhohen Einigung und liebreizende, einfache, selbstbewegte, selbstwirksame Bewegung, im Guten hervorgehend und aus dem Guten auf das Seiende ausströmend und wieder zum Guten sich zurückwendend. Hierin erzeigt der göttliche Eros auf vorzügliche Weise das Endlose und Anfangslose seiner Natur auf vorzügliche Weise, gleichsam wie ein ewiger Kreis wegen des Guten, aus dem Guten, im Guten und hin zum Guten in nie irrendem Kreisen sich umschwingend, in ein und demselben Wesen und gemäß demselben, sowohl allezeit hervortretend als auch bleibend und wieder zurückkehrend.1 Diese Lehren hat auch unser berühmter S. 77 heiliger Weihespender in göttlicher Kraft in den Liebeshymnen dargelegt. Es ist am Platze, derselben zu gedenken und damit gleichsam wie mit einer heiligen Krone unsere Rede über den Eros abzuschließen.
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Das Bild vom κύκλος ἀΐδιος wird schon von Klemens Al. in einer tiefsinnigen Auffassung verwendet und auf Christus, das A und Ω, bezogen M. 8, 1365; vgl. M. 9, 413 B. Aber auch Proklus in Tim. 64f. sagt: (τὰ πάντα) κύκλον τινὰ τοῦτον ἀπὸ θεῶν τε ἀρχόμενον καὶ εἰς θεοὺς λήγοντα, vgl. Inst. theol. c. 116 κύκλον ἄναρχον καὶ ἀτελεύτητον. Unmittelbar mit der ersten Stelle bei Proklus ist das Bild von der Verwurzelung der Dinge in den Göttern verbunden, das bei Dionysius DN. X 1 wiederkehrt. ↩