3. Was Zeit und Aion ist und was nach beiden benannt wird
Es ist, glaube ich, auch von Nutzen, die Natur der Zeit und des Aion aus der Heiligen Schrift kennenzulernen: Denn was allgemein »immerwährend« (αἰώνια) genannt wird, unvergänglich, unsterblich, unwandelbar und immer gleichbleibend, das ist nicht durchaus und uneingeschränkt ewig (ἀι΅δια), z. B. wenn man sagt: Erhebet euch, ihr ewigen Tore, und Ähnliches. Oft kennzeichnet man auch das sehr Alte mit dem Namen »Aion« und nennt auch die ganze Entstehung unserer Zeit Aion, sofern es dem Aion eigen ist, das Alte und das Unveränderliche und das Sein im ganzen zu messen. Zeit aber nennt sie das, was im Entstehen und Vergehen und in Veränderung ist und was sich jeweils anders verhält: Und so sagt die Gotteslehre (= Hl. Schrift), daß wir, die wir hier zeitlich begrenzt sind, am Aion Anteil haben werden, da wir zu dem unvergänglichen und sich immer gleich verhaltenden Aion gelangen werden. Es wird aber in der Heiligen Schrift der Aion auch als zeitlich und als immerwährende Zeit bezeichnet; wir wissen aber aus ihr, daß vielmehr das, was im eigentlicheren Sinn seiend ist, nach dem Aion, das Werdende nach der Zeit benannt und erklärt wird. Wir dürfen nun nicht glauben, das, was nach dem Aion benannt werde, sei gleich ewig mit Gott, der vor dem Aion ist; vielmehr müssen wir unabwendbar der höchst ehrwürdigen Schrift folgen und das, was im Aion und in der Zeit ist, nach der bei ihnen bekannten Weise verstehen; in der Mitte zwischen dem Seienden und dem Werdenden steht das, was sowohl am Aion als auch an der Zeit Anteil hat. Gott aber müssen wir preisen als Aion und als Zeit und als Urheber aller Zeit und des Aion, als den Alten der Tage, als vor der Zeit und über der Zeit und die wechselnden Augenblicke und Zeiten bewirkend; und wiederum als vor den Aionen bestehend, da Er vor dem Aion und über dem Aion ist, und da Seine Herrschaft eine Herrschaft über alle Aionen ist. Amen.