6. In welchem Sinn Gott ähnlich genannt wird
Wenn aber jemand Gott ähnlich nennt als Denselben und als durch und durch in Sich selbst geeint und ungeteilt ähnlich, so ist der Gottesname »ähnlich« nicht zu verwerfen. Die Theologen jedoch sagen, daß Gott, der über alles ist, als Er selbst niemandem ähnlich ist, sondern die Ähnlichkeit mit Gott denen schenke, die sich Ihm zuwenden und Ihn nach (ihren) Kräften nachahmen, der über alle Begrenzung und allen Begriff ist. Und darin besteht die Kraft der Gottähnlichkeit: alles Erschaffene zu seinem Urheber hinzuwenden. Diese Dinge also sind gottähnlich zu nennen und nach Gottes Bild und Gleichnis geschaffen; nicht aber ist Gott ihnen ähnlich zu nennen, denn nicht einmal der Mensch ist seinem eigenen Bild ähnlich; es können ja wohl gleiche Dinge einander ähnlich sein, und auf beide kann diese Ähnlichkeit bezogen werden, so daß sie einander ähnlich sind im Hinblick auf eine ursprüngliche Form der Ähnlichkeit; für die Ursache und das Verursachte aber geben wir diese Wechselbezogenheit keineswegs zu. Denn Gott schenkt nicht nur diesen oder jenen das Ähnlichsein, sondern ist für alles, was an der Ähnlichkeit Anteil hat, Ursache des Ähnlichseins und ist auch Urheber der Ähnlichkeit an sich; und was immer in allen Dingen ähnlich ist, ist es durch eine Spur der göttlichen Ähnlichkeit und bringt ihre Verbindung zum Abschluß.