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Werke Gregor von Tours (538-593) Historiarum libri x Zehn Bücher fränkischer Geschichte
Drittes Buch.

14. Vom Ende Munderichs

Munderich aber, der ein Vetter der Könige zu sein sich rühmte, schwoll von Hochmut und sprach: »Was habe ich mit König Theuderich zu schaffen?1 Der königliche Thron gebührt mir so gut wie ihm. Jch werde ausziehn und mein Volk sammeln und mir von ihm huldigen lassen, daß Theuderich wisse, ich bin ein König so gut wie er.« Und er zog aus und begann das Volk zu verlocken, indem er sprach: »Ich bin Fürst, folget mir, so wird es euch wohl gehen2.« Es folgte ihm auch eine Menge von gemeinem Volke nach, wie denn die menschliche Schwachheit sich so leicht verführen läßt, schworen ihm den Eid der Treue und ehrten ihn gleich einem Könige. Als aber Theuderich solches erfuhr, sandte er zu ihm und sprach: »Komm zu mir, und hast du Anspruch auf irgend etwas von meiner königlichen Herrschafh so nimm es.« Doch nicht aufrichtig meinte Theuderich solche Worte, sondern er gedachte ihm das Leben zu nehmen, wenn er käme. Jener aber wollte nicht kommen.

»Gehet«, sprach er, »und faget eurem König, ich sei ein König so gut wie er.« Da ließ der König sein Heer aufbrechen, um S. 149 ihn zu überwältigen und zu züchtigen. Als jener dies erfuhr und sah, daß er nicht stark genug war, sich zu behaupten, zog er sich mit all seiner Habe in die Mauern der Burg Bitry3 zurück und wollte sich hier verteidigen mit allen denen, die sich um ihn geschart hatten. Das Heer des Königs aber brach aus, umschloß die Burg und belagerte sie sieben Tage lang. Munderich aber mit den Seinigen bot ihnen Widerstand und sprach: »Laßt uns tapfer aushalten, laßt uns vereint bis in den Tod kämpfen und unsren Nacken nicht den Feinden beugen« Da das Heer nun ringsherum die Burg beschoß und doch nichts ausrichten konnte, meldete man es dem Könige. Und dieser entfandte einen von seinen Leuten, mit Namen Aregisil, und trug ihm folgendes auf: »Du siehst«, sprach er, »wie dieser Abtrünnige in seinem Trotze beharrt, gehe also hin und versprich ihm mit einem Eide, daß er freien Abzug erhalten folle. Wenn er aber dann abzieht, so töte ihn und vertilge seinen Namen aus unsrem Reiche.« Da ging Aregisil fort und tat nach dem, was ihm befohlen war. Nachdem er mit seinen Leuten ein Zeichen verabredet und ihnen gesagt hatte: »Wenn ich dies und das gesagt habe, dann stürzt auf ihn los und tötet ihn,« ging er zu Munderich hinein und sprach zu ihm: »Wie lange willst du hier sitzen, wie einer, der nicht bei Sinnen ist! Oder kannst du etwa dem Könige lange Widerstand leisten? Sieh, wenn er die Zufuhr dir abschneidet und der Hunger dich übersallen wird, dann wirft du doch notgedrungen abziehen müssen, in die Hände deiner Feinde fallen, und sie werden dich totschlagen wie einen Hund. Höre doch lieber auf meinen Rat und ergib dich dem Könige, auf daß du das Leben behaltest, du und deine Kinder« »Solche Reden machten den Munderich weich und er sprach: »Ziehe ich ab, so falle ich in die Hände des Königs, und er läßt mich töten, wie Kinder und alle meine Freunde, die sich um mich geschart«

S. 150 Aregisil aber antwortete: »Fürchte dich nicht, denn wenn du ab. ziehen willst, gelobe ich dir mit einem Ende, daß deiner Schuld nicht gedacht werden soll, und tritt unbesorgt hin vor den König. Fürchte dich also nicht, denn du sollst fortan ihm eben so wert sein, wie vordem« Hierauf erwiderte Munderich: »Wenn ich nur sicher wäre, daß er mich nicht töten läßt» Und sofort berührte Aregisil mit seinen Händen den heiligen Altar und schwor, daß er sicher abziehen könne. Auf diesen Schwur trat Munderich aus dem Burgtor hervor an Aregisils Hand; dessen Leute aber standen von ferne und hatten alle die Augen auf ihn gerichtet. Da sagte Aregisil, und dies war das verabredete Zeichen: »Was sehet ihr Leute denn so starr hierher? Habt ihr denn Munderich niemals gesehen?« Und sogleich stürzten sie auf ihn los. Aber jener durchschaute jetzt alles und sprach:

»Klar und deutlich sehe ich jetzt, daß du mit diesen Worten deinen Leuten das Zeichen gegeben hast, mich zu ermorden, aber wahrlich, ich sage dir, dieweil du mich durch Meineid täuschtest, soll dich niemand mehr lebend sehen« Und er schleuderte seinen Speer auf die Schultern des Mannes und durchbohrte ihn; da sank dieser nieder und starb. Dann zogen er und die Seinigen ihr Schwert, und sie richteten ein großes Blutbad unter den Leuten des Aregisil an. Bis er den letzten Atem aushauchte, streckte Munderich jeden nieder, den er erreichen konnte. Seine Habe wurde nach seinem Tode für den königlichen Schatz eingezogen.


  1. Mark« Z, 77 87 287 27  ↩

  2. Vgl. 2. Buch d. Kön. 25, 24, Jer. 409s ↩

  3. Vjtry-le-I3ku16 in der Champagne (D6p. Marne). ↩

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