28. Wie Childebert und Theudebert gegen Chlothachar zogen
Childebert aber und Theudebert brachen mit ihrem Heer auf und wollten gegen Chlothachar zu Felde ziehen. Und da dieser es hörte und meinte, er könne es mit ihrer Heeresmacht nicht aufnehmen, floh er in einen Wald1 und legte hier im Gebüsch große Verhaue an. Seine ganze Hoffnung setzte er allein auf die Gnade Gottes. Auch die Königin Chrodichildes kam, als sie dies vernahm, zum Grabe des heiligen Martinus, warf sich nieder zum Gebet und wachte die ganze Nacht. Sie flehte zu Gott, daß nicht zwischen ihren Söhnen der Bruderkrieg ausbrechen möchte. Jene aber zogen mit ihrem Heere S. 165 heran, belagerten Chlothachar und machten einen Anschlag, wie sie am folgenden Tage ihn töteten. Doch als der andere Morgen anbrach, erhob sich an dem Ort, wo sie versammelt waren, ein Sturm, warf die Zelte um, zerstreute das Gepäck und kehrte alles von oben nach unten; Blitze, Donner und Hagel stürzten durcheinander auf sie herab. Sie selbst fielen vornüber auf den mit Schloßen bedeckten Boden und wurden von den herabfallenden Hagelkörnern schwer getroffen, denn es war ihnen kein anderes Schutzmittel geblieben als ihre Schilde. Es bangte sie aber am meisten, sie möchten von den himmlischen Blitzen getroffen werden. Auch ihre Pferde wurden weit weg zerstreut, so daß man sie zum Teil erst zwanzig Stadien2 von dort wiederfand; manche wurden auch garnicht gefunden. Darauf taten jene, von den Schloßen, wie wir erzählten, getroffen und zu Boden gestreckt, Buße und baten Gott um Verzeihung dafür, daß sie etwas gegen ihr eigen Blut unternehmen wollten. Über Chlothachar war aber auch nicht ein einziger Regentropfen gefallen, und nicht ein Donnerschlag auf seiner Seite gehört worden, auch vom Sturme hatte man dort nichts verspürt. Seine Brüder fchickten darauf Gesandte zu ihm uud baten um Abkommen und Vertrag. Als sie dies erlangt, kehrten sie zur Heimat zurück. Niemand aber darf daran zweifeln, daß der heilige Martinus es war, der dies Wunder auf die Bitte der Königin bewirkte.
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Der Liber historiae Francorum (727 entstanden), der sonst an dieser Stelle (»c. 25) Gregor ausschreibt, ergänzt dessen Angabe dahin, es sei der Wald von seltelaunum gewesen. Nach derselben Quelle (c. 38) sucht dort später auch der neustrische König Chlothar II. (der Enkel unseres Chlothar) Schutz vor seinen austrasischen Betwandten. Nach Longnon 137 handelt es sich um die Foret de la Brotonne, am linken Seineufer, gegenüber von Caudebec, westlich von Nonen. ↩
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Dreieinhctlb bis vier Kilometer. ↩