2. Wie Merovech Brunichilde zur Gemahlin nahm
Chilperich aber schickte seinen Sohn Merovech mit einem Heere gegen Poitiers. Jener wich jedoch von der Bestimmung seines Vaters ab, kam nach Tours und blieb hier in den S. 6 Tagen des heiligen Osterfestes(1) Sein Heer verwüstete die Umgegend der Stadt gar sehr. Indem er sich aber stellte, als wolle er zu seiner Mutter(2) gehen, begab er sich nach Rouen, traf hier mit der Königin Brunichilde zusammen und nahm sie zur Frau. Da Chilperich dies hörte, daß er gegen Recht und kirchliches Gebot sich dem Weibe seines Oheims verbunden habe, brach er höchlich erzürnt in größter Eile nach der besagten Stadt auf. Sie flüchteten sich aber, als sie erfahren hatten, daß er sie zu trennen entschlossen sei, in die Kirche des heiligen Martinus, welche dort auf der Stadtmauer aus Holzbrettern erbaut steht. Als der König daselbst angelangt war, versuchte er durch mancherlei Kunstgriffe sie von dort herauszulocken, jene aber meinten, es sei nur Trug und glaubten ihm nicht, bis er ihnen einen Schwur leistete und versicherte, er denke nicht daran, wenn dies so Gottes Wille gewesen sei, sie zu scheiden. Als sie diesen Eid von ihm empfangen hatten, kamen sie aus der Kirche, er küßte sre, nahm sie geziemend auf und speiste mit ihnen. Nach wenigen Tagen aber kehrte der König nach Soissons zurück und nahm Merovech mit sich.