4. Wie Roccolen nach Tours kam
In diesen Tagen kam Roccolen, von Chilperich ab-geschickt, nach Tours und führte hohe Reden. Er schlug jenseits der Loire sein Lager auf und schickte Boten zu uns(1), wir sollten Gunthramn, der damals wegen Theudeberts Tod verfolgt wurde(2), aus der heiligen Kirche schaffen. Wenn wir dies nicht täten, würde er die Stadt und alle Vorstädte einäschern lassen. Als wir dies gehört hatten, schickten wir Botschaft an ihn, ihm zu sagen, niemals sei irgendwann geschehen, was er verlange; aber auch wir könnten niemals zugeben, daß die heilige Kirche entweiht werde; wenn dies aber geschehe, so werde das weder ihm noch dem Könige, der solche Befehle ihm übertragen hätte, zum Glück gereichen; er solle lieber Ehrfurcht vor der Heiligkeit des Bischofs Martinus beweisen, durch dessen Wunderkraft noch tags zuvor gelähmte Glieder gerade gerichtet worden wären(3). Er aber wurde hierdurch gar nicht irre gemacht, sondern ließ, da er in einer Besitzung der Kirche jenseits der Loire seinen Sitz aufgeschlagen hatte, das Haus selbst, das mit Nägeln zusammengeschlagen war, zerstören. Von diesen Nägeln(4) trugen die von Le Mans, die damals mit ihm gekommen waren, ganze Säcke davon, verwüsteten die Felder und verheerten alles. Roccolen aber wurde, da er solches sich unterstand, S. 11 vom Zorne Gottes getroffen, die Gelbsucht befiel ihn, und seine Farbe wurde wie Safran. Dennoch schickte er wieder seine trotzigen Befehle zu uns und sprach: „Wenn ihr nicht noch heute den Herzog Gunthramn aus der Kirche schaffet, so will ich alles, was um die Stadt grün ist, so zertreten lassen, daß man den Pflug über diese Stätte ziehen kann." Inzwischen kam der heilige Tag von Epiphania und er sing an mehr und mehr zu leiden. Da ging er auf den Rat der Seinigen über den Fluß und kam in die Stadt. Als man nun unter Chorgesängen aus der Hauptkirche zu der Kirche des heiligen Martinus zog, folgte er, auf ein Pferd gesetzt, hinter dem Kreuze und vor ihm trug man die Kirchenfahnen. Da er aber in die heilige Kirche hineintrat, legte sich sein Zorn und sein Dräuen, und wie er von der Hauptkirche wieder zurückgekehrt war, konnte er an jenem Tage keinen Bissen mehr zu sich nehmen. Danach zog er, als er schon ganz von Kräften war, nach Poitiers. Es waren gerade die heiligen Tage der großen Fasten, während deren er jedoch häufig junge Kaninchen aß. Als er schon seine Anordnungen getroffen hatte, am 1. März die Einwohner von Poitiers heimzusuchen und hart mitzunehmen(1) gab er tags zuvor seinen Geist auf. So kam sein Stolz und Übermut zur Ruhe.