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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Grégoire de Tours (538-593) Historiarum libri x Zehn Bücher fränkischer Geschichte
Fünftes Buch.

5. Von den Bischöfen von Langres

Zu jener Zeit schrieb Felix(2), der Bischof der Stadt Nantes, einen Brief an mich voller Schmähungen, in dem er S. 12 auch anführte, mein Bruder(1) sei nur deshalb erschlagen worden, well er nach dem Bistum lüstern seinen Bischof getütet habe. Mer er schrieb dies nur, weil sein Sinn nach einem Hofe meiner Kirche stand, und da ich ihm diesen nicht geben wollte, stieß er gegen mich, wie gesagt, wutentbrannt tausend Schmähungen aus. Ich aber antwortete ihm einst so: „Erinnere dich der Rede des Propheten: ,Wehe denen, die ein Haus an das andere ziehen und einen Acker zum ändern bringen! Sollen sie allein das Land besitzen?(2)' O daß du doch Bischof von Marseille geworden wärest, dann würden die Schiffe dir niemals Öl oder andere Waren bringen, sondern nur Papyrus(3), damit du um so mehr Raum hättest, durch deine Feder brave Männer zu verunehren. Mer der Mangel an Papier setzt nun deiner bösen Zunge ein Ziel". Er war nämlich ein Mensch von unendlicher Habsucht und Selbstüberhebung. Mer ich will davon schweigen, um nicht als seinesgleichen zu erscheinen, und nur auseinandersetzen, wie mein Bruder aus dieser Welt fortgerafft wurde, und wie schnelle Rache der Herr über seinen Mörder verhängt hat.

Als der heilige Tetricus, Bischof von Langres(4), hoch in die Jahre kam und den Diakon Lampadius, den er zum Verwalter gehabt hatte, absetzte, billigte mein Bruder, weil er den Armen Beistand leisten wollte, die von diesem Manne arg ausgeplündert waren, seine Absetzung, lud aber deshalb großen S. 13 Zorn auf sich. Bald darauf wurde der heilige Tetricus vom Schlage getroffen, und da die Mittel der Ärzte nichts mehr ausrichteten, geriet die Geistlichkeit in große Unruhe und bat, da sie gleichsam ihres Hirten schon beraubt war, um die Einsetzung des Munderich. Dieser wurde ihr auch vom König zugestanden, erhielt die Tonsur und wurde zum Bischof eingesetzt, in der Art jedoch, daß er, solange der heilige Tetricus lebe, als Erzpriester die Burg Tonnerre verwalte und dort sich aufhalte, wenn jener aber abscheide, ihm dann folge. Während er nun auf jener Burg verweilte, zog er den Zorn des Königs auf sich. Es wurde nämlich gegen ihn aufgebracht, er habe Sigibert, als er gegen seinen Bruder Gunthramn zog(1), Lebensmittel und Geschenke gebracht. Deshalb wurde er von der Burg fortgeschleppt und in einem engen und dachlosen Turm am Ufer der Rhone interniert. Als er hier fast zwei Jahre unter schweren Leiden zugebracht hatte, wurde ihm auf Bitten des heiligen Bischofs Nicetius erlaubt, sich nach Lyon zurückzuziehen, und er wohnte zwei Monate bei Nicetius. Aber er konnte es nicht vom Könige erlangen, daß er wieder an den Platz gesetzt wurde, von wo er entfernt worden war. Deshalb entwich er bei Nacht, trat zum König Sigibert über und wurde zum Bischof von Arisitum(2) eingesetzt. Hier hatte er unter sich ungefähr fünfzehn Kirchspiele, welche früher die Goten besessen hatten, die jetzt aber Dalmatius, der Bischof von Rhodez, verwaltet. Als nun Munderich in die Ferne gezogen war, verlangten die von Langres dieses zweite Mal zu ihrem Bischof den Silvester, der mit uns und dem heiligen Tetricus verwandt war. Und zwar verlangten sie ihn auf Betrieb meines Bruders. Inzwischen starb der S. 14 heilige Tetricus(1) jener erhielt die Tonsur, wurde zum Priester geweiht und ihm über alles kirchliche Eigentum Gewalt übertragen. Schon schickte er sich zur Reise an, um in Lyon die bischöfliche Weihe zu erhalten, da wurde er, der schon längere Zeit an der Fallsucht litt, plötzlich von dieser Krankheit heftiger ergriffen, und völlig ohne Besinnung lag er zwei ganze Tage in fürchterlichem Stöhnen und hauchte am dritten Tage den letzten Atem aus. — Als dies geschehen war, verband sich Lampadius, der, wie wir oben erzählt haben, um sein Amt und sein Einkommen gebracht war, aus Haß gegen den Diakon Petrus(2) mit dem Sohne Silvesters, indem er erdichtete und fest behauptete, sein Vater sei von Petrus durch böse Künste umgebracht worden. Der junge und leichtsinnige Mensch glaubte dies, ergrimmte gegen ihn und klagte ihn öffentlich als Mörder seines Vaters an. Als jener dies hörte, begab er sich zu einem Gerichtstag, der anberaumt war, zu dem heiligen Nicetius, meiner Mutter Oheim(3), nach Lyon, reinigte sich hier in Gegenwart des Bischofs Syagrius(4) und vieler ändern Bischöfe und weltlichen Großen durch einen Eid und schwor, er habe niemals mit dem Tode Silvesters etwas zu tun gehabt. Zwei Jahre nachher aber begegnete der Sohn Silvesters, abermals von Lampadius aufgeregt, dem Diakon Petrus auf der Straße und traf ihn so mit seinem Speere, daß er starb. Darauf wurde mein Bruder vom Platze weggetragen und nach der Burg von Dijon gebracht, wo er neben dem heiligen Gregorius, unserm Urgroßvater, begraben liegt(5). Sein Mörder aber begab sich auf die Flucht und ging zu König Chilperich S. 15 über, so daß sein Hab und Gut an König Gunthramns Kronschatz fiel(1). Und als jener wegen seines Verbrechens an vielen Orten herumirrte und keine sichere Stätte fand, wo er verweilte, traf es sich einst — wie ich glaube, schrie das unschuldig vergossene Blut gegen ihn zur Allmacht Gottes —, daß er an einem Orte auf der Reise einen ganz unschuldigen Menschen mit dem Schwerte anfiel und tötete. Dessen nächste Verwandte, erbittert über den Mord, liefen zusammen, zogen die Schwerter und hieben ihn gliedweise in Stücke. Solches Ende hatte nach Gottes gerechtem Ratschluß dieser Elende, daß er, der seinen schuldlosen Nächsten getötet hatte, auch selbst in seiner Schuld nicht länger leben sollte. Es widerfuhr ihm dies im dritten Jahre danach. Nach dem Tode Silvesters verlangten die von Langres abermals einen Bischof und erhielten den Pappolus, der einst Archidiakon von Autun gewesen war. Dieser vollführte, wie man versichert, viele Ungerechtigkeiten, welche ich aber nicht nacherzählen will, auf daß es nicht scheine, als wollte ich meine Brüder herabsetzen. Doch kann ich nicht übergehen, welches Ende er gehabt hat. Im achten Jahre seines Bistums, als er eine Rundreise in den Kirchspielen und Höfen seiner Kirche machte, erschien ihm in einer Nacht der heilige Tetricus mit drohender Miene und sprach zu ihm also: „Was machst du hier, Pappolus? Was befleckst du meinen Sitz? Was plünderst du meine Kirche? Was zerstreust du so die mir anvertrauten Schafe? Fort von hier, steige herab von diesem Sitz und weiche fern von dieser Gegend." Und da er dies sagte, traf er mit kräftigem Schlag seine Brust mit einer Rute, welche er in der Hand hielt. Jener erwachte davon, und da er noch darüber nachdachte, was es sei, fühlte er einen bohrenden Stich an jener Stelle und wurde von heftigen S. 16 Schmerzen gepeinigt. Er verschmähte Speise und Trank und sah seinen Tod schon vor Augen. Kurz, am dritten Tage überfiel ihn ein Blutsturz, und er gab seinen Geist auf. Darauf wurde er nach Langres gebracht und dort begraben.

An seine Stelle trat Abt Mummolus, den man den Guten nannte, als Bischof1 Man preist ihn hoch, er sei keusch, nüchtern, mäßig, stets bereit zu allen guten Werken, liebe die Gerechtigkeit und übe auf jegliche Weise christliche Liebe. Als er das Bistum erhalten hatte und in Erfahrung brachte, daß Lampadius von den Kirchengütern vieles sich unrechtlich angeeignet und von dem Raube an den Armen sich Äcker, Weinberge und Knechte gewonnen habe, nahm er ihm alle seine Habe und verwies ihn aus seiner Nähe. So lebt jener jetzt in der größten Armut und erwirbt seinen Lebensunterhalt mit seiner Hände Arbeit. Doch genug hiervon.


  1. Er erscheint als solcher auf den -on-ilen von MLcon 5SS und 585. ↩

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