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Bibliothek der Kirchenväter
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Werke Gregor von Tours (538-593) Historiarum libri x Zehn Bücher fränkischer Geschichte
Fünftes Buch.

36. Von dem Bischofe Heraclius und dem Grafen Nanthin

S. 70 An dieser Krankheit siechte auch der Graf Nanthin von Angoulöme hin und starb. Wie er aber an den Priestern und den Kirchen Gottes gehandelt hat, darüber muß ich etwas weiter ausholen. Sein Oheim Marachar hatte lange in dieser Stadt die Grafschaft bekleidet, später aber dies Amt niedergelegt und sich der Kirche geweiht. Er wurde Geistlicher und zum Bischof bestellt. Ein stets wachsamer Hirt, errichtete und baute er Kirchen und Kirchenhäuser aus, wurde aber im siebenten Jahr seines Bistums durch Gift, das von seinen Feinden in einen Fischkopf getan war, da er ihn ohne Argwohn genoß, grausam ermordet. Aber nicht lange schob die göttliche Gnade die Strafe auf. Denn Frontonius, auf dessen Betrieb dies Verbrechen vollführt war und der sogleich das Bistum an sich riß, lebte nur ein Jahr in demselben, da ereilte ihn S. 71 das Gericht Gottes, und er starb. Nach seinem Tode wurde Heraclius, ein Priester von Bordeaux, der einst Gesandter Childeberts I. gewesen war, zum Bischof eingesetzt. Nanthin bewarb sich nun um die Grafschaft der Stadt, um dem Morde seines Oheims auf die Spur zu kommen. Und als er Graf geworden war, tat er dem Bischof vieles Leid an, denn er sagte zu ihm: „Die Mörder, die meinen Oheim getötet haben, hast du bei dir, und du ziehst sogar Priester zu deinem Tische, die um diese Schuld wußten." Und als die Feindschaft allmählich immer mehr zunahm, fing er an, die Höfe der Kirche, die Marachar im Testamente ihr hinterlassen hatte, gewaltsam zu überfallen; denn er behauptete, die Kirche dürfe nicht das Hab und Gut eines Erblassers erhalten, der von ihren eigenen Geistlichen getötet sei. Endlich ließ er, als schon mehrere Laien getötet waren, sogar einen Priester greifen und binden und stieß nach ihm mit seinem Speere. Und da er noch lebte, band man ihm die Hände auf den Rücken, hing ihn an einen Pfahl und suchte ein Geständnis aus ihm herauszulocken, ob er teil an jener Sache gehabt hätte. Er leugnete es, und da er aus seiner Wunde stark blutete, verschied er. Hierüber erzürnt, ließ der Bischof dem Grafen die Kirchtüren schließen. Als aber die Bischöfe bei der Stadt Saintes zusammenkamen, suchte Nanthin sich mit dem Bischöfe zu versöhnen. Er versprach, er wolle alles Eigentum der Kirche, das er ohne Grund ihr genommen habe, zurückgeben und sich dem Bischof willfährig zeigen. Der Bischof gab dem Willen seiner Mitbrüder nach, gewährte alles, worum jener bat, befahl die Sache des Priesters dem allmächtigen Gott und nahm den Grafen wieder in Liebe auf. Dieser kehrte hierauf nach der Stadt zurück und plünderte und zerstörte jene Häuser, die er mit Gewalt an sich gerissen hatte. „Wenn die Kirche", sagte er, „dies wieder erhält, so soll sie es min- S. 72 destens wüste und leer finden." Darüber wurde der Bischof abermals zornig und schloß ihn wiederum von der Gemeinschaft aus. Indessen vollendete der heilige Bischof seinen Lebenslauf und ging zum Herrn heim; Nanthin aber wurde von einigen Bischöfen, indem er Bestechung und Schmeicheleien anwandte, wieder in die Gemeinschaft ausgenommen. Wenige Monate nachher wurde er jedoch von der erwähnten Krankheit ergriffen, und in der Hitze des Fiebers rief er wiederholentlich aus: „Wehe, wehe mir! Vom Bischof Heraclius werde ich gepeinigt, von ihm werde ich geplagt, von ihm vor Gericht gefordert. Ich erkenne mein Verbrechen und weiß, daß ich ihm ohne seine Schuld Leid zugefügt habe. Möchte ich nur bald sterben, damit ich nicht länger von diesen Foltern gepeinigt werde." Und als er dies im heftigsten Fieber ausrief, verließen ihn die Kräfte seines Körpers, und er hauchte seine elende Seele aus. Da zeigte es sich deutlich, daß diese Strafe zur Rache für den Bischof über ihn gekommen war; denn sein Leichnam wurde so schwarz, daß er auf Kohlen gelegt und verbrannt zu sein schien. Daher möge jedermann voll Staunen und Entsetzen sein Ende erwägen und sich vorsehen, daß er den Priestern kein Leid zufüge. Denn Gott rächt seine Diener, die auf ihn hoffen.

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